VTB Bank wird Einlagensicherungsfonds nicht brauchen
“Kein Fall für den Einlagensicherungsfonds”
Liquidatoren der VTB Bank (Europe) setzen auf wertschonende Abwicklung
lee Frankfurt
Die in Abwicklung befindliche deutsche Tochter der russischen VTB Bank kommt beim Bilanzabbau voran. Der als Liquidator eingesetzte Frank Hellwig unterstrich am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 2022, dass das von den Russland-Sanktionen betroffene Institut keine Mittel des Einlagensicherungsfonds der privaten Banken in Anspruch wird nehmen müssen.
Unmittelbar nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die deutsche Bankenaufsichtsbehörde BaFin der VTB Bank (Europe) die Vergabe von Krediten und die Annahme von Einlagen untersagt sowie ein Zahlungsverbot an russische Kreditinstitute ausgesprochen. Die russische Konzernmutter bleibt damit zwar die Eigentümerin, kann aber weder Gelder abziehen, noch ist sie weisungsbefugt.
Laut Geschäftsbericht hat die VTB Bank (Europe) die Forderungen an Kunden 2022 um 34% auf gut 2,7 Mrd. Euro zurückgefahren. Seit Jahresbeginn reduzierte sich der Bestand nach vorläufigen Zahlen um weitere 32% auf 1,9 Mrd. Euro. Die Verbindlichkeiten an Kunden reduzierten sich demnach 2022 um 55% auf rund 1,8 Mrd. Euro und seit Jahresbeginn um weitere 59% auf rund 1 Mrd. Euro.
Zinswende hilft beim Abbau
Überproportional rückläufig entwickelte sich das darin enthaltene Einlagengeschäft der Direktbank. Seitdem der erste Run auf die Einlagen abgeebbt ist, bemüht sie sich um eine geordnete Abwicklung. Laut Geschäftsbericht sanken die Einlagen bereits 2022 um 61% auf rund 1 Mrd. Euro; per Ende Juni werden sie noch auf 298 Mill. Euro beziffert. Beim Abbau geholfen hat Hellwig zufolge die Zinswende. Da andere Banken höhere Zinssätze bieten, sei es nicht schwer gefallen, die Kunden zum Wechsel zu überzeugen. Bis Jahresende will die Direktbank alle Kundenbeziehungen beenden.
Unter dem Strich weist die Bank für 2022 einen Verlust von 59 Mill. Euro aus, nach einem Überschuss von 27 Mill. Euro im Vorjahr. Dahinter stecken zum geringen Teil Abschläge, die Kreditkunden im Gegenzug zur vorzeitigen Rückzahlung gewährt wurden. Das Kreditportfolio wurde nach Angaben Hellwigs im vergangenen Jahr wertschonend von 4,1 Mrd. Euro auf 2,7 Mrd. Euro reduziert. Seit Jahresbeginn sei es um weitere 32% auf 1,9 Mrd. Euro verringert worden. Bezogen auf das gesamte Kreditportfolio bewegten sich die gewährten Abschläge in einem niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Deutlich stärker ins Gewicht gefallen seien Wechselkursschwankungen. Ein von der russischen Mutter gewährter Nachrangkredit in Höhe von 1 Mrd. Euro sei zu zwei Dritteln in Dollar denominiert, und wegen der Sanktionen finde sich keine Bank, die ihr dieses Wechselkursrisiko absichere. Daher sei auch künftig mit einem stark volatilen Ergebnis zu rechnen.