Versicherer nutzen verstärkt Big Data

Fitch: Schlüssel zu mehr Wettbewerbsfähigkeit

Versicherer nutzen verstärkt Big Data

la Frankfurt – Die Nutzung der sogenannten Big Data wird für Versicherungsgesellschaften angesichts der ultraniedrigen Zinsen und des starken Wettbewerbs immer wichtiger. Sie sei der Schlüssel zum Erhalt und zur Steigerung der Profitabilität, der Wettbewerbsfähigkeit und schließlich auch der Bonitätsbeurteilung, schreibt die Ratingagentur Fitch in einer Ausarbeitung. Assekuranzgesellschaften, die die gigantischen Datensammlungen frühzeitig analysierten, seien in der Lage, die Prämien genauer zu kalkulieren, den Vertrieb besser zu kontrollieren und auch die Betrugsfälle durch Versicherungsnehmer zu reduzieren. Sie könnten ihren Marktanteil ausbauen, während jene Gesellschaften, die nicht rechtzeitig auf diesen Zug aufsprängen, Einnahmenverluste und eine verschlechterte Marktposition hinnehmen müssten. BetrugsbekämpfungDie Betrugsbekämpfung ist Fitch zufolge derzeit das Haupteinsatzgebiet der Branche im Rahmen der Big-Data-Nutzung. Die Analyse der Daten kann bestimmte Verhaltensmuster, Trends und Verbindungen vor allem bezüglich des menschlichen Verhaltens aufdecken. Falsche oder übertriebene Angaben zu Verletzungen bei Autounfällen, zum Beispiel bei Schleudertraumata, würden in manchen Ländern mehr als die Hälfte der Betrugsfälle ausmachen, schreibt Fitch. Daher werde die Big-Data-Auswertung in der Kfz-Versicherung bereits weithin verwendet. Telematik-Systeme, die nicht nur die gefahrenen Kilometer, sondern auch die Fahrweise des Versicherungsnehmers aufzeichnen, versetzten die Versicherer in die Lage, die Prämie des Kunden quasi monatlich an das Risiko anzupassen. In Europa sind 2014 nach Angaben von Fitch 4,4 Millionen Telematik-Policen verkauft worden. Das ist eine Steigerung um 240 % seit 2012.Auch in der Krankenversicherung beginne Big Data eine Rolle zu spielen, meint die Ratingagentur. So könnten Kunden ebenfalls genauer an das individuelle Risiko angepasste Prämien offeriert werden, wenn sie Wearables, zum Beispiel Armbänder, tragen, die die physische Aktivität aufzeichnen. In Deutschland ist diese Anpassung von Prämien an individuelle Verhaltensweisen in der privaten Krankenversicherung nicht erlaubt. Nach Vertragsabschluss kann eine Prämie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verändert werden. Das dient dem Schutz der Kunden. Auch dem Instrument der Beitragsrückerstattung sind enge Grenzen gesetzt. Derzeit sind es vor allem gesetzliche Krankenkassen, die den Einsatz solcher Wearables fördern und als Anreiz Gutscheine oder kleine Geschenke bieten. VerkaufssteuerungEinige Versicherer setzen Big Data auch zur Bewertung ihrer Vermittler ein, etwa durch die Analyse des verkauften bzw. des stornierten Volumens. Dadurch könnten die Vertriebskanäle optimiert und die Profitabilität maximiert werden, meint Fitch. Durch die Verfolgung des Absatzes in Echtzeit könnten unter anderem Verkaufsschwankungen bei einzelnen Produkten oder auch Fehlverkäufe wie das Angebot untertarifierter Policen ausgeglichen werden.