Vermögensverwalter müssen Risiken identifizieren und managen

Chance nutzen und im aktuellen Kapitalmarktumfeld Qualität unter Beweis stellen

Vermögensverwalter müssen Risiken identifizieren und managen

Von Dr. Wolfgang Leoni, Vorstandsvorsitzender und Chief Investment Officer Sal. OppenheimJammern ist der Gruß der Kaufleute. Das wussten schon die alten Phönizier. Banken und Vermögensverwalter greifen derzeit diese Tradition auf und klagen über dauerhaft niedrige Zinsen und zunehmende Reglementierung. Doch das Umfeld bietet auch Vorteile: Gute Vermögensverwalter haben jetzt die Chance, ihre Qualität unter Beweis zu stellen.In den vergangenen Jahrzehnten war es selbst mit einer starren Portfolioallokation von zum Beispiel 70% Staatsanleihen und 30% Aktien leicht, im Windschatten der tendenziell positiven Marktentwicklung eine gute Performance zu erzielen. Das ausreichend hohe Renditeniveau sorgte zudem für eine maßvolle Volatilität im Depot: In der Regel federten die Rentenbestände das Portfolio gegen schlechte Aktienjahre ab.In der aktuellen Kapitalmarktsituation haben Rentenanlagen ihre Pufferfunktion verloren, da der nied-rige Kupon Zinsanstiege nicht mehr abfedert. Aktien- und Rentenmärkte laufen oftmals in die gleiche Richtung, so dass der Diversifikationseffekt entfällt. Die risikolosen Erträge von einst sind ertragslosen Risiken gewichen: Bei einem Rentenportfolio mit längeren Restlaufzeiten kann schon ein geringfügiger Zinsanstieg zu zweistelligen prozentualen Verlusten führen.Aus dem derzeitigen Kapitalmarktumfeld ergeben sich zwei wichtige Konsequenzen:1. Der strategischen Assetallokation kommt eine höhere Bedeutung zu als in früheren Jahren. Das langfristige Mischungsverhältnis der Assetklassen entscheidet noch stärker über die langfristige Wertentwicklung des Depots. Hier sollten Anleger vor allem über Umschichtungen innerhalb des Rentenbausteins sowie über die Beimischung von alternativen Anlageklassen wie Immobilien, Private Equity, marktunabhängige Investments oder Rohstoffe nachdenken.2. Risikomanagement gewinnt an Bedeutung, wobei die klassische Unterscheidung von (Staats-)Anleihen als risikoarme und Aktien als risikobehaftete Anlage zu kurz greift. Vermögensverwalter sollten Risiken unabhängig von der Assetklasse identifizieren, quantifizieren und managen. Mit modernem Risikomanagement können sie Anlegern zum Beispiel die Renditechancen eines Aktieninvestments ermöglichen und gleichzeitig mit einer konservativen Low-Volatility-Strategie die Schwankungsbreite des Aktienportfolios gezielt reduzieren.Wichtig ist bei einer solchen Strategie natürlich die Auswahl der “richtigen” Aktien. In einem aktiven und quantitativen Portfoliomanagement stützt sich diese Selektion auf umfassende computergestützte Analysen, mit denen eine Vielzahl von Titeln fortlaufend bewertet werden. Zahlreiche Datenpunkte mit Prognosekraft liefern ein umfassendes Bild über die Gewinn- und Finanzsituation des Unternehmens, zu Einschätzungen der Analysten sowie technischen Indikatoren. Bei der Beurteilung des Kurspotenzials sollte der Fokus auf die Faktoren gerichtet sein, die gerade für die Kursentwicklung maßgeblich sind.Aus den prognostizierten Outperformern wird dann das Aktienportfolio erstellt, das die geringsten Wertschwankungen erwarten lässt. Viele Anleger können mit einem solchen Investment – etwa über einen europaweit oder global investierenden Fonds – am Aktienmarkt partizipieren, ohne dabei ihr Risikobudget zu überlasten.Indem man die Aktienselektion mit einer risikomindernden Portfoliokonstruktion kombiniert, wird die Assetklasse Aktien in ihre Ertrags- und Risikobestandteile zerlegt und neu zusammengesetzt. Der hierfür in unserem Hause zugrundeliegende, quantitative Investmentansatz kann auf einen erfolgreichen institutionellen Track Record über 14 Jahre mit einer Information Ratio über 1 zurückblicken. Insbesondere die schwankungsarmen Strategien haben in diesem Zeitraum signifikant höhere Wertentwicklungen erzielt als marktübliche Aktienindizes.Eine Neuausrichtung des Gesamtportfolios sollten Anleger daher in Erwägung ziehen. Wenn sie mit bloßem Festhalten an einmal getroffenen Investments nur die dürftigen Marktrenditen abbilden, werden sie schon bald ins Jammern der Kaufleute einstimmen.