Volksgeld-Boom in London

Renminbi-Spotmarktvolumen mehr als verdreifacht - Weniger Handelsfinanzierung

Volksgeld-Boom in London

hip London – Das Volumen des Renminbi-Handels in der britischen Metropole hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Wie aus einer Studie von Bourse Consult für die City of London hervorgeht, schwoll das tägliche Handelsvolumen bei FX-Produkten wie Swaps, Forwards und Optionen auf die auch unter der Bezeichnung Yuan bekannte Währung der Volksrepublik auf insgesamt 61,51 (i.V. 25,29) Mrd. Dollar an. Das Spothandelsvolumen habe sich mehr als verdreifacht – auf nunmehr 18,35 (5,56) Mrd. Dollar.”Die Internationalisierung des Renminbi ist untrennbar mit der marktwirtschaftlichen Liberalisierung und der Öffnung des chinesischen Kapitalmarkts verbunden”, sagte Mark Boleat, Policy Chairman der City of London Corporation. “Angesichts der stetigen Reformfortschritte der chinesischen Führung bieten sich Marktteilnehmern und Unternehmen immense Möglichkeiten, vom Aufstieg der Währung zu profitieren.” Im Dezember hatte es das Zahlungsmittel des Reichs der Mitte Swift-Daten zufolge unter die fünf Währungen geschafft, in denen die meisten Zahlungen weltweit abgewickelt werden. Damit zog das “Volksgeld”, wie die direkte Übersetzung lautet, erstmals an den Währungen Australiens und Kanadas vorbei. Allerdings wurden trotz des rasanten Aufstiegs nur 4,4 % der weltweiten Zahlungen in Renminbi geleistet. Im Oktober wird der Internationale Währungsfonds (IWF) über die Aufnahme des Renminbi in den Währungskorb für die sogenannten Sonderziehungsrechte entscheiden – neben Dollar, Euro, Pfund und Yen. Das wäre ein weiterer Schritt auf dem Weg zur weltweiten Reservewährung. “Wir müssen uns den Renminbi als die nächste ,G4`-Währung vorstellen”, sagte Alex Manson, Group Head Transaction Banking bei Standard Chartered. Es gelte, die Auswirkungen dessen auf die nahe Zukunft zu verstehen. Marktposition verbessertIn der zugleich vorgelegten Studie “Renminbi Ascending” des Atlantic Council wird China aufgefordert, nicht nur den Kapitalmarkt zu liberalisieren, sondern auch das Krisenmanagement, das Insolvenzregime und die Überwachung wichtiger Akteure wie Ratingagenturen und Wirtschaftsprüfer zu verbessern.Die in London aktiven Banken wickelten nach eigenen Angaben 67 (57) % ihrer Spotmarkt-Volumina an der Themse ab. Alles in allem habe London seine Wettbewerbsposition bei FX-Produkten verbessert. Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass London seine Stellung als einer der führenden Renminbi-Handelsplätze auf absehbare Zeit halten kann. Die Einlagen in chinesischer Währung seien von 14,6 Mrd. bis Ende Juni auf 20 Mrd. Renminbi (umgerechnet 3,26 Mrd. Dollar) gestiegen. Leicht rückläufig hätten sich dagegen die Einlagen von Privatkunden – die Kategorie enthält auch Private Banking – entwickelt. Das auf die Handelsfinanzierung entfallende Renminbi-Volumen sei auf 35,27 (42,78) Mrd. Yuan zusammengeschnurrt. Zu den möglichen Gründen, die für den Rückgang angeführt werden, gehören die jüngste Schwäche der chinesischen Volkswirtschaft, die Volatilität des Renminbi und Sorgen, das Volksgeld könnte abwerten.Die Inselhauptstadt profitierte bislang von ihren guten Beziehungen zur ehemaligen Kronkolonie Hongkong, der wichtigsten Quelle für Liquidität in der chinesischen Landeswährung. Für Clearing und Settlement wurde bislang meist die Infrastruktur der Hong Kong Monetary Authority genutzt. Während des Besuchs des chinesischen Staatschefs Li Keqiang im Juni vergangenen Jahres wurde die China Construction Bank (CCB) als Londoner Renminbi-Clearingbank benannt. Einen Monat später wurde das Clearingsystem zwischen London und der Volksrepublik freigeschaltet.