Danske

Von der Skandal­nudel zum Muster­knaben

Mit der Zahlung von 2 Mrd. Dollar beendet die Danske Bank den unseligen Geldwäscheskandal. Im Westen bedarf es einer umfassenden Debatte, wie es zu dieser und vergleichbaren Affären kommen konnte.

Von der Skandal­nudel zum Muster­knaben

Jahrelang war die Danske Bank ein verlässlicher Quell von Skandalen, Negativszenarien und Spekulationen. Das dürfte nun vorbei sein. In Bezug auf seinen Geldwäscheskandal macht das größte Finanzinstitut Dänemarks reinen Tisch. Damit dürfte weitgehend Ruhe einkehren. Geht es nach den Verantwortlichen der Danske, allen voran dem einstigen Commerzbank-Vorstandschef Martin Blessing, der seit März dem Verwaltungsrat vorsteht, wandelt sich das Institut von der Skandalnudel zum Musterknaben.

Zumindest die Voraussetzungen dafür sind gegeben, und den heutigen Protagonisten dürfen gute Absichten und Respekt vor den Folgen etwaiger neuerlicher Fehltritte unterstellt werden. Zu hoch sind die aus Strafzahlungen, Reputationsverlust und Abstrafung durch die Märkte erwachsenden Risiken. Danske hat sich quasi gehäutet, seit sich im September 2018 mit der Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts das wahre Ausmaß der Affäre abzeichnete, in deren Strudel immer mehr Institute gerieten, darunter die Deutsche Bank als einstige Korrespondenzbank und die Swedbank. Topmanagement und -Kontrolleure wurden ausgetauscht, hohe Summen in Geldwäscheprävention gesteckt, neue interne Kontrollen aufgezogen, eigene Untersuchungen anberaumt, die Geschäftstätigkeit im Baltikum gekappt und wie so oft in vergleichbaren Fällen ein Kulturwandel beschworen und gnadenlose Transparenz verordnet.

Dabei hatte sich schon 2007 angedeutet, dass etwas faul ist im Staate Dänemark. Estnische und dänische Finanzaufseher sowie Whistleblower warnten vor zumindest dubiosen, wenn nicht kriminellen Aktivitäten, die sich in der estnischen Filiale der Danske abspielten. Ihre Warnungen verhallten ungehört, geändert hat sich lange nichts.

Mit den 2 Mrd. Dollar zur Beendigung der Affäre ist Danske gut bedient. Der Betrag hatte sich schon vor einiger Zeit abgezeichnet. Es hätte jedoch deutlich mehr werden können, sind die maßgeblichen US-Aufseher doch alles andere als zimperlich, wenn ihr Finanzsystem missbraucht wird. Mit dem Ab­schluss der Ermittlungen ist Danske also aus dem Schneider. Selbst wenn Aufseher anderer Staaten noch nachlegen sollten, wäre es für die Dänen dank komfortabler Kapitaldecke zu verkraften.

Doch kann es nicht damit getan sein, sich freizukaufen, Manager auszutauschen und in Geldwäscheprävention zu investieren. Es bedarf einer gesamtgesellschaftlichen Aufarbeitung der Unsitte im Westen, den Zufluss dreckigen Geldes aus Russland zu tolerieren, schönzureden oder beim Rein­waschen behilflich zu sein. Geld, das Entscheidungsträger korrumpiert und ein menschenverachtendes Regime in Moskau stützt.

(Börsen-Zeitung,

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