Vorstände auf dem Schleudersitz
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Wie schwierig sich die Besetzung von Spitzenposten mit Führungskräften, die über jeden Zweifel erhaben sind, gestalten kann, zeigt die Danske Bank. Seit im September 2018 das Ausmaß des Geldwäscheskandals bei der dänischen Großbank erahnbar wurde, ist die Bank auf oberster Führungsebene kaum zur Ruhe gekommen.
Nachdem der seit 2013 agierende CEO Thomas F. Borgen im September 2018 als Konsequenz aus der Affäre zurückgetreten war, übernahm kurz darauf Jesper Nielsen, Chef des dänischen Bankgeschäfts, den Führungsposten interimistisch. Als bald darauf auch Verwaltungsratschef Ole Andersen und weitere Mitglieder des Kontrollgremiums ihre Ämter zur Verfügung gestellt hatten, war mit dem Chef des dänischen Industrieverbandes, Karsten Dybvad, schnell Ersatz für Andersen gefunden. Doch die Versuche, Danske-Vorstandsmitglied Jacob Aarup-Andersen als dauerhafte Lösung an der Vorstandsspitze zu etablieren, scheiterten: Der 40-Jährige war der dänischen Finanzaufsicht nicht genehm, die ihn zwar als qualifiziert erachtete, aber auch als zu jung und zu unerfahren.
So blieb die Verlegenheitslösung Nielsen in Führung, bis im Juni 2019 ein neuer Vorstandschef in Person von Chris Vogelzang das Ruder übernahm. Nur wenige Wochen nachdem Nielsen wieder ins zweite Glied gerückt war, um sich auf seine Vorstandstätigkeit zu konzentrieren, wurde er wegen „verfehlter Managemententscheidungen“ bezüglich eines Anlageprodukts geschasst. Privatkunden hatten zu hohe Gebühren bezahlt.
Vogelzang wiederum hielt sich keine zwei Jahre als CEO. Im April dieses Jahres stolperte der Niederländer über seine Jahre zurückliegende Vorstandstätigkeit bei ABN Amro. Der frühere Retailchef ist ins Visier der niederländischen Staatsanwaltschaft geraten, welche die Geldwäscheprävention der Bank im Zeitraum 2014 bis 2020, in den unter anderem Vogelzangs Vorstandstätigkeit fiel, als schwer defizitär bezeichnete. In einem Vergleich zahlte ABN Amro 480 Mill. Euro. Seit seinem Abtritt soll es Carsten Egeriis richten. Mit 44 Jahren ist er nicht wesentlich älter, als es Aarup-Andersen war, als die Aufsicht ihn 2018 als zu jung für den CEO-Rang befand.