Zahlungsverkehr

Verschobene ISO20022-Migration erzürnt Marktteilnehmer

Weil in zwei EU-Ländern getrödelt wurde, muss nun die gesamte ISO20022-Migration auf kommenden März verschoben werden. Das sorgt für Beef auf Social Media.

Verschobene ISO20022-Migration erzürnt Marktteilnehmer

In der Payment-Branche regt sich Unmut über die in der vergangenen Woche vom European Payments Council (EPC) bekannt gegebene Verschiebung von vier Sepa-Funktionalitäten im Rahmen der ISO20222-Migration. Dabei geht es um den sogenannten XML-Messaging-Standard, der eigentlich von allen Marktteilnehmern ab dem 19. November übernommen werden sollte.

Diese Migration wird nun auf den 17. März 2024 verschoben, da der EPC festgestellt hatte, dass mindestens zwei Sepa-Länder so weit hinterherhinken, dass eine in der Gesamtheit erfolgreiche Umstellung gefährdet sei. Es sei bei einigen Marktteilnehmern zu Verzögerungen gekommen und damit die Notwendigkeit für zusätzliche Tests entstanden.

Diese Verzögerung ist nun von einigen Marktteilnehmern in den Sozialen Medien mit bissigen Kommentaren bedacht worden. Unter dem Linkedin-Beitrag des EPC merkt eine französische Beraterin an, man habe das doch eigentlich schon seit 2020 umsetzen müssen; ein anderer merkt lakonisch an "Warum mögen wir Verzögerungen?". Ein Corporate-Banking-Spezialist zweifelt an, dass der EPC doch schon vorher hätte solche Signale empfangen müssen und nun sehr kurzfristig die Handbremse zieht. Ein Open-Banking-Spezialist schlägt vor, noch mal auf die Zwischenberichte zu schauen, um festzustellen, wo diese zu positiv gewesen seien. Man habe es im Prinzip schon kommen sehen, denn einige Marktteilnehmer würden immer erst kurz vor knapp updaten.

Es fehlen Sanktionen

Und das ist der springende Punkt in der Diskussion: Auch wenn das Datum für eine Migration schon lange feststeht, trödeln einige Länder immer wieder herum und gefährden damit die Umsetzung – während andere vorbildlich ihre Projekte vorantreiben und rechtzeitig fertig sind.

So sind die Institute der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) migrationsbereit. Der DPS Gruppe zufolge halten sie an ihrer Planung fest, die neuen Kunde-Bank-Formate (z.B. CCU=Eil-XML) im November umzustellen. Die DPS Gruppe ist ein europaweit tätiges Software- und Consultingunternehmen mit Fokus auf den Zahlungsverkehr. Sie hat zur ISO2022-Migration in den Sepa-Regelwerken auch eine Infoseite bereitgestellt.

Noch zwei Tage vor dem eigentlich geplanten EPC-Umstellungsdatum hatte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) einen Report vorgelegt, in dem sie auf die Anforderungen für harmonisierte ISO20022-Daten im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr hinweist. Die EZB wolle dies bis spätestens Ende 2027 umgesetzt haben, heißt es. Angesichts all der Verzögerungen rund um die große ISO20022-Migration darf man bezweifeln, ob das wie geplant ablaufen wird. Da es keinen Strafenkatalog für unzureichende Compliance in solchen IT-Projekten gibt, entsteht außer Frust bei anderen Marktteilnehmern kein Druck, um das Einhalten von Fristen zu bewirken.

Bei der anstehenden Migration geht es um vier Sepa-Verfahren: Sepa Credit Transfer (SCT), Sepa Instant Credit Transfer (SCT Inst), Sepa Direct Debit Core (SDD Core) und SDD Business-to-Business (SDD B2B). Experten wie der Tech-Unternehmer Anders Rundgren sind mit den Standardisierungsmechanismen rund um ISO20022 unzufrieden. Es würden alte Designs verwendet, die von Vorgängern wie EDI-Systemen stammten und damit nur statische Prozesse beim Messaging verfolgen könnten, so seine über Linkedin verbreitete Einschätzung. Was es bräuchte, wäre ein dynamisches System, das die Nachrichtenübermittlung an die Fähigkeit von Sender und Empfänger anpasst.

Verschobene ISO20022-Migration erzürnt die Payment-Branche

Bissige Social-Media-Kommentare begleiten die Umstellung

bg Frankfurt

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