Verwöhnprogramm für Aktionäre
ths Madrid
Spaniens Banken wollen nach der Aufhebung der Beschränkungen durch die Europäische Zentralbank ihre Aktionäre wieder mehr verwöhnen. Nach Santander und Sabadell zuvor kündigten am Freitag auch BBVA und Caixabank die Rückkehr zu einer höheren Gewinnausschüttung an.
Vor allem BBVA kann aus dem Vollen schöpfen. Der Verkauf der Tochter in den USA an PNC, der jüngst vollzogen wurde, hatte Spaniens zweitgrößter Bank einen Kapitalüberschuss von 8 Mrd. Euro beschert. Nach dem grünen Licht aus Frankfurt habe man bereits mit der Vorbereitung des angekündigten Rückkaufs von 10% der Aktien begonnen, der im Schlussquartal dieses Jahres ausgeführt werden soll, hieß es. An Dividenden soll dieses Jahr 35 bis 40% des Gewinns ausgeschüttet werden, sagte BBVA am Freitag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen.
Zeit für Rückkauf günstig
„Wir sind davon überzeugt, dass der gegenwärtige Aktienkurs nicht die Fundamentalwerte der Bank widerspiegelt, daher ist der Rückkauf günstig“, erklärte der CEO von BBVA, Onur Genç. Durch den Verkauf in den USA steigt die harte Eigenkapitalquote auf 14,17%, wird nach dem Aktienrückkauf jedoch auf 12,89% sinken. Das frische Kapital ermögliche „mehrere strategische Optionen“, so Genç, darunter auch mögliche Übernahmen. Für die 10% des Kapitals sind 3,5 Mrd. Euro eingeplant, es bleibt also noch viel Geld in der Kasse.
„Wir sind an der Konsolidierung in den Märkten, wo wir bereits präsent sind, interessiert“, sagte der CEO. Auf dem Heimatmarkt Spanien schauen Analysten und Aufseher auf eine Übernahme des Mitbewerbers Sabadell. Entsprechende Gespräche waren im letzten Jahr jedoch frühzeitig gescheitert.
Man wolle keine „mittelmäßigen Aktiva“ kaufen, sondern nur zuschlagen, wenn es finanziell Sinn mache, unterstrich Genç. Eine Alternative zu einer Übernahme könnten zum Beispiel eine Sonderdividende oder ein weiterer Aktienrückkauf sein, sagte der CEO.
Der Vorstand rechtfertigte erneut den Verkauf des US-Geschäfts mit dem hohen Preis, der erzielt wurde, und mit dem Argument, dass die Spanier in den USA zu geringe Marktanteile gehabt hätten. Analysten warnen jedoch vor der hohen Abhängigkeit der Bank von Schwellenländern wie Mexiko, der Türkei und Südamerika. Die mexikanische Tochter Bancomer steuert 43% des Gewinns bei.
Schwache Währungen
Die schwächelnden Währungskurse in manchen Märkten, vor allem die türkische Lira, belasteten erneut das Ergebnis. BBVA wies bis Juni einen Reingewinn von 1,9 Mrd. Euro aus, nachdem im Vorjahreszeitraum wegen hoher Abschreibungen in den USA ein Verlust von 1,3 Mrd. Euro zu Buche gestanden hatte. Ohne Sondereffekte hätte der Gewinn 2,3 Mrd. Euro betragen, so die Bank. Das Ergebnis profitierte auch von der um 60% geringeren Risikovorsorge.
Einer der Sonderposten waren die 700 Mill. Euro für die Umstrukturierung in Spanien, wo 20% der Filialen geschlossen und 10% der Belegschaft abgebaut werden. Dadurch erwartet man sich Einsparungen von jährlich 250 Mill. Euro ab nächstem Jahr. Im operativen Geschäft lief es in den ersten sechs Monaten nicht gut. Der Zinsüberschuss fiel um 8% auf knapp 7 Mrd. Euro. Einen Anstieg von Kreditausfällen erwarte man wegen der anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie frühestens nächstes Jahr. Man habe aber ausreichend Rücklagen gebildet.
Großaktionär Stiftung
Der Mitbewerber Caixabank will wie vor der Pandemie wieder die Hälfte des Gewinns an Dividenden ausschütten, nachdem das Pay-out im letzten Jahr nur 15% betragen hatte. Fast die Hälfte des Gewinns komme so der spanischen Gesellschaft zugute, erklärte der CEO der Bank, Gonzalo Gortázar. Die Stiftung La Caixa, die wohltätige Zwecke finanziert, ist mit 30% Hauptaktionär der ehemaligen Sparkasse, und der staatliche Bankenrettungsfonds Frob ist mit 16% der zweite Anteilsinhaber.
Synergien kommen früher
Durch die Übernahme der verstaatlichten Bankia stieg der Reingewinn im ersten Halbjahr auf 4,1 Mrd. Euro. Dies sei jedoch ein rein bilanztechnischer Effekt durch den hohen Badwill, den die Fusion generiert hat, erläuterte Gortázar. Ohne diese Effekte lag der Halbjahresgewinn bei 1,28 Mrd. Euro. Wie BBVA konnte auch Caixabank die Risikovorsorge erheblich reduzieren, in diesem Fall um 60% auf 457 Mill. Euro.
Die Eingliederung von Bankia komme gut voran, und die geplanten Synergieeffekte fielen früher an als ursprünglich erwartet, sagte der CEO. Caixabank hat sich vor kurzem mit den Gewerkschaften auf den Abbau von 6500 Stellen auf freiwilliger Basis geeinigt. Das lässt sich die Bank 1,9 Mrd. Euro kosten. Die jährlichen Kosteneinsparungen ab 2023 wurden von 770 Mill. Euro auf 940 Mill. Euro heraufgestuft.
Durch die Übernahme von Bankia ist Caixabank zur Nummer 1 auf dem spanischen Markt geworden. Im Gegensatz zu den internationalen Großbanken Santander und BBVA haben die Katalanen jedoch lediglich ein nennenswertes Auslandsgeschäft in Portugal. Mit Bankia wuchsen die Einlagen um 45% auf 185 Mrd. Euro, aber auch nach bereinigten Zahlen stand ein Wachstum von 6% bis Juni an.
Zahlungsausfälle drohen
Die Pandemie belastet Spanien als Touristenland besonders stark, weshalb der Bank Zahlungsausfälle drohen. Der Anteil der faulen Kredite blieb bis Juni jedoch konstant bei 3,6%. „Wir müssen vorsichtig bleiben, denn noch hat sich die Lage nicht normalisiert“, sagte Gortázar.
BBVA und Caixabank im Vergleich | ||||
Konzernzahlen nach IFRS | ||||
1. Halbjahr | BBVA | Caixabank | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 6 955 | 7 561 | 2 827 | 2 425 |
Provisionsüberschuss | 2 315 | 2 058 | 1 640 | 1 266 |
Handelsergebnis | 1 084 | 1 014 | 80 | 142 |
Operatives Ergebnis | 5 661 | 5 980 | 2 136 | 1 722 |
Reingewinn | 1 911 | − 1 157 | 4 181 | 205 |
Gewinn je Aktie (Euro) | 0,26 | − 0,20 | 0,34 | 0,19 |
Bilanzsumme | 648 169 | 752 884 | 674 088 | 445 572 |
Bereinigter RoTE (%) | 11,0 | 4,4 | 9,8 | 5,6 |
Ertrag-Aufwand-Quote (%) | 44,8 | 43,8 | 75,8 | 56,9 |
Hartes Kernkapital (%) | 14,17 | 11,22 | 12,9 | 12,3 |
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