Versicherungsvertreter rechnen mit Verlustwelle

Einnahmeflaute drückt etliche Vermittler ins Minus

Versicherungsvertreter rechnen mit Verlustwelle

jsc Frankfurt – Die Coronakrise setzt Versicherungsvertretern in Deutschland zu: Weil die Einnahmen aus Provisionen und Courtagen im laufenden Jahr einbrechen, sackt auch der Gewinn in der Branche voraussichtlich ab, wie der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) auf Grundlage einer Umfrage unter Vertretern schätzt. Jeder elfte Vertreter (9 %) wird im laufenden Jahr vermutlich einen Verlust erzielen, sofern die Kosten so hoch ausfallen wie im Jahr zuvor. Weitere 29 % erzielen demnach im laufenden Jahr jeweils weniger als 40 000 Euro Gewinn und stehen damit ebenfalls unter Druck. “Diese Betriebe dürften große Schwierigkeiten haben, einen angemessenen Unternehmerlohn aus ihrer selbstständigen Tätigkeit zu erzielen”, heißt es in einem Bericht des Verbands. Im zurückliegenden Jahr hat fast niemand Verlust gemacht, und lediglich 14 % der Befragten lagen unter der Schwelle von 40 000 Euro.In Deutschland arbeiten nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zur Jahresmitte rund 197 000 Menschen als Versicherungsvermittler, vor allem als Einfirmenvertreter. Die Zahl sinkt bereits seit Jahren, im Jahr 2015 wies die Statistik noch 233 000 Personen aus. Das “Vermittlersterben” werde sich allerdings nicht “gravierend beschleunigen”, schreibt der Verband. Annähernd jeder vierte Befragte hat in der Coronakrise Hilfe vom Staat erhalten. Gerade einmal gut 2 % planen den Ausstieg oder den Ruhestand. Der BVK hat mit der Fachhochschule Dortmund 943 seiner Mitglieder befragt.Eine wesentliche Ursache für den Gewinneinbruch ist eine Flaute der Neuvertragsabschlüsse. Das macht sich rasch bemerkbar, weil sich die Einnahmen laut BVK zu 40 % aus Abschlussprovisionen speisen. Viele Vermittler fürchten einen Rückgang der sogenannten Bonifikation, also von erfolgsabhängigen Vergütungen, die nach Angaben des Verbands im Rahmen der EU-Vertriebsrichtlinie IDD rechtlich problematisch sind. Doch auch die Bestandsprovisionen gehen zurück, wie ein Drittel der Befragten zu Protokoll gab. Bei mehr als der Hälfte der Vermittler wurden Verträge wegen der Coronakrise storniert, vor allem in der Lebensversicherung. Auch prägt die Pandemie den Kundenkontakt: Die Vermittler treffen Kunden nun seltener persönlich und greifen öfter zum Telefon.