Versicherung gegen Elementarschäden ist fast immer problemlos möglich

Pflicht zur Police nicht zielführend - Eigenverantwortung stärken

Versicherung gegen Elementarschäden ist fast immer problemlos möglich

Die Traumvilla wird zum Alptraum, wenn das Wasser bis zur Decke steht. Das zweite Jahrhunderthochwasser binnen zehn Jahren liegt hinter uns – die Diskussion über mangelnden Versicherungsschutz nicht. Deutschlandweit sind nur rund 30 % aller Häuser gegen erweiterte Elementargefahren versichert. Dazu gehören neben Überschwemmung und Hochwasser auch noch Schneedruck, Lawinen, Erdbeben, Erdfall und Erdrutsch. Das heißt: 70 % von rund 17 Millionen Häusern sind ohne Versicherungsschutz gegen Hochwasser.Warum ist das so? Die einen meinen, sie müssten sich nicht versichern, weil sie nicht in gefährdeten Gebieten wohnen. Sie sehen nicht ein, für Versicherungsschutz zu zahlen, den sie nicht brauchen. Andere dagegen wohnen in hoch gefährdeten Bereichen direkt neben einem Gewässer und klagen darüber, keinen oder nur sehr teuren Versicherungsschutz zu erhalten. Beides ist falsch! Bereits beim Bau vorsorgenEs ist keineswegs unmöglich, Versicherungsschutz gegen die erweiterten Elementargefahren zu erhalten. 99 % aller Wohngebäude in Deutschland sind problemlos vom Schreibtisch aus gegen Hochwasser versicherbar. Nur bei rund 1 % aller Wohngebäude schaut sich der Versicherer das Risiko genau an. Das sind gewöhnlich Gebäude in der gefährlichsten Risikozone vier. Aber auch diese sind in aller Regel versicherbar, wenn auch zu einem höheren Preis und oft mit einem Selbstbehalt. Dieser trägt dem erhöhten Risiko Rechnung; denn der direkte “Seeblick” ist nicht nur idyllisch. Aber auch hier gibt es entsprechende Versicherungsmöglichkeiten, da für die Versicherbarkeit nicht nur die Grundstückslage ausschlaggebend ist, sondern auch die Bauausführung. Es gibt viele Möglichkeiten, den Schaden schon von vornherein zu minimieren: Beispielsweise Keller zu fliesen, das Gebäude abzudichten, mobile Schutzelemente für Fenster und Türen einzubauen, Rückstausicherungen zu installieren oder wasserresistente Baumaterialien zu verwenden.Manche bauliche Maßnahme wird die Versicherung fordern, aber ein gut risikogeschütztes Haus erspart auch seinem Eigentümer den persönlichen Aufwand eines Überschwemmungsschadens. Guter Versicherungsschutz ist im Übrigen nicht “unbezahlbar”: 100 Euro kostet der Elementarschutz für ein normales Einfamilienhaus im Durchschnitt pro Jahr, das sind ganze 27 Cent am Tag. Da ist jede Kaskoversicherung für das Auto teurer! Und wir reden – selbst in der höchsten Risikozone vier – von einem Jahresbeitrag, der normalerweise nur ein paar Hundert Euro beträgt. Damit ist ein Haus im Wert von mehreren Hunderttausend Euro abgesichert. Ist das wirklich unbezahlbar teuer? Risikolos ist es nirgendwoEs gab spektakuläre Bilder der Sommer-Flut – überschwemmte Landstriche und Dörfer. Die allermeisten Häuser, die wir dort gesehen haben, standen in den Risikozonen eins und zwei. Der Großteil der Schäden entstand an diesen Häusern. Diese wären ohne die geringsten Probleme versicherbar gewesen. Außerdem gilt: Hochwasser hat nicht immer etwas mit über die Ufer tretenden Flüssen zu tun. Der Klimawandel führt immer häufiger zu extremen Wetterlagen. Starkregen heißt die Gefahr der Zukunft. Und dieser kann jeden treffen, an jedem Ort. Starkregen bedeutet: 60 bis 80 Liter Wasser gehen pro Quadratmeter während eines Unwetters binnen einer Stunde nieder. Im Voralpenland waren es in diesem Jahr über 400 Liter pro Quadratmeter, das sind auf einen Meter 40 große Wassereimer. Wer sich dies für seinen eigenen Garten vorstellt, der weiß, wie schnell es dann zu einer Überschwemmung kommt. Solche Wassermengen nimmt kein Boden auf. Geschieht dies an einem Hang, weicht der Boden auf und es besteht die Gefahr eines Erdrutschs.Fazit: Sich gegen die erweiterten Elementarschäden zu versichern, ist für jeden sinnvoll und in 99 % aller Fälle möglich.Die Diskussion um die Pflichtversicherung geht von einem falschen Ansatzpunkt aus und führt in die Irre. Macht es Sinn, eine Pflichtversicherung für 100 % aller Gebäude in Deutschland einzuführen, nur weil bei weniger als 1 % der Gebäude die Versicherbarkeit genau geprüft werden muss? Eine Pflichtversicherung dient nach deutschem Recht dem Schutz Dritter, nicht dem Schutz des eigenen Vermögens. Deswegen gibt es die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung, die für Schäden aufkommt, die der Fahrer eines Autos einem anderen zufügt. Aber brauchen wir eine Kasko-Pflichtversicherung, die einspringt, wenn der Autofahrer sein Auto direkt am Fluss parkt und dann durch Hochwasser einen Schaden erleidet? Meine Antwort ist: nein.Immer, wenn es um das eigene Hab und Gut geht, sollte jeder selbst entscheiden, welche Risiken er eingeht. Weiterhin nimmt eine Pflichtversicherung jeglichen Anreiz für bauliche Schutzmaßnahmen, weil im Schadenfall stets Geld von der Versicherung kommt. Wer würde da freiwillig in geflieste Keller, Schutzmauern oder dichte Fenster investieren? Wenn wir aber auf Schutzmaßnahmen verzichten und weiter in hochwassergefährdeten Gebieten bauen, bringt die nächste Flut noch mehr zerstörte Häuser. Eine Zwangsversicherung ist im Übrigen nichts anderes als eine Quersubventionierung zugunsten der Spitzenrisiken, also jener mit “Seeblick”. Risikobewusstsein schärfenEs führt aus meiner Sicht kein Weg daran vorbei, den Menschen ihre Risiken bewusst zu machen und damit Eigenverantwortung und Bürgersinn zu stärken. Die Politik kann und sollte das Ihre tun: Zum einen muss der technische Hochwasserschutz wie Dämme, Deiche und Polder verbessert werden. Zum anderen dürfen Kommunen hochwassergefährdete Flächen nicht mehr als Bauland ausweisen. Die Versicherungswirtschaft hat gemeinsam mit einigen Bundesländern Elementarschadenkampagnen initiiert. Diese stellen darauf ab, die Versicherungsdichte bei der Elementarschadenversicherung deutlich zu erhöhen. Diese Kampagnen zeigen Erfolg, wenn auch nur langsam. Die SV SparkassenVersicherung bietet die Elementarschadenversicherung seit jeher als festen Bestandteil ihrer Gebäudeversicherung an. Die Erfahrungen sind in den Bundesländern sehr unterschiedlich. In Baden-Württemberg ist es eine Selbstverständlichkeit, komplett gegen Elementarrisiken versichert zu sein. Es ist also möglich. Das Ziel ist aber erst erreicht, wenn dies für alle Bundesländer gilt.—Klaus Zehner, Mitglied des Vorstands der SV SparkassenVersicherung