Versicherer wollen IFRS 17 später einführen

Verbände verweisen auf Messprobleme

Versicherer wollen IFRS 17 später einführen

tl Frankfurt – Versicherer auf der ganzen Welt sprechen sich für eine spätere Einführung des internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 für Versicherungsverträge aus. Die bisher geplante erstmalige Anwendung für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2021 beginnen, soll um zwei Jahre verschoben werden, heißt es in einem offenen Brief an den Vorsitzenden des IASB International Accounting Standards Board, Hans Hoogervorst. Das Schreiben wurde gestern veröffentlicht und von sieben Vereinigungen der Finanz- und Versicherungswirtschaft unterschrieben, darunter Insurance Europe als Spitzenverband der europäischen Versicherer. Andere ErgebnisseDie Versicherer selbst sind aber zuversichtlich, dass sie gerade noch genug Zeit haben, die Einführung von IFRS 17 zum 1. Januar 2021 hinzubekommen. Das ergab zumindest eine Umfrage bei 340 Verantwortlichen für Finanzierung, Versicherungsmathematik und IT in globalen Versicherungsunternehmen, die Mitte Juli 2018 veröffentlicht wurde. Dabei zeigten sich europäischer Versicherer zuversichtlicher als solche aus anderen Regionen.In dem aktuellen Brief an den IASB betonen die Verbände, Ziel ihres Vorstoßes sei es, die bestmögliche Implementierung dieses “wichtigen” Standards sicherzustellen. Ausführliche Tests hätten aber gezeigt, dass noch einige wichtige Punkte vor Einführung von IFRS 17 geklärt werden müssten. Dabei wird auf eine Präsentation des European CFO Forum verwiesen, die am 3. Juni 2018 vor dem Board der European Financial Reporting Advisory Group EFRAG gehalten wurde.In der Präsentation geht es im Wesentlichen um Messprobleme. So könnten Vertriebsprovisionen (Acquisition Cash-flows), die bei Vertragsabschluss von der Versicherungsgesellschaft ihren Vertreter gezahlt werden, bei einer erwarteten Vertragsverlängerung nicht auch auf zukünftige Laufzeiten verteilt werden. Bemängelt wird außerdem der Abzinsungsfaktor für die vertragliche Servicemarge (Contractual Service Marge, CSM), der unabänderlich festgelegt (Locked-in) werde, während der BEL (Best Estimate Liability), also die bestmögliche Schätzung für eine Verpflichtung, laufend bestimmt werde. Die Differenz zwischen Locked-in und aktueller Rate schlage sich in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung nieder, was aber das Periodenergebnis deutlich verzerre.Als weiteren Mangel sieht das CFO Forum die stark unterschiedlichen Ergebnisse der verschiedenen Messmodelle, obwohl die zugrunde liegenden Versicherungsverträge sich ökonomisch betrachtet nicht unterscheiden.Die Versicherungsverbände halten diese und weitere Mängel sowie operationale Probleme für so gravierend, dass sie IFRS 17 erst ab 2023 einführen wollen. Betont wird aber, dass eine solche Fristverlängerung keineswegs zu einer Verlangsamung der laufenden Implementierungsprojekte in den einzelnen Gesellschaften führen werde. Vielmehr könnten in der zusätzlichen Zeit operationelle Hindernisse beseitigt und erforderliche regulatorische Anpassungen in einzelnen Jurisdiktionen umgesetzt werden.