Versicherungskammer geht selbstbewusst in Fusionsdebatten
mic München – Die Versicherungskammer Bayern signalisiert Selbstbewusstsein angesichts wieder aufflammender Fusionsdebatten unter öffentlichen Versicherern. “Der Konzern hat sich 2015 in allen wichtigen Bereichen durchweg gut entwickelt”, sagte Vorstandsvorsitzender Frank Walthes bei Vorlage der Bilanz. Für die Versicherungskammer bestehe keine Notwendigkeit, überstürzt in Übernahmen zu investieren. Zugleich gelte: “Wir sind vorbereitet, Opportunitäten zu nutzen.” Der Sparkassenverband Bayern als Sprachrohr der Versicherungskammer-Eigentümer hatte kürzlich Fusionen unter den Spitzeninstituten der Gruppe befürwortet.Walthes erinnerte daran, dass Diskussionen über das Zusammengehen einzelner Gesellschaften seit vielen Jahren immer wieder geführt werden. Angesichts der niedrigen Zinsen und regulatorischer Anforderungen steige natürlich der Druck auf die Ergebnisse weiter. Jedes Unternehmen sei gefordert, seine Optimierungsmaßnehmen selbst zu suchen und diese umzusetzen: “Inwieweit das Zusammengehen einzelner Gesellschaften hier kurz- oder mittelfristig Entlastung bietet, ist jeweils konstruktiv und kritisch anhand ökonomischer Kriterien zu prüfen.” Deshalb seien laufende Diskussionsprozesse offen. Die Versicherungskammer sei offen, wenn sich Gelegenheiten böten. Es müsse aber – und daran habe sich nichts geändert – ein dauerhafter Mehrwert entstehen für Kunden, Mitarbeiter und Eigentümer. Solange die Eigentümer nicht zueinanderfänden, verfolge die Versicherungskammer Kooperationen auch außerhalb der Öffentlich-Rechtlichen. Beispielsweise arbeiten die Bayern seit kurzem im Gebäudeschaden-Management mit dem Mondial Kundenservice und Allianz Handwerker Services zusammen. Online bundesweit aktivWalthes strich heraus, im vergangenen Jahr hätten alle Sparten ein ertragreiches Wachstum erzielt. Die Beiträge legten um 4,9 % auf 7,6 Mrd. Euro zu. Rund 80 % stammten aus dem Heimatmarkt Bayern/Pfalz, aber ein Fünftel aus Saarland und Berlin sowie von den bundesweit aktiven Gesellschaften (Bavaria Direkt, Kranken- und Reiseversicherer).Die Sachsparte war das Zugpferd mit einem Plus von 7,5 % auf 2,4 Mrd. Euro. Die Zahl der Verträge kletterte um 2,2 % auf 11,3 Millionen, davon 280 000 bei der Bavaria Direkt. Der Konzern strich heraus, dass die Zahl der versicherten Autos beim Direktversicherer um 22 000 auf 190 000 gestiegen sei. Dies sei überwiegend zusätzliches Geschäft, denn nur 1 % der Neukunden hätten zuvor eine Kfz-Versicherung mit der Versicherungskammer gehabt. Die Vorbereitungen für Telematik-Produkte seien abgeschlossen, sagte Vorstand Barbara Schick. Jedoch sei ein Start nicht vorgesehen, denn bislang beobachte man keine verstärkte Nachfrage am Markt.Die Lebensversicherer steigerten die Einnahmen um 5,6 % auf 3,0 Mrd. Euro. Sie liegen damit weit über Marktschnitt. Die laufenden Beiträge legten um 2,4 % auf 1,5 Mrd. Euro zu. Vorstand Ralph Seitz begründete das starke Wachstum mit Produktinnovationen, mit denen sich die Versicherungskammer von Garantien abwendet. Die durchschnittliche Zinsgarantie im Neugeschäft liege erstmals unter 1 %. Die klassische Rentenversicherung für Privatkunden wurde eingestellt. Ein weiteres neues Produkt, das im Sommer starte, werde an einen indexbasierten Fonds gekoppelt, der die dividendenstärksten globalen Unternehmen abbildet, sagte Seitz. Er rechnet mit einer Beitragssumme von 200 Mill. Euro im Jahr 2017. Eine Solvency-II-Quote wollten die Bayern für die Sparte nicht nennen. Mehr Geld für die SparkassenIm Krankenversicherungsgeschäft steigerte die Versicherungskammer die Beitragseinnahmen um 1,3 % auf 2,3 Mrd. Euro. Die Zahl der versicherten Personen kletterte um 1,5 % auf mehr als 3 Millionen. Gemessen an dieser Zahl seien die Krankenversicherer des Konzerns die Nummer 3 in Deutschland, sagte Walthes. Jedoch nahm die Zahl der Vollversicherten um 2,6 % auf rund 500 000 ab. Bei den Zusatzversicherungen liege die Versicherungskammer auf Platz 2. In der geförderten Pflege sei sie die Nummer 1.Das versicherungstechnische Ergebnis kletterte dank Lebens- und Krankenversicherung um 13 % auf 227 Mill. Euro. Die Schaden- und Unfallversicherung rutschte vor Schwankungsrückstellung leicht in die Verlustzone. Der Vorstand verwies auf Belastungen durch mehr Naturkatastrophen. Die Combined Ratio erhöhte sich von 92,7 % auf 97,3 %. Der Überschuss stieg von 168 Mill. Euro auf 201 Mill. Euro. Die Sparkassen erhielten eine Ausschüttung von 95,8 Mill. Euro nach 85,3 Mill. Euro im Vorjahr.Darüber hinaus flossen der Versicherungskammer zufolge Provisionen von 136 Mill. Euro an die Sparkassen. Ihr Vertrieb sorgte für 80 % des Neugeschäfts in der Lebensversicherung (Genossenschaftsbanken: 8 %), 21 % in der Krankenversicherung (Genossen: 3 %) und 17 % in der Schaden- und Unfallversicherung (Genossen: 4 %).—– Wertberichtigt Seite 8