Versicherer behaupten sich in turbulentem Umfeld
tl Frankfurt
Die deutschen Lebensversicherer waren im vergangenen Jahr deutlich besser als in den Jahren zuvor in der Lage, ihre Leistungsversprechen zu erfüllen. Bei den Schaden-/Unfallversicherern haben hingegen die Unwetter (Ahrtal) deutlich belastet. Dies zeigen die Solvenz- oder Bedeckungsquoten, die der Versicherungsverband GDV am Freitag für die beiden Sparten veröffentlicht hat. Die Zahlen basieren auf den Berichten über Solvabilität und Finanzlage (Solvency and Financial Condition Report SFCR), die Versicherer im Rahmen von Solvency II jährlich veröffentlichen müssen. In diesem Jahr wird dies am 8. April der Fall sein.
8,2 Mrd. Euro Schäden
Die extremen Naturkatastrophen, insbesondere das Unwetter „Bernd“ mit seinen tragischen Auswirkungen insbesondere im Ahrtal hat die deutschen Versicherer mit insgesamt 8,2 Mrd. Euro belastet. „Davon ist die Hälfte bereits bezahlt“, sagte Uwe Ludka, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Finanzregulierung und im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender der Itzehoer Versicherungen, in einem Medienworkshop am Freitag. Dadurch ist die in den Vorjahren um die 290% liegende Solvenzquote 2021 deutlich auf 265 bis 270% gesunken, so die Schätzung des GDV (s. Grafik). Für Ludka ist die Branche aber auch mit dieser Quote noch stabil. „Solche Ereignisse wie Bernd kann die Versicherungsbranche sehr, sehr gut verkraften.“ Er verwies dabei auf die hohen Eigenmittel, die Absicherung durch Rückversicherungen und die guten Kapitalanlageergebnisse.
Deutlich volatiler sind die Ergebnisse hingegen in der Lebensversicherung. 2021 dürfte die branchenweite Solvenzquote bei 450 bis 460% liegen und damit, bezogen auf die Jahre seit 2016, die Bestmarke des Jahres 2018 erreichen, so die GDV-Schätzung (s. Grafik). Dieser Wert setzt sich zusammen aus der Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahmen (245 bis 255%, darin sind aber Volatilitätsanpassungen, also der Zuschlag für Illiquidität, enthalten) und der Solvenzquote mit Übergangsmaßnahmen (205%). Diese dürfen ausschließlich Lebensversicherer anwenden, um den Übergang zwischen Solvency I und Solvency II abzufedern, müssen aber bis 2032 sukzessive auf null zurückgeführt werden. Ob sie die Übergangsmaßnahmen anwenden, ist dem Ermessen der Unternehmen überlassen.
Zinsanstieg entlastet
Ludka begründete den Anstieg der Solvenzquote mit den steigenden Zinsen. Insgesamt verringere die Branche ihre Zinsabhängigkeit durch die erneut gestiegene Zinszusatzreserve (auf etwa 96 Mrd. Euro Ende 2021), das Umsteuern von den traditionellen auf sogenannte neue Garantieformen, die letztlich Chancen und Risiken der Entwicklung an den Kapitalmärkten vom Versicherer stärker zum Kunden verlagern (sie machen derzeit 55% des Neugeschäfts aus, so der GDV). Schließlich nennt der Verband noch ein effektives Risikomanagement als Grund für die verringerte Zinsabhängigkeit der Branche.