David Frei, Swan

„Wachsen mit unseren Kunden mit“

Der deutsche Markt für Finanzdienstleistungen hat mit dem französischen Fintech Swan einen weiteren Anbieter von Banking-as-a-Service angelockt. Swan will mit günstigen Einstiegspreisen sowie mit schnellem Onboarding punkten, sagte Manager David Frei der Börsen-Zeitung.

„Wachsen mit unseren Kunden mit“

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Banking-as-a-Service (BaaS) gilt als eines der stabilen Fintech-Segmente, das der Branchenflaute trotzt und stetiges Wachstum zeigt. Und kein zweiter europäischer Markt ist so beliebt wie der deutsche, wo sich neben den einheimischen Frühstartern Solarisbank, Mambu und Raisin auch eine ganze Reihe von ausländischen Anbietern tummelt. Zu denen zählt auch die 2019 gegründete französische Swan, die im September eine Berliner Niederlassung eröffnete, die von David Frei als Chef für die deutschsprachige Region und Osteuropa geleitet wird. Dabei versteht sich Swan als Infrastruktur-Spezialist. „Die Gründer hatten sich zunächst zwei Jahre Zeit genommen, um die Plattform selbst zu bauen und für das regulierte Geschäft eine E-Money-Lizenz zu besorgen“, so Frei im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die DNA des Start-ups sei europäisch und nicht so sehr auf die französische Heimat fokussiert – was die Gründer schon allein damit dokumentierten, dass sie die Homepage nicht auf Französisch, sondern in Englisch und anderen europäischen Sprachen gestalteten.

Europäische Perspektive

Heute ist Swan schon in zehn Ländern auf dem Kontinent präsent und gilt dabei als Vertreter des BaaS 2.0. Sprich, es geht nicht mehr primär darum, Fintechs zu regulierten Bankingprodukten zu verhelfen, auch wenn das klassische Trio aus Konto/Karte/Zahlungsverkehr immer noch die Basis bildet. Inzwischen stehen Konzerne/KMUs/Scaleups stärker im Fokus für integrierte Finanzdienstleistungen (Embedded Finance), also eine breitere Palette an Nichtbanken, die Frei zufolge mit BaaS auf zusätzliche Erlöse und ebenfalls mehr Kundennähe, beispielsweise im E-Commerce zielen – für Carrefour etwa stellte Swan die Infrastruktur bei Cashback- und Debitkarten.

Was Swan vom Wettbewerb abheben soll, ist Frei zufolge zunächst die schnelle Integration bei niedrigem Aufwand auf der Kundenseite. Wofür andere sechs bis neun Monate bräuchten, das könne Swan in der Integration (ab Compliance-Freigabe) in vier bis zwölf Wochen schaffen. „Das schnellste Onboarding ge­schah innerhalb von drei Wochen.“ Der Hintergrund: Swan ist als Tech-Unternehmen aufgestellt, das leicht integrierbar sein will für Entwickler im Sinne des Software-as-a-Service-Ansatzes (SaaS).

Keine Vorab-Gebühr

Und da will Frei schon festgestellt haben, dass viele es so empfänden, dass es „endlich“ eine echte SaaS-Lösung für Banking gebe, wo der Anbieter über einfach zu integrierende APIs verfüge und nicht schon für die erste Integration upfront 100000 Euro fällig werden. Swan verlange vor der Integration keine „Setup Fee“. Anschließend werde für das Basispaket (inklusive KYC) eine monatliche Gebühr von 2990 Euro in Rechnung gestellt. Dem schließt sich ein „dynamisches Pricing“ an, wo dann pro Konto, Karte und Transaktion abgerechnet wird. „So wachsen wir mit unseren Kunden mit.“

Mehr als 60 Kunden hat Swan heute, davon zehn in Deutschland, wozu Ride Capital und Friday Finance, die ehemalige Airbank, gehören. Swan agiert dabei als regulierter Finanzdienstleister mit einer E-Money-Lizenz des französischen Bankenregulators ACPR und wird von der europäischen Bankenaufsicht kontrolliert. Die Kundeneinlagen sind bei BNP Paribas deponiert – es ist der für Banking-as-a-Service typische modulare Aufbau. Und da hat Swan die Option, weitere Finanzdienstleistungen an­zudocken, wie es für den Kredit über einen Partner schon geschieht. „Was wir sehen ist, dass Kunden häufig mit Konto und Karte für Ihre Endkunden starten und dann dieses Angebot bspw. um Kredite bzw. Investmentmöglichkeiten erweitern wollen – dies kann Swan gemeinsam mit Partnern anbieten“, erläutert Frei. Lizenzerweiterungen stehen für Swan noch nicht wirklich an, man fühle sich mit dem derzeitigen Modell geringer Komplexität sehr wohl und wolle diese Phase des Wachstums so bestreiten, wie es ist. Zuletzt im Herbst 2021 wurden im Rahmen einer Series A 16 Mill. Euro Risikokapital bei Adressen wie Accel und Creandum aufgenommen. Diese Investoren im Rücken erleichtern auch eine Anschlussfinanzierung in der nächsten Runde, sagt Frei.

Deutsche IBANs kommen

Im kommenden Jahr geht es für Swan von Berlin aus so richtig los. Denn Stück für Stück wird das lokale Leistungsportfolio vervollständigt. So gab es Anfang Dezember einen wichtigen Fortschritt, begann doch das Testen deutscher IBANs mit ersten Kunden. Später im Januar sollten die für das Transaktionsgeschäft maßgeblichen deutschen IBANs dann live gehen können. Das dürfte dann der Startschuss sein für den breiten Vertrieb von Swan.

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