Vorfreude auf das M&A-Jahr 2020
Mit Donald Trumps Superbehörde CFIUS ist das regulatorische Umfeld für M&A-Deals schwieriger geworden. Die USA sind dennoch das Zielland Nummer 1 für Akquisitionen deutscher Unternehmen. Vom M&A-Jahr 2020 erwarten die Top-Investmentbanker von Bank of America und J.P. Morgan mehr Volumen.cru Frankfurt – Die Prognose der Bank of America für 2019, die Ende 2018 gemacht wurde, ist eingetroffen. Damals hieß es: Es werde eine moderate Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums geben, aber es sei zu früh, sich auf das Risiko einer Rezession zu konzentrieren. Das Volumen der Fusionen und Übernahmen werde jedoch abnehmen.Tatsächlich ist der Umfang der M&A-Deals in Deutschland 2019 gegenüber dem Vorjahr bis dato sogar um ein Drittel auf 143 Mrd. Dollar eingebrochen – trotz des anhaltenden Nachschubs an billigem Geld durch Nullzinsen. Allerdings liegt das auch daran, dass ein einzelner besonders großer Deal die Zahlen für 2018 verzerrte: Die Zerschlagung von Innogy durch Eon und RWE mit einem Volumen von allein 54 Mrd. Dollar. Die Anzahl der Deals verringerte sich dagegen nur leicht von 181 auf 172.Die Bank of America hat dabei ihren Marktanteil bei M&A-Deals in Deutschland seit 2014 mehr als verdoppelt. Bei den Gebühreneinnahmen aus diesem Geschäft liegt sie 2019 bis Ende November mit 94 Mill. Dollar aus 14 Deals in Deutschland auf Platz 1 noch vor dem Konkurrenten Goldman Sachs. Beim Volumen der beratenen Deals kommt sie allerdings mit 40 Mrd. Dollar erst auf Platz 3 hinter dem Platzhirsch J.P. Morgan mit 53 Mrd. Dollar und Goldman Sachs mit 50 Mrd. Dollar. Sowohl Bank of America als auch J.P. Morgan waren bei den größten Deals des Jahres 2019 in Deutschland dabei: Bank of America fungierte als Berater von Bayer beim 7,6 Mrd. Dollar schweren Verkauf der Bayer-Tiergesundheitssparte, beriet Infineon bei der 10-Mrd.-Dollar-Übernahme von Cypress und wehrte für Metro gemeinsam mit dem Rivalen J.P. Morgan die feindliche Attacke der EP Global Commerce ab, hinter der der tschechische Finanzoligarch Daniel Kretinsky steht. Klingelnde KassenAuch bei J.P. Morgan klingelten die Kassen: Die Investmentbanker assistierten bei der Übernahme der Steigenberger Hotels durch Huazhu für 780 Mill. Dollar, berieten Vonovia beim 2,8 Mrd. Euro Kauf von 61 % an Hembla und wurden vom Wohnungskonzern Adler Real Estate für die 1 Mrd. Euro teure Akquisition des Berliner Konkurrenten Ado Properties engagiert.Für das nächste M&A-Jahr gibt sich die Bank of America optimistisch: “In der Regel entwickeln sich die Börsen in Wahljahren in den USA gut. Das sollte auch 2020 die Märkte stützen”, sagt Deutschland-Chef Armin von Falkenhayn im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Ein gutes Umfeld würde damit unter anderem für den geplanten Börsengang der Öl- und Gastochter von BASF, Wintershall Dea, entstehen, der ein Volumen von mehr als 20 Mrd. Euro haben könnte – und damit voraussichtlich zur größten Investment-Banking-Transaktion des Jahres 2020 in Deutschland werden dürfte.Auch die Energiewende mit dem Umbau des Stromnetzes wird das Geschäft antreiben. “Die Übertragungsnetzbetreiber brauchen mehr Kapital – auch Eigenmittel – für den Ausbau ihrer Netze. Hier gibt es einiges zu finanzieren”, sagt Falkenhayn. Tatsächlich brauchen 50Hertz, Amprion und Tennet Kapitalerhöhungen in Milliardenhöhe.Bei allen Transaktionen erwartet Falkenhayn, dass die Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien an Gewicht gewinnt: “ESG-Kriterien spielen inzwischen auch in fast jedem M&A-Prozess eine wichtige Rolle”, beobachtet der Top-Investmentbanker der Bank of America. “Unternehmen mit einem guten ESG-Score haben nachweislich geringere Finanzierungskosten und performen auch im Eigenkapitalmarkt besser.”Bei dem geplanten Verkauf der Thyssenkrupp-Aufzugssparte – mit einem Volumen von 15 Mrd. Euro der voraussichtlich größte M&A-Deal 2020 in Deutschland – berät die Bank of America den finnischen Aufzugshersteller Kone als Kaufinteressenten, der auf wenig Gegenliebe bei der IG Metall stößt. “Es ist interessant zu sehen, wie sich die Einstellung von Gewerkschaften gegenüber Finanzinvestoren in den vergangenen Jahren verändert hat”, sagt von Falkenhayn. “Mittlerweile bevorzugen einige Gewerkschaftsvertreter Private Equity sogar gegenüber strategischen Käufern.” Als anhaltende Trends im M&A-Markt nennt Falkenhayn: “Die aktive Gestaltung von Unternehmensportfolien, Private Equity als starke, hochliquide Bietergruppe und der Trend zu ,Taking Private` halten ebenso an, wie der Anstieg von grenzüberschreitenden Investitionen.”Der Deutschland-Chef für das Investment Banking beim Konkurrenten J.P. Morgan gibt sich dagegen etwas weniger euphorisch: “Das regulatorische Umfeld für M&A-Deals ist schwieriger geworden. Die Prozesse dauern länger”, fasst Christian Kames die Schwierigkeiten durch den zunehmenden Protektionismus bei Deals zwischen China, Europa und den USA zusammen. Was früher neun Monate dauerte, dauert jetzt eineinhalb Jahre. “Der M&A-Boom der letzten Jahre aus China ist stark zurückgegangen.” “USA bleiben Ziel Nummer 1″Trotz der häufiger werdenden Eingriffe von Donald Trumps berüchtigter Superbehörde zur Kontrolle ausländischer Investitionen in den USA (CFIUS) erwartet auch Kames ein gutes M&A-Jahr 2020. “Trotz der erhöhten Aufmerksamkeit auf das CFIUS-Verfahren ist es immer noch so, dass in den USA bei weitem die meisten Deals durchgehen.” Zwei Drittel der M&A-Transaktionen seien immerhin noch grenzüberschreitend. “Wir sind verhalten optimistisch für 2020”, sagt Kames. Das günstige Finanzierungsumfeld sei ein weiterhin unterstützender Faktor für den M&A Markt. Trotz CFIUS gelte: “Die USA sind weiter das Zielland Nummer 1 für Akquisitionen deutscher Unternehmen. Die letzten zwölf Deals aus den vergangenen fünf Jahren waren überwiegend erfolgreich”, erinnert Kames.