VW-Finanzdienstleister läuft und läuft

Hohe Eigenkapitalentlastung - Auflösung von Risikovorsorge nach BGH-Urteil

VW-Finanzdienstleister läuft und läuft

kb Hannover – Die Finanzsparte von Volkswagen, VW Financial Services, wird 2019 ein Rekordergebnis erzielen und damit ihr vor wenigen Monaten ausgerufenes Ziel eines “stabilen” Ergebnisses übertreffen. Das Ergebnis werde “signifikant” über den im Vorjahr erreichten 2,61 Mrd. Euro liegen, sagte Finanzvorstand Frank Fiedler in Hannover, man werde aber “keine 3 Mrd. Euro knacken”. Noch im ersten Halbjahr habe das Ergebnis auf Vorjahresniveau gelegen, aber im zweiten Halbjahr einen Sprung hingelegt. Die von 20,3 auf voraussichtlich 21 Millionen gestiegene Anzahl von Finanzierungs-, Dienstleistungs- und Versicherungsverträgen, gute Margen, erste Sparerfolge und die Teilauflösung von Risikoposten sorgten für den Ergebnisschub.So hatte die VW-Tochter 2018 aufgrund des Streits um Widerrufstexte in Kreditverträgen 290 Mill. Euro an Rückstellungen gebildet. Doch der Bundesgerichtshof hielt im November die Widerrufsbelehrung für ordnungsgemäß und stoppte damit den Versuch von Klägern, ihre mit Autokäufen verbundenen Darlehen nachträglich zu stornieren. “Das ist ein Teilerfolg für uns”, sagte Fiedler, so dass erste Teilauflösungen der Risikovorsorge 2019 erfolgen können.Ein wesentlicher Ertragstreiber sei das “Effizienzprogramm Opex”, sagte Vorstandschef Lars Henner Santelmann. Erste Einspareffekte von 200 Mill. Euro habe man bereits im laufenden Jahr erreicht. Ursprüngliches Ziel waren Einsparungen von 850 Mill. Euro bis 2025. Da man dieses Ziel bereits 2023 erreichen werde, hat die VW-Tochter das Ziel nun auf 1,3 Mrd. Euro bis 2025 angehoben.Kern von Opex seien eine Senkung der Vertriebskosten, indem die Produkte mit vom Autohandel vertrieben werden, Produktivitätssteigerungen sowie IT-Investitionen. “Heute sind bereits 30 % aller Produkte online abschließbar. Der Plan ist, bis 2023 alles direkt online abschließen zu können”, sagte Santelmann. Der Finanzdienstleister hält an seinem Ziel fest, bis 2025 die Anzahl der Verträge auf 30 Millionen und die Bilanzsumme, die Ende des 1. Halbjahres 2019 bei 215 Mrd. Euro lag, auf etwa 300 Mrd. Euro zu steigern.Wesentliche Strukturveränderungen zahlten sich aus, sagte Santelmann. So wurde die VW Bank AG gesellschaftsrechtlich neben die FS AG gestellt. Dabei wurden in der Bank alle europäischen Aktivitäten gebündelt, die der EZB-Aufsicht unterliegen. Während die Bank eine Eigenkapitalquote von 15 % fährt, kann die Eigenkapitalquote der FS AG, die nicht mehr der EZB-Aufsicht unterliegt, um 7 Prozentpunkte auf 8 % reduziert werden. “Dies entspricht einer Einsparung von insgesamt 11 Mrd. Euro an Eigenkapital über den Zeitraum bis 2025”, sagte Fiedler. Daher braucht es für das geplante Wachstum keine Kapitalerhöhung durch die Konzernmutter, den Autobauer Volkswagen AG, wie Finanzvorstand Fiedler im Interview der Börsen-Zeitung sagte (vgl. BZ vom 2. November). Eine Abkühlung der Welt- und Autokonjunktur will die Finanztochter durch eine starke Ausweitung des Gebrauchtwagen- und Flottengeschäfts kompensieren.