Versicherungsaufsicht EIOPA befürchtet Doppelschlag

Niedrigzins und Kurseinbrüche gefährden Branche

Versicherungsaufsicht EIOPA befürchtet Doppelschlag

Reuters Frankfurt – Die EU-Aufsichtsbehörde EIOPA sieht die europäischen Versicherungsunternehmen in zweifacher Gefahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen auf kurze und mittlere Sicht niedrig blieben, sei angesichts der Geldpolitik und der sinkenden Rohölpreise gestiegen, warnte die Branchenaufsicht in ihrem Stabilitätsbericht, der am Dienstag in Frankfurt veröffentlicht wurde.Das wirke sich schon jetzt auf die Renditen der Versicherer aus. Wenn dann zugleich die Aktien- und Devisenkurse sowie die Immobilienpreise einbrächen, würde die Branche doppelt getroffen. “In diesem Umfeld kann ein ,Doppelschlag`-Szenario nicht ausgeschlossen werden”, erklärte die EIOPA.Wie sich ein solches Szenario auf die Versicherer auswirken würde, untersucht die Behörde in ihrem laufenden Stresstest. Die Branche sucht derzeit verzweifelt nach alternativen Anlagen zu den gewohnten Staatsanleihen und anderen sicheren Papieren, um ihren Kunden die versprochenen Renditen zu gewährleisten. GDV beruhigtWenn auch diese Alternativen wegbrächen, kämen die Versicherer noch stärker unter Druck. Die deutschen Versicherer halten einen Doppelschlag allerdings für unrealistisch. “Das ,Double-hit`-Szenario widerspricht der ökonomischen Logik”, erklärte der Branchenverband GDV kürzlich. “Einerseits sinkt der risikofreie Zins, andererseits steigt der Zins für Papiere, die gemeinhin als (so weit wie möglich) risikofrei gelten.” Ergebnisse des Stresstests sollen im Dezember vorliegen. Risiko PensionsfondsAuch die Lage der Pensionsfonds macht der EIOPA Sorgen. Die Risiken, die in ihnen steckten, würden womöglich unterschätzt, warnte Behördenchef Gabriel Bernardino. Sie unterliegen anders als die Versicherer nicht den stärker am Risiko ausgerichteten Aufsichtsregeln von Solvency II. Je niedriger der Zins, desto mehr Geld müssen die künftigen Rentner und ihre Arbeitgeber für die Altersvorsorge zurücklegen.In ihrem jüngsten Stresstest hatte die EIOPA eine Finanzierungslücke von gut 400 Mrd. Euro in den Pensionsplänen ausgemacht, die in einem widrigen Umfeld sogar auf mehr als 700 Mrd. Euro anwachsen könnte. Die Behörde drängt aus diesem Grund auf eine strengere Regulierung.Die Rückversicherer in Europa stehen laut EIOPA besser da. Zwar herrschten weiterhin Überkapazitäten, weil Hedgefonds und andere alternative Investoren Geld in die Märkte pumpten und Großschäden ausblieben. Doch könnten die Rückversicherer immer noch auf eine starke Kapitalbasis bauen.