LEITARTIKEL

Von Fitschen zu Peters

Wer Robbie Williams übersteht, dem können auch Panama Papers nichts anhaben. So könnte das Motto zum Amtsantritt von Berenberg-Chef Hans-Walter Peters als 16. Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) am Montag lauten. Deutschlands...

Von Fitschen zu Peters

Wer Robbie Williams übersteht, dem können auch Panama Papers nichts anhaben. So könnte das Motto zum Amtsantritt von Berenberg-Chef Hans-Walter Peters als 16. Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) am Montag lauten. Deutschlands älteste Privatbank, seit 1590 im Geschäft, hatte sich und ihren Mitarbeitern zum 425-jährigen Bestehen ein Privatkonzert der englischen Pop-Ikone gegönnt – die Rolling Stones wollte sich halt nur die Deutsche Bank leisten, als die Zeiten noch besser waren. Der kulturbeflissene Ariensänger Josef Ackermann und Mick Jagger – okay, das passte, sympathisiert man doch sogar mit dem Teufel. Aber die feine Hamburger Privatbank und ein mit 1 Mill. Euro für einen 40-Minuten-Gig entlohnter Megastar mit Drogenvergangenheit – da rümpfte doch mancher die Nase.Peters und seine Bank haben die Kritikaster souverän weggelächelt. Ebenso abgeklärt wird der gewählte Bankenpräsident beim Jahresempfang seines Verbandes in Anwesenheit von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sicher gerne erneut darlegen, dass Berenberg auch Konten für Offshore-Gesellschaften führe, dass das mitnichten anrüchig sei, dass man sich natürlich an Recht und Gesetz halte und zudem jeweils wisse, welcher wirtschaftlich Berechtigte hinter den Konten stehe.So eine Erwähnung in den dieser Tage vielzitierten Panama Papers ist zwar gleichwohl nicht das, was ein bedeutender Wirtschaftsverband, seine Mitglieder und die unmittelbar betroffenen Personen zum feierlichen Stabwechsel an der Spitze ersehnen. Es ist aber nach derzeitigem Erkenntnisstand auch nichts, was im BdB zu irgendwelchen Aufgeregtheiten führen müsste. Zumal die Organisation der gut 200 sehr heterogenen privaten Institute von A wie Aareal Bank bis Z wie Ziraat Bank International, vom – schon mal gehört? – Bankhaus Rautenschlein aus der niedersächsischen 11 000-Einwohner-Gemeinde Schöningen bis zum Global Player Deutsche Bank aus der Finanzmetropole Frankfurt Kummer gewöhnt ist. Apropos Deutsche Bank: Die nun endende dreijährige Amtszeit ihres Co-CEO Jürgen Fitschen als BdB-Präsident war in doppelter Hinsicht alles andere als unbelastet. Zum einen ließ es sich nicht völlig vermeiden, dass die beklagenswerte Situation der Bank auf das Mandat im Verband abstrahlt. Zum anderen war Fitschen persönlich durch den Verfolgungseifer der Münchener Staatsanwaltschaft, die ihn anscheinend krampfhaft – es nervt ja erkennbar sogar den Vorsitzenden Richter – des versuchten Prozessbetruges in der Causa Kirch überführen will, schon rein zeitlich extrem gehandicapt. Mittlerweile mehr als 30 Verhandlungstage plus An- und Abreise sowie Vorbereitung samt Aktenlektüre und Gesprächen mit den Verteidigern lassen sich im Terminkalender eines Topmanagers nicht ohne Schaden für das Restprogramm freischaufeln.Erschwerend kam hinzu, dass die Banken – bei aller Notwendigkeit einer entschlossenen staatlichen Regelsetzung – seit Jahren einen Abwehrkampf führen müssen, um die schlimmsten Regulierungsexzesse zu verhindern. Die Universalbank, deren Stärke Fitschen bei seinem Amtsantritt hervorhob, ist übrigens drei Jahre später immer noch nicht abgeschafft, und das ist gut so.Eingedenk der beschriebenen Voraussetzungen hat Fitschen als Bankenpräsident einen geradezu bravourösen Job gemacht, auch wenn eine stärkere öffentliche Präsenz justament in diesen Zeiten wünschenswert gewesen wäre. Michael Kemmer, der starke Hauptgeschäftsführer, hat mit Erfolg alles dafür getan, dass die Defizite nicht ruchbar wurden. Die Verbände der Sparkassen und der Kreditgenossen mit ihren hauptamtlichen Präsidenten haben es insoweit leichter als der BdB mit seinem Ehrenamtler.Welche Aufgaben kommen auf den Bankenpräsidenten Peters zu? Der Medienhype um die Panama Papers wird sich bald legen. Substanziell ist die Welt politisch und ökonomisch auf ganz andere Weise aus den Fugen geraten. Das globale Geschehen droht sich immer mehr zum Kriegsschauplatz zu verdichten. Das betrifft auch die Bankenwelt, die obendrein spezifische Herausforderungen zu meistern hat, deren Wirkungen zumindest in summa säkulare Ausmaße zu haben scheinen: Null- und Negativzinsen, Digitalisierung, (Über-)Regulierung sowie – nicht zu unterschätzen – Neuausrichtung und Europäisierung der Einlagensicherung. Auch wenn die junge Konkurrenz der Fintechs die Banken nicht so schnell verdrängen wird, wie manche schon orakeln: Dieses Umfeld stellt alles in Frage, was sich aus Bankensicht ungefähr seit 1590 bewährt hat. “Let Me Entertain You” wird vor diesem Hintergrund wohl nicht zum Credo von Peters’ Amtszeit werden.——–Von Bernd WittkowskiDer Hype um die Panama Papers dürfte sich bald legen. Dennoch wird “Let Me Entertain You” nicht zum Credo der Amtszeit des neuen BdB-Präsidenten werden.——-