Commerzbank

Von einer Personalnot in die nächste

Die Commerzbank verschiebt angesichts zweier Vakanzen im Aufsichtsrat ihre Hauptversammlung. Um die Neubesetzung der beiden Posten muss sich eine neu eingerichtete Findungskommission kümmern, da der reguläre Nominierungsausschuss nach den jüngsten Abgängen dezimiert ist.

Von einer Personalnot in die nächste

Von Bernd Neubacher und

Anna Sleegers, Frankfurt

Die vor einer tiefgreifenden Restrukturierung stehende Commerzbank schlittert von einer Personalnot in die nächste. Nach einer Aktionärsrevolte hatte sie im vergangenen Jahr bereits Knall auf Fall Ersatz für Vorstandschef Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann suchen müssen und in Manfred Knof sowie Hans-Jörg Vetter auch gefunden. Nachdem nun Vetter vor wenigen Tagen aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden ist und nun auch der erst zu Jahresbeginn ins Gremium nachgerückte Ex-Bankenpräsident Andreas Schmitz nach einem Eklat das Handtuch geworfen hat, benötigt das Institut gleich zwei neue Kontrolleure. KfW-Chef Günther Bräunig steht als Aufsichtsratschef der Commerzbank nicht zur Verfügung, wie er gestern betont hat.

Nach Informationen der Börsen-Zeitung hat der Aufsichtsrat bereits eigens eine entsprechende vierköpfige Findungskommission zusammengestellt. Denn der eigentlich zuständige Nominierungsausschuss kann dieser Aufgabe schon deshalb kaum nachkommen, weil in Vetter und Schmitz zwei Mitglieder der drei Vertreter der Kapitalseite in der fünfköpfigen Runde nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Commerzbank äußerte sich am Donnerstag auf Anfrage nicht zur Nachfolgesuche.

„Zu gegebener Zeit“

Die ursprünglich für den 5. Mai 2021 geplante Hauptversammlung werde verschoben, hatte das Institut am Morgen mit Verweis auf „die laufende Nachbesetzung im Aufsichtsrat“ mitgeteilt, ohne einen neuen Termin zu nennen. Ziel sei es, das Aktionärstreffen „zeitnah abzuhalten“, hieß es. Der Aufsichtsrat treibe die Nachbesetzung zügig voran. „Das Datum der Hauptversammlung der Commerzbank wird zu gegebener Zeit bekannt gegeben“, hieß es gestern auf der Website der Bank. Damit wird die zweitgrößte deutsche Privatbank, deren Aufsichtsratsvorsitz kommissarisch Konzernbetriebsratschef Uwe Tschäge übernommen hat, ihre Restrukturierung fürs Erste ohne regulären Aufsichtsratschef und ohne Termin für ihr diesjähriges Aktionärstreffen angehen.

„Ungeachtet der Verschiebung der Hauptversammlung“ arbeite der Vorstand unverändert weiter an der Umsetzung der neuen Strategie, erklärte das Institut. Am angestrebten Zeitplan für den Abschluss der notwendigen Rahmenregelungen zum geplanten Stellenabbau halte man fest.

Im Zuge der Restrukturierung plant das Institut den Abbau von 7500 Stellen. Früheren Angaben zufolge strebt der Vorstand dabei eine Rahmenvereinbarung bis zum ursprünglich geplanten Termin der Hauptversammlung am 5. Mai an. Die Gespräche zwischen Personalabteilung und Arbeitnehmervertretern verliefen zäh, war zuletzt zu hören.

Laut den gesetzlichen Regelungen muss die Bank ihr Aktionärstreffen bis Ende August abhalten; angesichts der Corona-Pandemie hat der Gesetzgeber diese Vorgabe indes gelockert und lässt nun auch Termine bis Jahresende zu. Da die Gesellschaft bereits seit längerem eine digitale Veranstaltung anpeilt, dürften sich die Kosten der Verschiebung für sie in Grenzen halten. Ein Novum ist die Verschiebung der Aktionärsversammlung für die Bank ohnehin nicht. Angesichts der Corona-Pandemie hatte sie das Anteilseignertreffen schon im vergangenen Jahr verlegt, wenn auch nur um sechs Tage vom 7. auf den 13. Mai. Auch zuvor hatte es Verzögerungen gegeben.