Vertrauen hilft bei der Reduzierung von Komplexität
Das Bankgeschäft ist aktuell so herausfordernd wie nie. Doch den Grund dafür nur im historisch niedrigen Zinsniveau zu suchen, das wäre zu einfach. Hinzu kommt der stetig wachsende Wettbewerb im attraktiven deutschen Markt, ebenso wie das Thema Digitalisierung sowie die damit einhergehenden tiefgreifenden gesellschaftlichen und industriellen Umwälzungen. Darüber hinaus sehen wir uns steigenden regulatorischen Anforderungen ausgesetzt, die noch für ständig zunehmenden Kostendruck sorgen. Und schließlich sind da die konjunkturellen und politischen Risiken, die es nicht zu vernachlässigen gilt.Dennoch gibt es – gerade im gehobenen Unternehmenskundengeschäft – keinen Anlass dazu, den Untergang der traditionellen Banken befürchten zu müssen. Denn Finanzhäuser, die willens und fähig sind, sich neu aufzustellen und stetig weiterzuentwickeln, stehen keiner dieser Herausforderungen wirklich wehrlos gegenüber.Großen Einfluss auf die Finanzbranche hat in erster Linie natürlich das aktuelle Zinsumfeld. Hier besorgt uns nicht nur der künstlich aufrechterhaltene Tiefstand, der massiven Druck auf nahezu alle Banken und deren Ergebnissituation erzeugt. Auch ein schnelles Ansteigen der Zinsen würde nach einer derart langen Niedrigzinsphase als exogener Schock wirken und etliche Banken und Unternehmen in Bedrängnis bringen. Solch ein Risiko ergäbe sich im Euroraum vor allem bei einem unerwartet schnellen Zinsanstieg in den USA. Ein derartiges Szenario wäre im Fall deutlich anziehender Inflationserwartungen oder bei einem starken Ölpreisanstieg realistisch. Während die Volkswirte unseres Hauses beim Thema Inflation noch keine Anzeichen für einen nachhaltigen Anstieg sehen, scheint sich der Ölpreis hingegen auf einem höheren Niveau einzupendeln. Risiken im Blick behaltenWeniger berechenbar sind die konjunkturellen und politischen Risiken. Die konjunkturelle Lage in Deutschland ist zurzeit hervorragend – das spüren wir auch im Austausch mit unseren Kunden. Dennoch gilt es, mögliche Risiken im Auge zu behalten. Dazu gehören geopolitische Unwägbarkeiten ebenso wie wirtschaftliche Schieflagen, wie sie derzeit in vielen Ländern zu beobachten sind. Nicht zu vergessen die Unsicherheit über die möglichen Folgen eines Brexit – vor allem aber die Unsicherheit über die Zukunft der EU, was die Investitionsbereitschaft vieler internationaler Unternehmen in Europa belasten kann.Nicht minder bedeutend sind die Chancen der Digitalisierung. Von der Fähigkeit, sich die zahlreichen digitalen Möglichkeiten zunutze zu machen, hängt die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen, ja von ganzen Wirtschaftszweigen ab. In der Finanzbranche hat die Digitalisierung mit Fintechs eine neue Gattung von Akteuren hervorgebracht, die traditionelle Banken in vielen Bereichen herausfordern. Am einschneidendsten geschieht dies bisher im Privatkundengeschäft. Aber auch im Firmenkundenbereich drängen immer mehr Fintechs in den Markt: Crowdfunding-Plattformen bieten Zugriff auf Equity Capital, P2P-Plattformen eröffnen den Zugang zum Debt Capital Market, FX-Plattformen zu den Devisenmärkten. Was Fintechs noch fehltNoch fehlt diesen Anbietern – neben Regulatorik-Erfahrung und der Möglichkeit, eigenes Kapital einzusetzen – meist ein breiter Kundenstamm mit langjähriger Vertrauensbasis. Daher wird in Zukunft viel davon abhängen, inwieweit es Fintechs gelingt, Unternehmen zu finden, die den eigenen Kundenstamm mit ihnen teilen. Das müssen nicht unbedingt Banken sein, denkbar wären hier auch die Big Player der New Economy wie Apple, Facebook oder Telekommunikationsanbieter.Dabei sind die meisten Fintechs zurzeit noch One-Product-Anbieter, die sich ein Problem suchen und für dieses dann eine kostengünstige Lösung entwerfen. Hier sind die Möglichkeiten, die der Markt bietet, bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Ansätze wie die Nutzung künstlicher Intelligenz bei der Kundenberatung etwa, zum Beispiel im Assetmanagement mittels Robo-Advice, bieten noch ungeahnte Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungspotenziale. Eines ist sicher: Nach und nach wird alles, was sich standardisieren lässt, digitalisiert werden und über Plattformen aller Art laufen.Nichtsdestotrotz wird sich damit nur ein kleiner Teil des Bedarfs im Firmenkundenbereich abdecken lassen. Denn zum einen ist die Software von Unternehmen oft zu divers, als dass sich mit standardisierten Lösungen daran anknüpfen ließe. Zum anderen stoßen digitale Plattformen in vielen Fällen, in denen Unternehmen komplexere Bedürfnisse haben und bedarfsgerechte, fachlich anspruchsvolle Lösungen erwarten, an ihre Grenzen. Dann braucht es die Kundenbetreuer, die persönliche Beratung bieten können, weil sie ein Unternehmen kennen und seine Wertschöpfungskette verstehen.Dessen ungeachtet müssen sich natürlich auch traditionelle Bankhäuser damit befassen, wie sie ihre Kundenbeziehungen durch Einbindung digitaler Möglichkeiten anreichern können. Die Frage: “Was will und braucht ein Kunde von seiner Bank?” muss in einer digitalen, immer schnelllebigeren Welt interdisziplinär antizipiert und beantwortet werden. Dabei müssen sich Banken nicht nur die Agilität bewahren oder erarbeiten, um die jeweils notwendigen organisatorischen Anpassungen schnell umsetzen zu können. Vielmehr werden sich Bankhäuser selbst zur Plattform entwickeln müssen, die aus den zahlreichen Angeboten am Markt die werthaltigen Lösungen für ihre Kunden selektiert. Dies kann unter anderem durch eigene Entwicklungen oder mittels Kooperationen geschehen. Hier zählt unsere Tochter DKB, die Deutsche Kreditbank, als digitaler Vorreiter zu den führenden Direktbanken in Deutschland, wovon wir auch als BayernLB profitieren.Komplexität reduzieren, den Kunden in einer zunehmend vielschichtigen, global verflochtenen Welt das Leben so einfach wie möglich machen – kaum etwas gewinnt im Verhältnis zwischen Banken und Unter-nehmen so stark an Bedeutung wie dieser Aspekt. Hier können Banken im Zusammenwirken aus digitalen Möglichkeiten und traditionellen Stärken ihre Qualität beweisen. Immer wenn es um einfache Vorgänge geht, wird es zu digitalen Lösungen kommen. Wenn aber anspruchsvollere Lösungen gefragt sind, zählt das Vertrauen. So muss ein Kunde, der in einer langjährigen, konstruktiven Geschäftsbeziehung mit seiner Bank erfahren hat, dass er sich auf sie verlassen kann, nicht jedes Angebot zigmal gegenchecken, um darauf vertrauen zu können, dass er fair behandelt wird. Das hören wir auch immer wieder im Gespräch mit unseren langjährigen Kunden – und von diesen gibt es viele: Bei der BayernLB bestehen die Geschäftsverhältnisse zu großen Unternehmenskunden im Durchschnitt seit über 17 Jahren. Mit Award bedachtVor diesem Hintergrund freut es uns besonders, dass wir vom Beratungsunternehmen Greenwich Associates unlängst als Qualitätsführer im deutschen Mittelstands-Banking ausgezeichnet worden sind. Der Award basiert auf der Befragung von mehr als 600 Unternehmen und Finanzinstitutionen in Deutschland. Und dabei sind es vor allem die Gründe der Auszeichnung, die uns in unserem Geschäftsmodell bestätigen: So hat neben der Zufriedenheit mit der gemeinsamen Zusammenarbeit, vor allem hinsichtlich Qualität und Prozessgeschwindigkeit, insbesondere die enge Begleitung der Kundenbeziehungen bis in das Topmanagement den Ausschlag für die Prämierung gegeben. Hohe ZufriedenheitswerteDoch auf solch einem Vertrauensbeweis wollen und werden wir uns keinesfalls ausruhen. Um unsere hohen Zufriedenheitswerte zu stützen und unsere Kundenbasis noch weiter zu verbreitern, bauen wir die Palette unserer Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich aus, dabei stets an den Bedürfnissen unserer Kunden ausgerichtet. Einer dieser Ansätze ist das sogenannte Supply Chain Finance. Hierbei beraten wir Unternehmen in der Frage, wie sich Finanzflüsse und Finanzstrukturen entlang der Lieferkette optimieren lassen, und helfen ihnen damit, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken. Ein weiteres Thema, das wir aktuell intensiv verfolgen, ist die Beratung und Finanzierung im Rahmen von Unternehmensnachfolgen und -übernahmen. Hier sehen wir großes Potenzial.Für uns als Bank mit einer starken Position bei der Finanzierung erneuerbarer Energien lag zudem der Schritt in den jungen, boomenden Markt der Green Bonds nahe. Hier bieten wir Sparkassen, Banken und weiteren Investoren die Möglichkeit zu nachhaltigen, umweltfreundlichen Investments. Und durch Kooperationen mit anderen Finanzhäusern erweitern wir unser Leistungsangebot zusätzlich. Die strategische Partnerschaft mit der Hamburger Berenberg Bank gibt uns beispielsweise die Möglichkeit, unseren Kunden auch im Bereich Equity Capital Markets Spitzenqualität bieten zu können. Chancen wie selten zuvorWichtige Beispiele – aber dennoch nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten, die sich modernen, innovationsfreudigen Banken eröffnen. Man muss also kein Optimist sein, um ganz klar festzustellen: Das Bankgeschäft bietet heute, neben großen Herausforderungen, auch so viele Chancen wie selten zuvor.—Michael Bücker, Firmenkundenvorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB)