Autofinanzierer

Volkswagen Financial Services erwartet schweres Jahr

Volkswagen Financial Services erwartet angesichts einer drohenden Rezession und zurückgehender Autoverkäufe ein schwieriges Jahr 2023. Eine Prognose für den operativen Gewinn wollte die VW-Tochter nicht abgeben.

Volkswagen Financial Services erwartet schweres Jahr

Reuters Braunschweig – Angesichts des Konjunkturabschwungs, hoher Energiekosten und gestiegener Zinsen erwartet Volkswagen im Ge­schäft mit Autofinanzierungen und Leasingverträgen ein schwieriges Jahr 2023. „Wir sehen, dass die Menschen in der Rezessionserwartung vorsichtiger sind und wir nicht so viele Fahrzeuge verkaufen“, sagte Frank Fiedler, Finanzchef von Volkswagen Financial Services, am Mittwochabend in Braunschweig. Er geht von höheren Risikokosten aus, wenn Kunden ihre Raten nicht zahlen. „Wenn Sie die Entscheidung treffen müssen, ob Sie heizen oder Autofahren, haben Sie eine vitale Diskussion mit sich selbst.“ Auch steigende Zinsen dürften das Ergebnis im nächsten Jahr belasten. Eine konkrete Prognose für das operative Ergebnis traut sich die VW-Tochter nicht zu.

Der Finanzvorstand begründete dies auch mit der vom Konzern ins Frühjahr verschobenen Investitionsplanung. Volkswagen richtet derzeit seine Software-Strategie neu aus und wird voraussichtlich Ende Januar oder Anfang Februar den Fahrplan für die Ausgaben und die Belegung der Werke der nächsten Jahre be­schließen. Wegen der Überarbeitung der Pläne hatte der Vorstand die für Anfang November angesetzte Planungsrunde verschoben.

Erst wenn auf dieser Grundlage das Fahrzeugvolumen der Marken absehbar sei, könne der Finanzdienstleister einen Geschäftsausblick formulieren, sagte Fiedler. Sollten wegen des nachlassenden Teilemangels wieder mehr Neufahrzeuge zur Verfügung stehen, dürften die Gebrauchtwagenpreise sinken. Dies sei schon jetzt zu erkennen. Die Finanzsparte profitiert im zu Ende gehenden Jahr noch von hohen Preisen für Gebrauchtwagen und geringeren Kosten für Kredit- und Restwertrisiken. Der operative Gewinn dürfte in einer Spanne zwischen 5 und 5,5 Mrd. Euro landen, sagte Fiedler. Im Sommer wurden noch etwa 5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt, nach einem operativen Rekordgewinn von 5,7 Mrd. Euro 2021.

In den nächsten Jahren will die Finanzsparte des Wolfsburger Autokonzerns ihr Geschäft weiter ausbauen. Ziel ist, am gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu verdienen. War das Geschäft bisher auf die Finanzierung und das Leasing von Neuwagen und jungen Gebrauchtwagen ausgerichtet, sollen nun auch ältere Gebrauchtwagen einbezogen werden. „Wir wollen einer der größten­ Gebrauchtwagen-Vermarkter Europas werden“, sagte Vertriebschef Anthony Bandmann. Eine zen­trale Rolle in den Plänen spielen die Gebrauchtwagenplattform Heycar und der von einem Konsortium um Volkswagen übernommene Autovermieter Europcar. Dieser soll zu einer Mobilitätsplattform für Angebote rund um Carsharing, Mitfahrdienste und Abo-Modelle ausgebaut werden. Künftig sollen VW-Kunden über eine App zwischen verschiedenen Mobilitätsdiensten wählen können, bis hin zum E-Scooter.

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