Verschärfter Fusionsdruck bei den Kreditgenossen

Institute in Rheinland und Westfalen machen gegen Regulierung mobil - Ergebnisse sinken weiter

Verschärfter Fusionsdruck bei den Kreditgenossen

ahe Düsseldorf – Im Rheinland und in Westfalen führen die steigenden regulatorischen Kosten zu immer mehr Zusammenschlüssen unter den Kreditgenossenschaften. Nachdem der Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband (RWGV) bereits 2014 und 2015 jeweils fünf Fusionen unter den Mitgliedsinstituten gezählt hatte, stehen für dieses Jahr jetzt schon mindestens acht Zusammenschlüsse fest auf der Agenda. Es gebe kaum ein Institut, das derzeit keine Gespräche führe, sagte RWGV-Vorstand Siegfried Mehring in Düsseldorf. Warnung vor neuer KriseAktuell gehören zum RWGV noch 180 Geschäftsbanken, darunter zehn Sonderinstitute wie Kirchenbanken, die GLS Bank oder die Apo-Bank. Vor zehn Jahren waren es noch gut 50 Institute mehr gewesen. Der RWGV-Vorstandsvorsitzende Ralf W. Barkey forderte erneut, bei der Regulierung stärker zwischen großen und kleinen Banken zu unterscheiden. Bei den internationalen Geschäftsbanken seien strengere Eigenkapitalanforderungen geboten, sagte er. Bei den kleineren und nicht systemrelevanten Instituten wie den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken müssten dagegen die regulatorischen Bürden und die ausufernden Meldepflichten deutlich reduziert werden.Nach Einschätzung von Barkey hat die aktuelle Bankenregulierung zudem das “Too big to fail”-Problem nicht gelöst, sondern im Gegenteil noch verschlimmert. “Die größten Banken in Europa werden immer mächtiger. Gleichzeitig werden kleine Banken durch überzogene Vorschriften zur Konsolidierung getrieben”, kritisierte der Verbandschef und warnte vor einer neuen Finanzmarktkrise.Bei den Kreditgenossen in Rheinland und Westfalen hat die Regulierung neben der Niedrigzinsphase 2015 für erneuten Ergebnisdruck gesorgt. Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank vorläufigen Zahlen zufolge erneut um 2 % auf gut 1,7 Mrd. Euro, der Vorsteuergewinn um 3 % auf etwa 1,5 Mrd. Euro. Ergebnisstabilisierend haben sich nach Angaben von Barkey die strenge Kostendisziplin sowie ein um rund 7 % höheres Provisionsergebnis ausgewirkt. Die Cost-Income-Ratio lag mit 64 % moderate zwei Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau.Ein Ende des negativen Ergebnistrends mochte der Verband für das laufende Jahr nicht prognostizieren. Vorstandsmitglied Mehring sprach davon, dass 2016 ein weiteres “geschäftspolitisch anspruchsvolles Jahr” werde. Allerdings kämen die Kreditgenossenschaften mit dem aktuellen Ergebnisniveau noch zurecht. Mit einer harten Kernkapitalquote von aktuell 15,4 % seien die Institute gut auf die anstehenden Herausforderungen vorbereitet. Kreditnachfrage steigtUnterstützung kommt derzeit zudem von der guten Konjunktur, die auch die Kreditnachfrage sowohl von Firmen- als auch von Privatkundenseite weiter treibt. Im vergangenen Jahr kletterte das Kreditvolumen der RWGV-Banken um 4,7 % auf knapp 127 Mrd. Euro. Das Wachstum beim Firmenkreditbestand lag deutlich über dem des Gesamtmarktes. Firmenkredite machen unter den Instituten der Region etwa 37 % der Bilanzsumme aus – deutlich mehr als bei den deutschen Großbanken.