Versicherer verharren nur kurz im Tal der Tränen

Beitragseinnahmen sinken 2020 deutlich - 2021 sollen sie Vorkrisenniveau erreichen - Sigma-Studie

Versicherer verharren nur kurz im Tal der Tränen

tl Frankfurt – Die weltweiten Beitragseinnahmen für Versicherungen sollen schon 2021 wieder das Niveau vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie erreichen. Im laufenden Jahr sollen die Beiträge dagegen in der Lebensversicherung um 6 % und im Nichtlebenbereich um 0,1 % sinken, erwartet der Forschungsbereich des zweitgrößten Rückversicherers Swiss Re Institute. Lebenpolicen leiden besondersFür den Einbruch verantwortlich sind in erster Linie die kapitalbildenden Lebensversicherungen in den entwickelten Ländern, heißt es in der gestern veröffentlichten Sigma-Studie “World Insurance: riding out the 2020 pandemic storm”. Hier sollen die realen Beitragseinnahmen im Gesamtjahr 2020 um 8 % zurückgehen. In den Schwellenländern erwarten die Analysten dagegen eine Stagnation, so dass weltweit mit einem Beitragsminus in der Lebensversicherung von 6 % gerechnet wird. Besonders gut soll durch die von der Regierung beschlossenen Stützungsmaßnahmen China abschneiden, wo auch 2020 mit einem Beitragswachstum von knapp 2 % gerechnet wird. Hingegen steht in den entwickelten europäischen Ländern ein Beitragsminus von 10 % zu erwarten.2021 rechnen die Experten aufgrund eines globalen Wirtschaftswachstums von etwas über 4 % mit einem Wachstum in der Lebensversicherung von 3 %, wobei die entwickelten Länder um 2 % und die Schwellenländer um 7 % zulegen sollen. Größere Marktschwankungen, eine geringere Kreditqualität der Bonds und ein verringerter Absatz von Lebensversicherungen wird die Eigenkapitalrendite des Sektors 2020 unter die Werte von 2019 drücken, heißt es in der Sigma-Studie.Sehr viel besser sieht es hingegen in der Nichtlebenversicherung aus. Die Swiss-Re-Experten schreiben dies der Phase steigender Beitragssätze (sich verhärtender Markt) zu, die die krisenbedingten Verluste konterkariere. Besonders betroffen sind von der Pandemie die, allerdings relativ kleinen, handels- und reisenahen Sparten wie Transport-, Luftfracht- und Kreditversicherungen. Stabiler sei die Entwicklung in der Sach- und Krankenversicherung.Nach einem weltweiten Beitragszuwachs von 3,5 % im Jahr 2019 rechnet Swiss Re im laufenden Jahr bei Nichtlebenversicherungen mit stagnierenden Beitragseinnahmen. Auch hier zeigt sich die unterschiedliche Entwicklung von entwickelten und Schwellenländern. Während es bei Ersteren leicht abwärtsgeht (-1 %), legen die Beitragseinnahmen in den Schwellenländern auch unter Covid-19 um 3 % zu. Auch hier sticht wiederum China mit einem Plus von knapp 8 % hervor (Europa knapp minus 2 %).2021 soll dann das Nichtleben-Beitragswachstum wieder auf das Niveau von 2019 zurückkehren, erneut gestützt von China, wo das Plus fast 10 % erreichen soll. In Europa fällt das Wachstum mit etwas mehr als 3 % deutlich schwächer aus.”Vor dem Hintergrund des coronabedingten Wirtschaftseinbruchs stellt die Versicherungsindustrie ihre Resilienz unter Beweis”, stellt Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re fest. “Die Prämienverluste bewegen sich in etwa auf dem Niveau der globalen Finanzkrise 2008/09, obgleich der Konjunkturabschwung in diesem Jahr mit etwa 4 % deutlich stärker ausfällt. Im Gegensatz zur Entwicklung der Weltwirtschaft erwarten wir bei den Versicherungsprämien eine kräftige V-förmige Erholung – das ist schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass sich die Welt gerade in der bis dato tiefsten Rezession befindet.”Welche Summen die Assekuranz für die Pandemie letztendlich wird aufwenden müssen, ist offen. Der Durchschnittswert der aktuellen Schadenschätzungen beziffert die Sigma-Studie mit etwa 55 Mrd. Dollar; in der Haftpflicht- und Unfallversicherung sind es maximal 100 Mrd. Dollar, also in etwa das Niveau der Schäden durch die Wirbelstürme Harvey, Irma und Maria 2017. Aufgrund ihrer guten Kapitalausstattung könne die Branche diese Verluste aber verkraften, meinen die Experten.