Volksbank wertet Filialen auf
fir Frankfurt
Die Frankfurter Volksbank modernisiert Teile ihres Filialnetzes und bietet ihren Kunden ab sofort eine Informations- und Serviceplattform zu Themen wie energetisches Sanieren und E-Mobilität. Für 6 Mill. Euro erhalten, wie bereits im Juli angekündigt, bis Ende nächsten Jahres 16 der 91 mit Mitarbeitern besetzten Filialen ein neues Erscheinungsbild. Weitere Standorte sollen von 2023 an folgen, Details dazu ließ die Vorstandsvorsitzende Eva Wunsch-Weber am Mittwoch allerdings noch offen. In einer Pressekonferenz in der Filiale am Hauptsitz der Volksbank in der Börsenstraße, die mit zwei weiteren modernisierten Zweigstellen in Frankfurt in Betrieb ging, stellte sie das neue Filial- wie Plattformkonzept vor.
Schalter rausgeschmissen
Das zu den größten deutschen Genossenschaftsbanken zählende Institut schleift in den runderneuerten Filialen nicht nur die Schalter, die Wunsch-Weber als „Bollwerke“ bezeichnet, sondern verabschiedet sich auch von festen Arbeitsplätzen. In der propagierten „neuen Beratungskultur“ soll nichts mehr zwischen Berater und Kunde stehen: keine Barrieren, kein Schnickschnack. „Es gibt keinen Schalter mehr, den haben wir rausgeschmissen“, sagte Wunsch-Weber. Die Mitarbeiter sind mit neuen Laptops ausgestattet und agieren papierlos – soweit die Aufsicht es erlaubt.
Ein ungewohntes Bild geben die Wand aus Moos ab, die dem Raumklima dienlich sein soll, eine LED-Wand, die auch zum Fußballgucken mit Kunden vorstellbar sei, und ein fünf Meter langer Tisch, an dem sich Kunden und Beschäftigte austauschen und kleinere Anliegen klären können. Für größere Beratungsgespräche stehen wie gewohnt separate Büros zur Verfügung. Währenddessen kann das E-Auto an der Ladesäule, die an der Filiale angebracht ist, aufgeladen werden.
Die Entscheidung zur Umgestaltung sei angesichts der positiven Erfahrungen mit den Finanzpunkten leicht gefallen, erläuterte Wunsch-Weber. Gemeinsam mit der Taunus Sparkasse betreibt die Frankfurter Volksbank 26 der in modularer Bauweise errichteten Filialen, von denen 17 mit Mitarbeitern besetzt und neun SB-Standorte sind. Dass Filialen nicht ausgedient hätten, sondern weiterhin dem Wunsch vieler Kunden entsprächen, hatte Wunsch-Weber jüngst beim 19. Internationalen Retail-Bankentag bekräftigt, den Börsen-Zeitung und Diebold Nixdorf veranstalteten (vgl. BZ vom 6. Oktober). Ebenfalls standardisiert wie die Finanzpunkte, fielen für die eigenen Filialen der Volksbank im Schnitt nur knapp 400000 Euro pro Umbau an. Die Modernisierung folge einer strengen Kostenlogik. Erfahrungsgemäß verschlinge die Erneuerung einer Filiale im klassischen Sinne gut und gerne einen siebenstelligen Betrag.
Um Firmen- wie Privatkunden beraten und begleiten zu können, hat die Volksbank gemeinsam mit Partnern eine Plattform erdacht, die Auskunft gibt und Dienstleistungen vermittelt zu E-Mobilität, energetischem Sanieren, Nachhaltigkeit und Geldanlage. Beispielsweise treten sieben Energieberatungsunternehmen als Partner auf, wenn es um energiesparendes Bauen und Sanieren geht, und Mainova widmet sich dem Thema E-Mobilität. Kunden können sich online informieren, für sich Kosten und Fördermöglichkeiten errechnen lassen, Ladesäulen bestellen und einen Elektriker finden, der die Ladestation liefert, installiert und auch die Wartung übernimmt, erläuterte Wunsch-Weber.
Erträge hätten bei den Überlegungen keine Rolle gespielt, sagte die Vorstandschefin. „Der Treiber ist nicht, neue Ertragsquellen zu erschließen.“ Stattdessen bestehe die Motivation, weiter gehenden Kundenbedürfnissen besser nachzukommen, statt sich auf das Angebot standardisierter Massenprodukte – Konto, Karte, Kredit – zu konzentrieren. „Natürlich soll sich das langfristig auch auszahlen, aber wir fragen nicht, ob wir 3,50 Euro an einer Ladesäule verdienen oder nicht“, verdeutlichte Wunsch-Weber.