Von der Nachkriegsbörse zum modernen Handelsplatz

Führendes Qualitätsangebot in Düsseldorf - Quotrix steht mit an der Spitze des Wettbewerbs und überzeugt Banken als Best-Execution-Handelssystem

Von der Nachkriegsbörse zum modernen Handelsplatz

“Operation Marriage” nannten die Briten 1946 die Gründung Nordrhein-Westfalens: Bei der Hochzeit von Rheinländern und Westfalen ging es um große Politik. In Düsseldorf startete die erste Nachkriegsbörse und war der Ausgangspunkt, sich über die nächsten 70 Jahre in permanentem Wandel zum heutigen modernen Handelsplatz zu entwickeln.Aktuell beschäftigt die Briten vor allem ein Thema: Wie wird sich der Brexit auswirken? Die Prognosen sind unterschiedlich. Fest steht aber, dass die Briten mit ihrem Votum der westdeutschen Wirtschaftsmacht den Rücken kehren. Ganz anders haben sie sich vor 70 Jahren verhalten. Sie schufen damals unter dem Namen “Operation Marriage” Nordrhein-Westfalen und damit einen der stärksten Wirtschaftsstandorte der Nachkriegszeit in Deutschland und Europa. Entwicklung macht stolzDie Rheinisch-Westfälische Börse zu Düsseldorf war zu dieser Zeit schon eine feste Institution. Sie wurde 1875 von Düsseldorfer Kaufleuten gegründet. Am 15. April 1946 fand im Kasino der Commerzbank unter Aufsicht der Banking Branch Control Commission der erste Handel nach dem Krieg in Düsseldorf statt. Die Sitzung im kleinen Kreis sollte große Auswirkungen nach sich ziehen. Denn sie war der Beginn einer Entwicklung, auf die die Düsseldorfer Börse noch heute mit Stolz zurückblickt.Nach der Währungsreform am 14. Juli 1948 nahm die Düsseldorfer Börse den Wertpapierhandel als kontrollierten Freiverkehr wieder auf, und drei Tage später trat eine neue Börsenordnung in Kraft. Prof. Dr. Kurt Forberg, seinerzeit Mitinhaber des Bankhauses C. G. Trinkaus, wurde zum Präsidenten der Börse gewählt und führte diese rasch zum Erfolg. Im Mai 1949 nahm die Düsseldorfer Börse ihren amtlichen Handel wieder auf und wurde zur umsatzstärksten der damals acht westdeutschen Wertpapierbörsen.Die Börsenkultur entwickelte sich. Die erste Nachkriegshausse begann 1958, nachdem im Juli die Deutsche Mark frei konvertierbar wurde, also gegen Fremdwährungen getauscht werden durfte. Das zog internationale Investoren an. Unter Ludwig Erhard, damals Bundesminister für Wirtschaft, wurden die sogenannten Volksaktien eingeführt. Dazu gehörten Anteile an der teilprivatisierten Preußischen Bergwerks- und Hütten-AG. Berliner Mauer verunsicherteUm die Aktionärsquote weiter zu erhöhen, beschloss die Regierung, Belegschaftsaktien steuerlich zu begünstigen. 1961 kam nach einer Teilprivatisierung von 60 % des Grundkapitals von Volkswagen die nächste Volksaktie an die Börse. Mit Beginn des Baus der Berliner Mauer machte sich Verunsicherung unter deutschen Anlegern breit. Erstmals fielen die Kurse an deutschen Börsen nachhaltig. Mehr Publizität im FokusDie Börse Düsseldorf hat mit dem Ziel der Publizitätssteigerung 1969 die börsentägliche Veröffentlichung der Kurse von 50 ausgesuchten Aktien eingeführt. Das Konzept überzeugte, und vier Jahre später hatte die Düsseldorfer Börse mit 35 % den höchsten Marktanteil des börsengehandelten Effektengeschäfts in Deutschland. Diesen konnte sie in den folgenden Jahren behaupten. Währenddessen beschäftigten sich Politiker mit weiteren Maßnahmen, die Aktienkultur in Deutschland zu stärken. So wurden 1970 international bereits übliche Regeln eingeführt, wodurch Insiderhandel verhindert werden sollte. 1976 hat die Regierung die Dividendenbesteuerung zu Gunsten der Aktionäre geändert. Die bereits vom Unternehmen entrichtete Körperschaftsteuer wurde bei der Einkommensteuer der Anleger berücksichtigt.1987 gab es eine Reform der 1952 gegründeten “Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen”. Mit dieser Reform verstärkte sich die Entwicklung der einzelnen Handelsplätze zu Institutionen, die in direkter Konkurrenz zueinander stehen. Am 19. Oktober dieses Jahres gab es einen Crash an der Wall Street. Der Dow Jones fiel innerhalb eines Handelstages um 22,6 % und zog andere Börsen mit ins Minus. In Frankfurt wurde 1988 nach dem Kurssturz der Deutsche Aktienindex Dax erstmals berechnet. Er stand für die 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen, die an der Frankfurter Börse notiert waren. Bis zum Jahresultimo legte der Dax rund 33 % zu.1989 ist mit dem 14. Oktober in die Börsengeschichte eingegangen. An dem als Schwarzer Freitag bekannten Handelstag brachen an der Wall Street die Kurse drastisch ein und zogen andere Börsen mit sich. Die Börsen-Zeitung schrieb, dass Aktionäre in Deutschland an diesem Tag gut 70 Mrd. DM verloren hätten. 1989 war nebenbei erwähnt auch das Geburtsjahr der DTB (Deutsche Terminbörse) in Frankfurt, der heutigen Eurex. Erstmalig wurden dort in Deutschland Terminkontrakte an einer eigenständigen Börse gehandelt. Beeindruckende KampagneErste Anzeichen der New Economy gab es 1995, als sich mit Netscape das erste Internet-Unternehmen an die Börse wagte. Als die Deutsche Telekom ihren Börsengang im Jahr darauf propagierte, fühlte sich so mancher an das Jahr 1958 erinnert. Der damalige Telekom-Chef Ron Sommer wollte die Aktien seines Unternehmens zur nächsten Volksaktie machen und inszenierte eine beeindruckende Werbe- und PR-Kampagne. Aufgrund vieler Neuemissionen der Telefon- und Internet-Branche schaffte die Deutsche Börse 1997 mit dem Neuen Markt ein spezielles Segment. Ebenso ging Xetra in diesem Jahr an den Start.Am 1. August 1998 trat eine Börsengesetzesnovelle in Kraft. Ziel war eine gezielte Stärkung des Finanzplatzes in Deutschland. Die Neuordnung terminrechtlicher Bestimmungen sowie die Zulassung börsenmäßiger elektronischer Wertpapierhandelssysteme erfolgten im Rahmen einer Anpassung an internationale Entwicklungen. Erstmals entstand die Idee eines Handelsverbunds zwischen der Frankfurter Börse und den Regionalbörsen, die später für einige Zeit auch umgesetzt wurde.Der fortschreitende Übergang seit Anfang der 90er Jahre von der Präsenzbörse zur computerunterstützten Börse leitete außerdem eine bahnbrechende technische Entwicklung ein, die heute die vollelektronische Geschäftsabwicklung für Hochgeschwindigkeitshändler ermöglicht. Außerdem begannen die technischen Kosten für System und Anbindungen zu sinken, was bis heute ständig neue Handelsangebote hervorrief. Verschärfte KonkurrenzDer Wettbewerb der Börsen verschärfte sich um die Jahrtausendwende. In Düsseldorf hatten sich Börse und Makler schon 1999 auf ein verbindliches Leistungsangebot an Privatanleger verständigt, das zum Beispiel die Einhaltung der Xetra-Preise garantierte. Ein Schritt, den der Frankfurter Maklerhandel erst rund 14 Jahre später einführte. Unter dem Begriff Quality Trading galten in Düsseldorf Mindeststandards, die Anlegern einen Vorteil gegenüber anderen Plätzen sichern sollten.Um die Chancen aus der zunehmenden Verlagerung vom Präsenz- zum Computerhandel zu nutzen, hat die Börse Düsseldorf zudem im Jahr 2001 ihr elektronisches System Quotrix gestartet. Neben Frankfurt war Düsseldorf die einzige Börse, die sowohl den Maklerhandel als auch ein elektronisches System einsetzte. Zum 1. Januar 2001 wurde weiter modernisiert und der Trägerverein “Rheinisch-Westfälische Börse zu Düsseldorf e. V.” in die “Börse Düsseldorf AG” umgewandelt sowie der Name der Börse entsprechend geändert.Etwa zu dieser Zeit, im August 2000, wurde der in dieser Form nicht mehr benötigte große Börsensaal abgerissen und das Gebäude zur Büronutzung umgebaut. Seit 2004 wird der Handel der Börse Düsseldorf wieder vom Ernst-Schneider-Platz aus dem früheren Börsengebäude gesteuert. Heute ist die Börse einer der modernsten Handelsplätze in Deutschland mit einem führenden Qualitätsangebot. Das elektronische und lange Jahre erprobte System Quotrix steht mit an der Spitze des Wettbewerbs und überzeugt vor allem Banken als Best-Execution-Handelssystem. Mehrere Bankengruppen wählen Quotrix seit einiger Zeit als den besten Ausführungsplatz für ihre privaten Kunden. Neue AngeboteAuch neue Angebote sind entstanden. Die Börse bietet seit 2011 verstärkt Listingmöglichkeiten und Services für kleine und mittlere Unternehmen. Mit dem Primärmarkt ist 2014 hierfür ein Segment im Freiverkehr weiterentwickelt und als dauerhaftes Angebot installiert worden. Der permanente Wandel wird auch weiter das Börsengeschäft verändern, so wie sich Nordrhein-Westfalen gewandelt hat, das aber immer noch zu den wichtigsten Wirtschaftsstandorten der Republik zählt.—Dirk Elberskirch Vorstandsvorsitzender der Börse Düsseldorf AG