Kapitalverwaltungsgesellschaften

Viel Bewegung in der Fondsverwaltung

Im Markt von Verwahrstellen ist einiges los: Marktaustritte, Konsolidierung, neue Ausschreibungen der Mandate und der stete Druck, die Effizienz zu steigern – auch mithilfe künstlicher Intelligenz.

Viel Bewegung in der Fondsverwaltung

Viel Bewegung in der Fondsadministration

Wechselbereitschaft der Investoren wächst – Konsolidierung unter Verwahrstellen setzt sich fort

Im Markt für Verwahrstellen und Kapitalverwaltungsgesellschaften ist einiges los: Marktaustritte, Konsolidierung, neue Ausschreibungen der Mandate, zusätzliche Kundenanforderungen insbesondere im Berichtswesen und der stete Druck, die Effizienz zu steigern – auch mithilfe des Einsatzes künstlicher Intelligenz.

fed Frankfurt

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Verwahrstellen in Deutschland um mehr als ein Drittel gesunken – auf 30 im vergangenen Jahr. Damit dürfte aber noch nicht der niedrigste Punkt erreicht sein. Die Marktkonzentration werde auch künftig zunehmen, „die Konsolidierung geht weiter“, zeigte sich Jürgen Scharfenorth, Senior Advisor der Beratungsgesellschaft Faros Consulting, anlässlich des „Verwahrstellen und KVG Summit 2024“ von Faros und der Börsen-Zeitung überzeugt. Ein Resümee der Paneldiskussionen: Immer wieder stünden Marktteilnehmer vor der Frage, ob sie am Angebot der Dienstleistungen im Asset Servicing festhalten, da das Geschäft vergleichsweise margenarm sei und zugleich der technologische Investitionsbedarf ebenso wie der Aufwand, die Einhaltung regulatorischer Vorgaben zu gewährleisten, steige.

Bewegung gibt es aber nicht nur bei den Anbietern, sondern auch bei den Mandaten. Die Wechselbereitschaft steige – und das, obwohl niemand gerne ohne besonderen Grund eine Master-KVG oder eine Verwahrstelle wechsele, berichtete Scharfenorth aus zahlreichen Gesprächen mit institutionellen Anlegern. Sieben institutionelle Investoren planen nach Wahrnehmung von Faros die Ausschreibung des KVG-Mandats in diesem Jahr. Aber nicht allein diese Zahl, auch die Ergebnisse der aktuellen Benchmark-Studie von Faros signalisierten Aktivität im Markt. An der Befragung haben sich 45 Marktteilnehmer mit verwalteten Vermögenswerten von mehr als 200 Mrd. Euro beteiligt – Versorgungswerke, Pensionskassen, Stiftungen, Unternehmen, Versicherungen, Assetmanager, Familiy Offices und kirchliche Investoren. Zwar seien die Investoren im Schnitt mit den Leistungen ihrer KVG mehr oder minder zufrieden. Bemerkenswerterweise gibt es allerdings eine erhebliche Zahl von Ausreißern, die andeuten, dass einige Investoren ihre Anforderungen nicht ausreichend erfüllt sehen. Beim Leistungsumfang seien aus Perspektive der institutionellen Anleger vor allem Performance Reporting und Risk Reporting gefragt.

Gebühren variieren stark

Was die Gebühren angeht, dokumentiert die Benchmark-Studie erwartungsgemäß, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen kleinen und großen Mandaten gebe. Während verwaltete Volumen von mehr als 10 Mrd. Euro im Schnitt Gebühren zwischen 3 und 4 Basispunkten (All-in Fee) zahlen müssen, respektive eine Grundvergütung nahe 2,5 Basispunkten, müssen Investoren mit deutlich weniger Assets, beispielsweise kleinere Versorgungswerke mit bis zu 500 Mill. Euro, im Mittel das Acht- oder Neunfache an Gebühr kalkulieren, also etwa eine All-in Fee von 28 Basispunkten. Vor diesem Hintergrund denken einige Anleger darüber nach, durch Bündelung Skalenerträge zu erzielen. „Viele Pensionskassen haben gleiche Themen“, erklärte Robert Müller, Vorstand der Kölner Pensionskasse, deshalb überlege man, sich mit anderen Kassen ähnlich einer Einkaufsgenossenschaft zu organisieren, um niedrigere Gebühren aushandeln zu können. Sein Haus sei übrigens bei einer Ausschreibung im vergangenen Jahr, die nach dem Marktausstieg der Apobank notwendig wurde, von den „riesigen Preisunterschieden“ unterschiedlicher Verwahrstellen überrascht gewesen.

Wenig Spielraum für höhere Preise

Die Studie deutet einen ganz leichten Trend zu höheren Gebühren gegenüber vorigem Jahr an. Allerdings schätzen sowohl Patrick Westerhoff, Leiter im Vertriebsmanagement der DZ Bank, als auch Jörg Debé, Leiter Kundenbetreuung und Vertrieb Investment Services bei Deka Institutionell, den Spielraum für Preissteigerungen als – wenn überhaupt – sehr überschaubar ein. „Ich sehe wenig Chancen für steigende Preise“, sagte Debé. Er warnte zugleich vor dem Trugschluss, dass die Tokenisierung von Fondsanteilen, die in den kommenden Jahren an Fahrt aufnehmen dürfte, zu Kostenersparnissen führen werde – zumindest nicht im ersten Schritt.

Einvernehmen herrschte beim Summit unter nahezu allen Vortragenden, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz in den kommenden Jahren für Kapitalverwaltungsgesellschaften und Verwahrstellen an Bedeutung gewinnen werde. KI trage dazu bei, die Effizienz zu steigern – und nur unter Ausnutzung solcher Effizienzsteigerungen seien die Dienstleister in der Lage, trotz zusätzlicher Kundenanforderungen und anhaltend hoher IT-Investitionskosten profitabel tätig zu sein.

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