Kriminelles Netzwerk rund um Immobilienvermittler

Volksbank Konstanz droht hoher Schaden

Die Volksbank Konstanz hat es im Immobilienvermittlungsgeschäft mit Menschen zu tun gehabt, die ihr nach eigenen Angaben „erheblichen finanziellen Schaden" beschert haben dürften. Die Bank sieht sich als Opfer eines kriminellen Netzwerks.

Volksbank Konstanz droht hoher Schaden

Volksbank Konstanz droht hoher Schaden

Stopp der Vermittlungsgeschäfte mit Immobilien – Überprüfung zeigt kriminelles Netzwerk

fir Frankfurt

Der Volksbank Konstanz droht Ungemach durch unseriöse Immobilienvermittlungsgeschäfte. Das Institut sieht sich durch „ein kriminelles Netzwerk rund um einen ihr namentlich bekannten Vermittler“ betrogen, teilte es mit. Es handele sich um Vermittlungen von Immobilien und ihre Finanzierung im Zusammenhang mit dem Social-Media-Influencer „Immo Tommy“.

Es sei ein „hoher Grad an krimineller Energie bei einem umfassenden Netzwerk an mutmaßlichen Tatbeteiligten zu erkennen“, so die Volksbank.

Auffälligkeiten bei 60 Krediten

Im Zuge einer Überprüfung ihres Vermittlungsgeschäfts habe das Institut Auffälligkeiten bei rund 60 Immobilienkrediten ausgemacht, die 2021 bis 2023 vergeben wurden. Dadurch drohe der Bank „ein erheblicher finanzieller Schaden“, den sie nicht näher beziffert. Die Risikovorsorge gibt sie per 30. November mit 2,7 Mill. Euro an. Laut „SWR“ haben die 60 Kredite ein Volumen von 20 Mill. Euro. Die Täter hätten fingierte und gefälschte Eigenkapitalnachweise und andere Bonitätsunterlagen eingereicht und unwahre Angaben zu den betreffenden Immobilien gemacht, so das genossenschaftliche Institut. So hätten sie sich hohe Provisionen und Kaufpreise erschlichen.

Strafanzeige gestellt

Erste Überprüfungen ihres Vermittlungsgeschäfts habe die Bank im vergangenen Jahr eingeleitet und daraufhin die Zusammenarbeit mit dem Kreditvermittler eingestellt, „der auch im Rahmen des Netzwerkes ‚Immo-Tommy‘ aktiv war“. Am Mittwoch dieser Woche sei schließlich Strafanzeige gegen mutmaßlich Tatbeteiligte in mehreren Einzelfällen gestellt worden, heißt es von der Volksbank.

Sie verweist darauf, nie direkten Kontakt oder eine geschäftliche Beziehung zu den handelnden Personen im „Immo Tommy“ -Netzwerk gehabt zu haben.

Immo Tommy stellt sich auf seiner Homepage als Immobilien-Investor, Unternehmer, Influencer und Familienvater vor, der vor sechs Jahren nach dem Erwerb einer Eigentumswohnung die Liebe zu Immobilien entdeckt habe. Danach will er durch Immobilieninvestments „ein Vermögen von mehreren Millionen Euro“ aufgebaut haben.

„Europas größter Immobilien-Creator“, wie er sich selbst bezeichnet, gibt eigenen Angaben zufolge seit vier Jahren auf sozialen Medien Tipps über Immobilien und Finanzen. Auf Tiktok zählt er 1,1 Millionen Follower, auf Youtube bringt er es auf 165.000 Abonnenten, denen er nahezubringen gedenkt, wie „finanzielle Intelligenz“ zu erwerben sei, um, wie es heißt, „ein Investor Mindset aufzubauen“. Tausenden habe er geholfen, Immobilienbesitzer zu werden. So auch in Kroatien oder Dubai – entsprechende Investitionsanfragen lassen sich gleich via Mausklick auf seiner Homepage starten.

Interne Fehler

Die Konstanzer geloben, die Aufarbeitung fortzuführen. Zunächst seien sämtliche vermittelten Kreditenga­gements mit Unterstützung externer Revisoren unter die Lupe genommen worden. Diese förderten den Angaben zufolge nicht nur zutage, dass ein kriminelles Netzwerk die Hände im Spiel hatte, sondern dass interne Fehler in der Bank ihren Beitrag zu der Situation, in der sich das Institut befindet, leisteten. „Mitarbeitende der Volksbank Konstanz haben zumindest durch fehlerhaftes Handeln dazu beigetragen, dass für die Volksbank Konstanz Schäden entstanden sind“, stellt das Institut fest.

In der Folge seien das Vermittlungsgeschäft bis auf Weiteres eingestellt, Kreditvergabeprozesse modifiziert, zusätzliche Sicherungsmaßnahmen vorgenommen und „personelle Maßnahmen“ unternommen worden.

Der Fall wirft weitere Fragen auf, wie es um Governance und Risikomanagement in dem genossenschaftlichen Sektor angehörenden Häusern bestellt ist. Drei Institute, VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, Volksbank Dortmund-Nordwest und Volksbank Düsseldorf Neuss, sind Stützungsfälle, weil zu hohe Risiken eingegangen wurden bzw. Compliance versagte. Die Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, hat dies als inakzeptabel bezeichnet.

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