Klimawandel

Versicherer sollen mehr gegen die Klimakrise tun

Die Versicherer tun im Kampf gegen den Klimawandel bisher viel zu wenig. Der Naturschutzverband WWF und Deloitte Schweiz fordern daher in einem Bericht von der Branche konkrete Maßnahmen in ihrem Versicherungsgeschäft, um den Verlust an Biodiversität einzudämmern.

Versicherer sollen mehr gegen die Klimakrise tun

Versicherer

WWF fordert mehr Engagement für das Klima

Umweltverband kritisiert Anstrengungen der Versicherer als unzureichend – Geschäftsbedingungen sollen Anreize für umweltfreundliches Verhalten setzen

tl Frankfurt

Die Naturschutzorganisation WWF und Deloitte Schweiz werfen der Versicherungswirtschaft vor, viele wirtschaftliche Aktivitäten zu unterstützen, die die Klimakrise verschärfen und zu einem weiteren Verlust an Biodiversität führen. In ihrem am Mittwoch vorgelegten Bericht „Underwriting our planet: how insurers can help address the crises in climate and biodiversity“ wird gezeigt, wie bestimmte Versicherungsprodukte zum Verlust an Biodiversität beitragen und wie die Versicherer dies vermeiden können.

Mit bisher Erreichtem unzufrieden

Der WWF zeigt sich mit den bisherigen Anstrengungen der Branche unzufrieden. „Nur wenige Versicherer haben sich bisher Klimaziele für ihr Versicherungsgeschäft gesetzt“, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland. „Auch die deutschen Versicherer bilden hier keine Ausnahme. Dabei hat die Versicherungsbranche ein enormes Potenzial, bei der notwendigen Transformation der Wirtschaft eine führende Rolle zu spielen. Sie ist mit praktisch jeder wirtschaftlichen Tätigkeit verbunden und ein wirtschaftliches Schwergewicht, das den Übergang zu einer Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen beschleunigen kann.“

Zwar hätten einige Versicherer damit begonnen, Umweltaspekte in ihre Geschäftsstrategien einzubeziehen. Die bisher ergriffenen Maßnahmen bleiben aber weit hinter dem zurück, was notwendig wäre, findet der WWF. Wie wichtig es wäre, hier mehr zu tun, versuchen die Umweltschützer anhand der hohen, in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Schadenssummen aus Naturkatastrophen nachzuweisen. Besonders kritisch sei dabei, dass im globalen Durchschnitt weniger als die Hälfte der monetären Schäden versichert waren. Nichtmonetäre Schäden für Mensch und Natur sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Der WWF sieht die Versicherer in der Pflicht, diese Versicherungsabdeckung zu verbessern. Die Branche sieht das grundsätzlich genauso, wie gerade erst das „Rendez-Vous de Septembre“ in Monaco gezeigt hat. Allerdings verlangt sie auch den Risiken angemessene Preise. Da die Risiken und die Schäden weiter steigen, müssten auch die Preise steigen, was Versicherungen gerade in sich entwickelnden Ländern ganz und gar unbezahlbar macht. Ab einer bestimmten Schadenhöhe sind aber Schadenereignisse gar nicht mehr versicherbar. Hier müsste der Staat einspringen, fordert die Assekuranz. Die Branche sollte ihr Geschäftsmodell schon aus Eigeninteresse transformieren, fordert der WWF.

Um die Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen, fordert der WWF von den Versicherern mehrere Maßnahmen. Sie sollen sich verpflichten, deutlich vor 2050 Netto-null-Treibhausgasemissionen zu erreichen, und ihr Geschäft an den globalen Biodiversitätszielen ausrichten. Entsprechende Transformationspläne sollten veröffentlicht werden und deren Umsetzung verfolgbar sein.

Die Munich Re hat ihre Klimaziele, die erreichten und die noch kommenden Meilensteine, in ihrem Nachhaltigkeitsbericht festgehalten. Dabei geht es auf der Produktseite im Wesentlichen um die Versicherbarkeit von Kohle, Öl und Gas und die Reduktion der dabei entstehenden Treibhausgasemissionen. Die Kapitalanlagen sollen bis 2050 Netto-null bei den Treibhausgasemissionen erreichen.

Laut WWF sollten die Versicherer ihre Versicherungsprodukte so gestalten und bei der Bearbeitung von Schäden so vorgehen, dass deren Kunden umweltfreundliche Entscheidungen treffen. Als Beispiele werden Produkte für erneuerbare Energien genannt. Außerdem sollten die Versicherer ihre Kunden im Schadenfall dazu animieren, beschädigte Güter verstärkt zu reparieren, statt sie zu ersetzen.

Axa Deutschland teilt auf Nachfrage mit, sie teile die vom WWF genannten Punkte. Man fordere und fördere durch die Auswahl der richtigen Partner, Techniken und Ressourcen Einsatz und Weiterentwicklung einer nachhaltigen Schadenbehebung auf allen Ebenen. In der Schadenabwicklung müssten hohe CSR- und Nachhaltigkeitsstandards erfüllt werden. Daneben verfolgt die Axa auch das Ziel, ihre weltweiten Investments bis 2050 klimaneutral zu machen.

Der WWF fordert, in der Umwelthaftpflicht die Geschäftsbedingungen so zu verändern, dass es keine Anreize zu fahrlässigem Verhalten mit negativen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt mehr gibt („moralisches Risiko“). Kunden müssten dazu verpflichtet werden, anspruchsvolle Umweltstandards einzuhalten und Transformationsanforderungen zu erfüllen.

Der Umweltverband WWF fordert von den Versicherern größere Anstrengungen beim Kampf gegen die Klimakrise und den Verlust an Biodiversität. Es müssten mehr Klimaziele im eigenen Versicherungsgeschäft gesetzt werden, die dann auch in Zusammenarbeit mit den Kunden umgesetzt werden müssten.

Wertberichtigt Seite 2
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