VR Ventures wirbt um Investoren
Bloomberg Berlin – Der Wagniskapitalfonds deutscher Volks- und Raiffeisenbanken verschiebt angesichts der Corona-Pandemie die Frist für das Anwerben weiterer Investorengelder, hält aber an seinem Renditeversprechen von bis zu 20 % pro Jahr fest und sieht darüber hinaus Chancen in der Krise. “Bis Mitte kommenden Jahres wollen wir nun für den Fonds ein Volumen zwischen 75 und 100 Mill. Euro erreichen”, sagte Andreas Laule, Geschäftsführer von VR Ventures, in einem Interview mit Bloomberg. Ursprünglich sollte diese Schwelle sechs Monate früher übersprungen werden. Bislang hat der Fonds 40 Mill. Euro eingesammelt, die von neun Genossenschaftsbanken und einem Versicherer kamen. Folgen der PandemieViele Institute waren in den vergangenen Wochen vor allem damit beschäftigt, die Folgen der Pandemie abzufedern. Gespräche mit potenziellen weiteren Investoren hat es Laule zufolge während der Krise nicht gegeben. Jedoch hat sich der Fonds einige Start-ups angesehen, an denen sich eine Beteiligung lohnen könnte. Im Visier stehen unter anderem Technologiefirmen aus den Bereichen Finanzen und Immobilien, also Fintechs und Proptechs. “Wir hoffen, dass die Coronakrise dabei hilft, die Bewertungen einiger Start-ups wieder auf realistischeres Niveau zu bringen. Davon würden wir als Investor natürlich profitieren”, sagt Laule. Laut EY hatten deutsche Jungunternehmen im vergangenen Jahr mit 6,2 Mrd. Euro so viel frisches Geld eingesammelt wie nie zuvor, wobei teilweise hohe Bewertungen zu sehen gewesen seien.Zu den genossenschaftlichen Instituten, die bislang bei VR Ventures an Bord sind, gehört neben der federführenden Berliner Volksbank auch die Volksbank Kassel Göttingen. “Von der Beteiligung erwarten wir einerseits einen langfristigen Wertzuwachs des investierten Kapitals”, sagte deren Vorstand Hans-Christian Reuß gegenüber Bloomberg. Zum andern sei sein Haus an den Lösungen von Fintechs interessiert und verspreche sich Wettbewerbsvorteile. Neue GeschäftsfelderDie Finanzaufsicht BaFin hatte in ihrem Jahresbericht 2019 davor gewarnt, dass sich die Rentabilität der Genossenschaftsbanken bis 2023 halbieren könnte, sollten die negativen Zinsen weiter sinken. Die Institute würden versuchen, durch den Aufbau neuer Geschäftsfelder mehr Erträge zu erwirtschaften, was allerdings neue Risiken mit sich bringe. “Diese Veränderungen begleitet die BaFin eng.” Breite StreuungVR Ventures strebt Laule zufolge eine möglichst breite Streuung der Investments an, statt alles auf eine Karte zu setzen, um die Risiken zu reduzieren. Angestrebt werde, lediglich 1 bis 2 Mill. Euro pro Start-up zu investieren. Bislang hat sich VR Ventures an einem Unternehmen beteiligt. Dabei handelt es sich um Penta, einen Berliner Betreiber digitaler Geschäftskonten und damit einen Konkurrenten des zur Deutschen Bank gehörenden Anbieters Fyrst. “An einem zweiten möglichen Investment arbeiten wir gerade”, sagte Laule.Was die Zusammensetzung der Investoren von VR Ventures anbelangt, zeigt er sich offen. Sie müssten nicht alle aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe kommen – “aber natürlich wird es hier immer einen Schwerpunkt geben”.