Vom Repo-Man zum Repo-Roboter

Von Dietegen Müller,zzt. Luxemburg Börsen-Zeitung, 29.1.2016 Der Repo-Markt steht, wiewohl elementar wichtig für die Finanzbranche, selten im Rampenlicht. Mit Repo ist die Ausleihe von Wertpapieren - meist Anleihen gegen Bargeld - in einem...

Vom Repo-Man zum Repo-Roboter

Von Dietegen Müller,zzt. LuxemburgDer Repo-Markt steht, wiewohl elementar wichtig für die Finanzbranche, selten im Rampenlicht. Mit Repo ist die Ausleihe von Wertpapieren – meist Anleihen gegen Bargeld – in einem Rückkaufvertrag (Repurchase Agreement) gemeint. Inzwischen geht es aber auch um Wertpapierfinanzierung mit Aktien und verbrieften Papieren sowie um das Management von Sicherheiten (Collateral).Der 20. Global Securities Financing Summit hat nun in einem Rückblick mit Veteranen der Branche einige Einblicke in diesen zentralen Bereich der Finanzbranche erlaubt. Schon in den Anfängen des Geschäfts in den achtziger und neunziger Jahren war die Wertpapierleihe oft von krisenhaften Entwicklungen betroffen. Aus den USA übernommen, war der Repo-Markt in Europa anfangs ein weitgehend unreguliertes und unbesichertes Geschäft – beides heute nicht mehr vorstellbar. Cash-Maschine für BankenAnekdoten belegen, wie damals Transaktionen zur Beeinflussung von Marktzinssätzen üblich gewesen waren, die heute als Manipulation sanktioniert werden müssten. “Arbitrage war über alle Märkte hinweg möglich”, sagt einer, der dabei war. Auch die Größe der “Tickets”, die früher gehandelt wurden – es ging hoch bis 10 Mrd. Dollar – lässt einem den Atem stocken. Seither sind die Ticketgrößen deutlich zurückgegangen. Als die Zentralbanken nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 die Märkte geflutet hatten, ging das Geschäft durch die Decke. Die Repo-Desks waren “eine der besten, wenn nicht die besten” Profitmaschinen in den Banken, was aber kaum einer im Topmanagement der Institute verstanden habe, heißt es. So störte es offenbar nicht, dass einige Banken um die 20 Mill. Dollar pro Jahr für Repo-Geschäfte an ihre Broker-Dealer abdrücken mussten. Entsprechend hoch war das Selbstbewusstsein der Branche. “Als meine Kinder fragten, was ich tue, sagte ich einfach, ich bin der Repo-Man”, gab einer der Akteure preis und baute sich, um dies zu unterstreichen, mit voller Statur vor dem Panel auf.Krisen haben den Markt immer wieder gezeichnet. So soll der 1998 kollabierte Hedgefonds Long Term Capital Management in einer Großbank von höchster Stelle aus gepäppelt worden sein, wenn es um die Gebührenberechnung ging. Risikokontrolle schien keine Rolle gespielt zu haben. “Mein Chef rief an und sagte, ich müsse LTCM besonders günstige Konditionen geben”, sagte einer, der es wissen muss. Zu lukrativ waren die Erträge des einst renommierten Fonds. Der Katzenjammer danach war groß und hat zur Einführung von Sicherheitsmargen geführt.Erst die Schieflage von Bear Stearns 2007 brachte aber Panik in den Markt. “Der Markt war damals so effizient, doch von einem Tag auf den anderen war das Vertrauen weg, er zerfiel in Stücke.” Eine neue Regulierungswelle war die Folge und unkonventionelle Geldpolitik, die den Markt prägt. Neue Technologien spielen eine zunehmend wichtige Rolle, und manch einer erwartet, dass der “Repo-Man” bald von algorithmusbasierten Handelsrobotern abgelöst wird. Stimmen wie Edan Yago von Epiphyte behaupten, dass durch die Blockchain-Technologie der Markt verändert wird und etwa Clearinghäuser überflüssig werden. ——–Der Repo-Markt hat schon viele Krisen erlebt. Nun kommt ein technologischer Umbruch.——-