Vorkämpfer für die Banken
Von Peter De Thier, WashingtonDie erklärten Ziele von Timothy Adams, neuer Chef des Institute of International Finance (IIF), sind es, die globale Finanzarchitektur zu stärken und das Abgleiten in eine Weltrezession zu verhindern. Seit Januar sitzt der 51-jährige Amerikaner in einer Position, die es ihm ermöglicht, in genau diesem Sinne auf die Banken ebenso wie auf Entscheidungsträger in der Politik und den Spitzengremien der Zentralbanken einzuwirken.Als die noch junge Organisation 1983 in Washington gegründet wurde, bereitete sich Adams gerade auf seine Abschlussprüfungen an der University of Kentucky vor, wo er ein Betriebswirtschaftsstudium mit dem Schwerpunkt Finanzierung absolvierte. Gleich zu Beginn seiner Karriere war dem überzeugten Republikaner klar, dass seine berufliche Laufbahn im öffentlichen Dienst zumindest beginnen sollte. SenkrechtstarterSeine ersten Sporen verdiente sich Adams als Wirtschaftsberater unter dem damaligen Präsidenten George Bush. In dessen Administration arbeitete der Finanzexperte unter anderem in der für Außenhandelsförderung zuständigen Export-Import-Bank, dem Office of Management and Budget (OMB), der Haushaltsbehörde des Weißen Hauses, und schließlich im Finanzministerium. Dort stieg Adams noch vor Vollendung seines 30. Lebensjahres zum Stabschef auf, wo er unter Paul O’Neill und John Snow arbeitete, den ersten beiden Finanzministern unter Bush. Der Senkrechtstarter blieb dem Finanzressort verpflichtet und wurde 2005 von Bush zum Staatssekretär für internationale Wirtschaftsbeziehungen befördert. In dieser Funktion war Adams zuständig für Wechselkurspolitik, die Beziehungen zum Internationalen Währungsfonds (IWF) und das Verhältnis zu China sowie anderen Schwellenländern. Mit der Begründung, dass er mehr Zeit mit seiner Frau und seinen drei Kindern verbringen wolle, reichte Adams 2007 kurz vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise seinen Rücktritt ein und wechselte zur Consulting-Firma Lindsey Group, die er bis zur Berufung an die Spitze des IIF leitete. Am SchalthebelSeit wenigen Wochen sitzt Adams nun bei einem der einflussreichsten Finanzverbände an den Schalthebeln der Macht. Das IIF war von 38 Banken und internationalen Finanzinstitutionen als Reaktion auf die Schuldenkrise der frühen achtziger Jahre gegründet worden. Ziele des Instituts, das die Interessen von weltweit mehr als 470 Finanzinstitutionen wahrnimmt, ist es, durch ein weltweites Netzwerk an Kontakten in der Finanzwelt, bei den Notenbanken und in der Politik die öffentliche Diskussion über Finanzmarktregulierung, Bankenaufsicht und die Rolle globaler Finanzinstitutionen zu beeinflussen.Auch versucht das IIF, für seine Kunden die aussichtsreichsten Marktchancen in Schwellenländern auszuloten und veröffentlicht zudem regelmäßig Studien über die Weltwirtschaft und das Finanzsystem. Zudem schaltet sich die Organisation aktiv bei wichtigen Angelegenheiten der Branche ein. 2011 zum Beispiel nahm das IIF unter der Regie von Adams’ Vorgänger Charles Dallara bei Verhandlungen mit der EU über die griechische Umschuldung die Interessen der Gläubigerbanken wahr und wirkte maßgeblich auf die Eckpunkte der getroffenen Vereinbarungen ein. Adams’ Anliegen ist es vor allem, durch eng koordinierte Finanzmarktregulierung eine erneute Destabilisierung des Weltfinanzsystems zu verhindern. FragmentierungIn einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Empfehlungsschreiben des IIF an die G 20 warnte er unter anderem vor den Gefahren der sich abzeichnenden “Fragmentierung der Finanzmarktregulierung”. Um dies zu verhindern forderte der neue IIF-Chef, dass die G 20 sich stärker hinter das Financial Stability Board (FSB) als wichtigster Instanz zur Koordinierung der globalen Finanzmarktregulierung stellen sollen. Adams ist der elfte Direktor seit der Gründung des IIF, zu seinen Vorgängern zählt neben Dallara auch der frühere Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann, der die Position von 2003 bis 2012 innehatte.