Versicherer verkaufen weniger über Banken

Marktführer gehen strategisch unterschiedlich vor

Versicherer verkaufen weniger über Banken

ak Düsseldorf – Der Bankvertrieb verliert für die deutschen Versicherer an Bedeutung. Vor allem in der Lebensversicherung ist der Policenverkauf über Kreditinstitute in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten großen jährlichen Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft für die Branche hervorgeht. Der Anteil des Bankvertriebs sank in der Sparte im vergangenen Jahr um 1,2 Prozentpunkte auf 18,7 %. Es ist der größte Rückgang unter allen Vertriebswegen. Größter Gewinner ist dagegen der Direktvertrieb in der Schaden- und Unfallversicherung. Vor allem durch den Erfolg der Vergleichsportale wie Check24 ist der Anteil um 1,1 Prozentpunkte auf 15 % gestiegen. Damit kommt der seit mehr als einem Jahrzehnt prognostizierte Siegeszug des Direktvertriebs bei einfachen Versicherungsverträgen wie der Auto- oder Hausratversicherung offenbar endlich in Schwung.Der Bedeutungsverlust des Bankvertriebs gilt jedoch nicht für alle Häuser der Assekuranz. Die strategischen Unterschiede zwischen den Branchengrößen sind enorm. Am erfolgreichsten auf dem Gebiet der Bancassurance operiert die R+V. In der Lebensversicherung liegt der Vertriebsanteil nach Auskunft des Unternehmens bei über 90 %, in der Schaden- und Unfallversicherung sind es immerhin noch 60 bis 65 %. Die Anteile seien seit Jahren relativ konstant, sagte ein Sprecher.Der Bankvertrieb ist auch für die zur Sparkassengruppe gehörenden öffentlichen Versicherer traditionell ein wichtiger Kanal. Zahlen zur jüngsten Entwicklung konnte der Verband der Gruppe am Donnerstag jedoch nicht liefern. Deutlich gesunken ist der Verkauf über den Bankschalter bei der Provinzial Nordwest, dem zweitgrößten öffentlichen Versicherer. Da das Unternehmen das Einmalbeitragsgeschäft, das vor allem über die Sparkassen verkauft wurde, stark zurückgefahren hat, sank der Anteil des Bankvertriebs im vergangenen Jahr in der Lebensversicherung von 65 auf 58 %. Das sei aber nicht repräsentativ für die anderen öffentlichen Versicherer, sagte ein Unternehmenssprecher.Auf eine Renaissance des Bankvertriebs setzen Allianz und Axa. Die Allianz hat in jüngster Zeit zwei neue Partner um sich geschart. Mit Santander ist sie seit Anfang 2017 im Geschäft, die HypoVereinsbank, die zuvor 20 Jahre mit der Ergo kooperiert hatte, kam Anfang dieses Jahres hinzu. “Auf den Bankenvertrieb entfielen 2017 knapp 30 % des Lebensversicherungs-Neugeschäfts der Allianz Deutschland. Insgesamt sind wir mit der Geschäftsentwicklung unserer Bankenkooperationen sehr zufrieden”, erläuterte eine Sprecherin. Axa mit neuer PartnerinAxa hat das Thema Bancassurance erst vor zwei Monaten neu aufgesetzt – und zwar international. Die vereinbarte Partnerschaft mit der ING bezieht sich auf sieben Kernländer des nach Beitragseinnahmen größten europäischen Versicherers. Geplant ist eine digitale Plattform. Das Projekt ist allerdings noch in einer frühen Phase, konkrete Produkte sind noch nicht auf dem Markt.Einige der führenden Versicherer haben sich vom Bankvertrieb aber auch komplett verabschiedet. Mit der Generali und der Ergo verkaufen die Nummer 2 und 3 unter den deutschen Erstversicherern keine Verträge mehr über Kreditinstitute. Das war nicht unbedingt eine freiwillige Entscheidung: Beide früheren Partner – Commerzbank und HypoVereinsbank – sind zur Allianz gewandert.