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Swissquote steigt binnen 25 Jahren von null in die Top 10 auf

Swissquote ging in den 1990er Jahren als Online-Broker ins Rennen. Seit dem IPO im Jahr 2000 ist das Unternehmen zu einer großen Nummer im Schweizer Bankenmarkt geworden.

Swissquote steigt binnen 25 Jahren von null in die Top 10 auf

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Eine Schweizer Bank steigt binnen 25 Jahren von null in die Top 10 auf

Swissquote ging in den 1990er Jahren als Online-Broker ins Rennen – Im kleinen, aber lukrativen Heimatmarkt ist sie nun eine große Nummer

dz Zürich

Marktkonzentration ist schlecht für die Verbraucher und gut für die Aktionäre. Wie falsch solche Thesen sein können, zeigt das Beispiel UBS: Obwohl die Bank mehrere Schweizer Großbanken in sich vereint, ist ihr Börsenwert innerhalb von 25 Jahren von 113 Mrd. sfr auf 86 Mrd. sfr gesunken.

Swissquote widerlegt auch die These des zwangsläufig geschädigten Verbrauchers: Der Online-Broker war 1996 an den Start gegangen und sorgte als Erstes dafür, dass die Kurse der an der Schweizer Börse gehandelten Wertpapiere für alle Internetnutzer gratis abrufbar wurden. So wurde die Firma über Nacht bekannt.

Im Mai 2000 ließ die inzwischen als Bank fungierende Gesellschaft ihre eigenen Aktien an der Six Swiss Exchange notieren. Der damalige Börsenwert von 350 Mill. sfr ist inzwischen auf knapp 6 Mrd. sfr gestiegen. Aus anfänglich 1.000 Kunden sind bis heute 650.000 geworden. Im gleichen Stil explodierten auch Umsatz und Gewinn. Swissquote ist das Kind von Marc Bürki und Paolo Buzzi. Die beiden sind am Genfersee aufgewachsen und studierten Ingenieurwissenschaften. Lange bevor das Internet zur Selbstverständlichkeit wurde, erkannten sie dessen technische Möglichkeiten, das breite Publikum zum Selbermachen von Finanzgeschäften zu befähigen.

Hindernisreicher Aufstieg

Doch der Aufstieg von Swissquote war nicht reibungslos. Nur Wochen nach dem Börsengang platzte die Dotcom-Blase. Tausende von Kleinanlegern sahen sich mit großen Verlusten konfrontiert. Viele warfen die Flinte ins Korn und zwangen etliche Online-Broker, dasselbe zu tun. Auch die Schweizer Tochter der deutschen Consors warf in jener Zeit das Handtuch. Die junge Swissquote erbte viele Kunden und erreichte so bereits 2003 die schwarzen Zahlen.

Als 2011 die Euro-Schuldenkrise eskalierte, wurden auch im Kreis der Swissquote-Kunden schuldenfinanzierte Devisengeschäfte zum Renner. Es lohnte sich, geborgtes Geld im höher verzinsten Euro anzulegen, zumal die Notenbank mit dem 2011 eingeführten Euro-Mindestkurs eine Gratisabsicherung des Wechselkursrisikos anbot. Doch im Januar 2015 hob die SNB den Euro-Mindestkurs plötzlich auf. Der Franken wertete schockartig auf. Viele Investoren erlitten hohe Wechselkursverluste. Swissquote blieb 2015 nur knapp in den schwarzen Zahlen.

Boom bei den Kryptowährungen

Zwei Jahre später begann der Krypto-Boom, den Swissquote, erneut weit vor der Konkurrenz, mit der Schaffung einer speziellen Handelsplattform einläutete. Viel zusätzlichen Schub erhielt der Krypto-Boom durch den Covid-bedingten Homeoffice-Zwang. 2023 entwich die Luft auch dieser Blase. Krypto-Pionier Sam Bankman-Fried erwies sich 2023 als Milliardenbetrüger.

Auch bei den Swissquote-Kunden war die Krypto-Euphorie erstmal weg. Doch die Bank verlor weniger Einnahmen als befürchtet. Ein Zeichen, dass Swissquote über die Jahre reifer geworden ist. Die von einzelnen Produkten abhängigen Schwankungen im Ertrag und im Gewinn von Swissquote sind über die Jahre hinweg kleiner geworden. Diesen Aspekt strich vor wenigen Tagen auch CEO Marc Bürki auf der Jahresmedienkonferenz heraus. So habe auch der jüngste Einbruch des Kryptomarktes kaum Spuren bei Swissquote hinterlassen, betonte Bürki. Er hält wie sein Partner Paolo Buzzi immer noch mehr als 10% aller Swissquote-Aktien. Bürki scheut darum auch Prognosen nicht: Bis 2028 sollen Umsatz- und Vorsteuergewinn um weitere 40% auf 900 Mill. beziehungsweise 500 Mill. sfr steigen, verspricht er.

Erstbankbeziehung als Ziel

Immer mehr Kunden sollen ihr einstiges Broker-Konto bei Swissquote zur Erstbankbeziehung machen, so die Ambition der Westschweizer. Sie bieten längst neben ihren Trading-Features auch das Minimalpaket mit Gehaltskonto und Debitkarte für langweilige Durchschnittskunden ohne Trading-Flair.

Auch das jüngste Kundensegment wächst im paritätischen Joint Venture „Yuh“ mit der staatlichen Postfinance rasch weiter. Die 2021 gestartete Finanz-App hat mit 285.000 Kunden bereits die Gewinnzone erreicht. „Wäre Swissquote in Kalifornien lanciert worden, wäre das Unternehmen jetzt mit Sicherheit so groß wie Paypal“, sagt Martin Vetterli, der frühere Rektor der École Polytechnique Fédéral de Lausanne, an der Bürki und Buzzi studierten.

„Wie Paypal“

Dass Swissquote nicht so weit gekommen ist wie Paypal, hat nicht zuletzt mit den beengten Verhältnissen im Schweizer Markt zu tun. Doch Swissquote verdankt diesem kleinen, durch eine eigene Währung, eine eigene Regulierung und mehre Sprachen geschützten Markt auch seinen Erfolg. Im intensiveren Wettbewerb wäre das rasche Erreichen der Gewinnschwelle kaum möglich gewesen, sagen Branchenkenner. Doch Swissquote nutzt diesen Vorteil, um weiter in die Technologie zu investieren. Künstliche Intelligenz werde bald für die nächste Revolution des Bankings sorgen, heißt es dort.

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