VZBV fordert genauere Bonitätsprüfung bei Verbraucherkrediten
VZBV fordert genauere Bonitätsprüfung bei Verbraucherkrediten
wbr Frankfurt
Die Inflation trifft zunehmend auch die privaten Schuldner. Rund ein Fünftel der Bundesbürger hat aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten Probleme, Kredite zu tilgen. Das ergab eine Online-Befragung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV).
Die Schuldenprobleme vieler Menschen hat der VZBV zum Anlass genommen, eine gesetzliche Vorgabe für eine wirksamere Kreditwürdigkeitsprüfung zu fordern. Basis dafür ist ein Gutachten, das das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) im Auftrag des VZBV erstellt hat. Hintergrund ist die nationale Umsetzung der kürzlich beschlossenen EU-Verbraucherkreditrichtlinie, die in den kommenden anderthalb Jahren ansteht.
Verarbeitung sensibler Informationen vermeiden
Die Richtlinie verpflichtet Banken und andere Kreditgeber, die Einnahmen und Ausgaben von Verbrauchern zu betrachten. „Die Kreditwürdigkeitsprüfung muss so gestaltet werden, dass bei jeder Art von Verbraucherkrediten das individuelle Einkommen und die regelmäßigen Ausgaben geprüft werden, ohne dabei sensible Verbraucherinformationen zu verarbeiten“, sagt Dorothea Mohn, Teamleiterin Finanzdienstleistungen beim VZBV.
„Die mögliche Folge: Kreditgeber setzen die Kreditrate zu hoch an. Überschuldung wäre erneut die Folge“, schreibt der VZBV in einer Mitteilung. Ein anderes Problem aus Sicht der Verbraucherschützer ist es, dass angesichts unpräziser Vorgaben die Prüfung der Kreditwürdigkeit häufig ungenau sei.
Ausgabenbetrachtung fehlt
Besonders bei der Vergabe von Mini- und Kurzzeitkrediten laufe die Prüfung auf eine reine Einkommensbetrachtung hinaus – ohne dass die Ausgaben der Kreditnehmer berücksichtigt würden. Für den VZBV ist aber klar, dass auch bei Minikrediten beispielsweise Forderungen aus anderen Kreditverträgen berücksichtigt werden müssen.
Ein großes Problem sieht der VZBV auch bei Konsumkrediten in der Variante Buy-now-pay-later (BNPL). Hier werde die Bonitätsprüfung häufig zu oberflächlich durchgeführt. Eine „pauschale“ Prüfung berücksichtige nicht das Risiko für Verbraucher. Und gerade die BNPL-Variante berge ein hohes Überschuldungsrisiko.
Wenig halten die Verbraucherschützer davon, Banken einen kompletten Einblick in das Gehaltskonto eines Kreditnehmers zu gewähren. Zwar würde das sämtliche Informationen zusammenbringen, doch das sei ein zu starker Eingriff in die Privatsphäre. Daher sollten nur zusammengefasste Kontoinformationen verwendet werden.