Viridium verspricht mehr Zinsen nach IT-Pannen
Viridium verspricht mehr Zinsen nach IT-Pannen
Run-off-Plattform fast fertig mit Migration der früheren Generali Leben – Vorstandschef Tilo Dresig betont sinkende Stornoquoten
ak Frankfurt
Vier Lebensversicherer hat Viridium seit der Gründung vor neun Jahren übernommen. Beim jüngsten und größten Kauf vor vier Jahren ist die IT-Modernisierung von Pannen begleitet. Der größte deutsche Run-off-Anbieter gelobt Besserung und verspricht eine höhere Überschussbeteiligung.
Viridium hat vier Jahre nach der Übernahme von 2,2 Millionen Lebensversicherungen der Generali deren IT-Migration fast komplett abgeschlossen. Viridium-Chef Tilo Dresig nannte das Projekt am Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt extrem anspruchsvoll, da sich der Bestand allein auf 900 verschiedene Tarife verteile. Ganz ohne Probleme ist es nicht gelaufen: Im vergangenen Jahr hatte Viridium die Beschwerdestatistik der BaFin angeführt, die Aufsicht hatte im November deutlich Kritik geübt. Kunden hatten teilweise monatelang keine Auszahlungen erhalten, der Versicherer war gleichzeitig schlecht erreichbar.
Dresig räumte „spürbare Serviceeinschränkungen“ ein und entschuldigte sich bei den Kunden. Den Kundenservice bei Proxalto – so heißt die Generali Leben heute – habe Viridium von 200 auf 400 Menschen aufgestockt. Die Beschwerdequoten gingen jetzt monatlich zurück. Dresig betonte, dass die Probleme nicht zu mehr Kündigungen geführt hätten. Die Stornoquote sei vielmehr seit der Übernahme des Bestands deutlich gesunken: von konstant über 3% zu Zeiten der Generali auf 1,8% im Jahr 2022.
Ohne Aktien und Immobilien
Umgebaut hat Viridium auch die Kapitalanlage: Aktien und Immobilien sind raus aus dem Portfolio. Die Run-off-Plattform verwaltet ein Vermögen von 65 Mrd. Euro und setzt auf festverzinsliche Anlagen – Bonds, Darlehen und Infrastrukturfinanzierungen. Auch Zinsänderungsrisiken seien mit Absicherungsstrategien aus dem Portfolio genommen worden, erläuterte Dresig.
Die Viridium-Kunden sollen im kommenden Jahr höhere Renditen auf ihre Verträge bekommen. Die laufende Verzinsung von Proxalto, die bislang mit 1,25% am unteren Ende des Marktes liegt, soll sich auf 2,35% fast verdoppeln. Es ist die mit Abstand früheste Deklaration der so genannten Überschussbeteiligung in der Branche. In der Regel nennen die Lebensversicherer ihre Zusagen für das nächste Jahr im Dezember.
Als nächstes will Viridium rund 700.000 Lebensversicherungs-Verträge der Zurich Deutschland auf die eigene IT-Plattform bringen. Doch die Genehmigung der Mitte vergangenen Jahres angekündigten Transaktion steht noch aus. Zurich rechnet nach eigener Aussage vor wenigen Tagen in der zweiten Jahreshälfte mit einer Entscheidung. Die BaFin wollte sich am Mittwoch dazu nicht äußern.
Dresig geht davon aus, dass die IT-Modernisierung des Zurich-Portfolios einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen wird – etwas weniger als die Migration von Proxalto, die 250 Mill. Euro gekostet hat. Damit ist Viridium für die nächsten zwei, drei Jahre erst einmal ausgelastet – bevor neue Bestände übernommen werden könnten. „Wir haben Finanzierungsmöglichkeiten im Milliardenbereich“, sagte Dresig. Bislang sei Viridium ausschließlich mit Eigenkapital gepolstert, Nachrangdarlehen gebe es nicht. Die Übernahme des Zurich-Bestands – zum Kaufpreis schwieg der ehemalige Investmentbanker sich aus – finanziert Viridium aus dem Jahresgewinn und Bankdarlehen.
