Virtuelle Geldbörse auf dem Vormarsch

Bain prognostiziert immer weniger Barzahlungen

Virtuelle Geldbörse auf dem Vormarsch

kb Frankfurt – Das Zahlungsverhalten ändert sich grundlegend angesichts der digitalen Möglichkeiten. Im asiatischen Raum dürften E-Wallets bereits in den kommenden drei Jahren Bargeld als das meistgenutzte Zahlungsmittel im stationären Handel ablösen, prognostiziert die Unternehmensberatung Bain in einer Studie. Weltweit sollen der Studie zufolge im Jahr 2022 voraussichtlich mehr als ein Viertel aller Zahlungen in Läden und nahezu die Hälfte im Onlinehandel mithilfe der virtuellen Geldbörse erfolgen. Das geht im stationären Handel vor allem zu Lasten der Barzahlungen (-14 %), während dort mit E-Wallets 12 % mehr bezahlt werden wird. Im Onlinehandel nehmen Zahlungen mittels virtueller Geldbörse um 11 % zu, dagegen Zahlungen mittels Kreditkarte um 6 % ab, um nur die stärksten von Bain erwarteten Veränderungen bis 2022 aufzuzählen. Lukrative P2P-ZahlungenDerzeit belaufen sich die weltweiten Erträge im Zahlungsverkehr auf rund 830 Mrd. Dollar, schätzt Bain. Sie verteilen sich etwa zur Hälfte auf B2B-Transaktionen einerseits und B2C- sowie C2C-Geschäfte andererseits. Besonders lukrativ seien grenzüberschreitende Zahlungen und Geldtransfers von und zwischen Privatleuten (P2P). Hier liege die Marge bei 3,4 % beziehungsweise 340 Basispunkten. Ansonsten bewegten sich die Margen zwischen 2 und 22 Basispunkten. Allerdings würden gebührenpflichtige Bezahlvorgänge schon bald der Vergangenheit angehören, erwarten die Berater. Bezahlfunktionen würden in andere Produkte und Services integriert. Deshalb müssten Bezahldienstleister einen Mehrwert für ihre Kunden schaffen, sei es durch besonders bequeme Bezahlmöglichkeiten, integrierte Lösungen wie Datenauswertungen und Finanzierungen oder komplette Softwarelösungen einschließlich Webshops und betriebswirtschaftlicher Steuerungsprogramme. Solche Dienste würden in zehn Jahren zwischen 50 und 80 % der Gewinne von Payment-Anbietern ausmachen.Bain zählt drei Optionen für Banken auf, ihr Geschäft rund um Bezahlsysteme und den damit verbundenen direkten Kundenkontakt zu verteidigen. Erstens würde die Übernahme von Wettbewerbern nicht nur die Effizienz und Innovationsgeschwindigkeit erhöhen, sondern dadurch ließen sich weitere Märkte und Geschäftsfelder erschließen sowie Cross-Selling-Möglichkeiten schaffen. Zweitens könnten E-Commerce-Transaktionen vereinfacht werden, indem Bezahlfunktionen integriert würden, was insbesondere eine Option für Einzelhändler sei. Drittens könnte das Leistungsspektrum ausgebaut werden. Vorreiter böten schon heute zahlreiche Lösungen rund um den eigentlichen Bezahlvorgang an. Diese reichten von der Unterstützung bei der Betrugserkennung über die Auswertung von Bezahldaten bis hin zur Kreditvergabe an Verbraucher und Händler.