Wandelanleihen bieten eine clevere Anlagealternative

Risikobewusste Investoren nutzen neue Wege aus der Renditelosigkeit

Wandelanleihen bieten eine clevere Anlagealternative

Das Dilemma ist groß. Die positive Aktienmarktentwicklung ist an vielen institutionellen Investoren nahezu spurlos vorbeigegangen. Der Grund: knappe Risikobudgets und regulatorische Hürden. Gleichzeitig bleiben im Rentenbereich auf mittlere Sicht die Zinsniveaus bei Staatsanleihen niedrig und traditionelle Ertragsbringer wie erstklassige Unternehmensbonds oder Pfandbriefe werfen nur noch überschaubare Mehrerträge ab. Zu viel Sicherheitsstreben führt offensichtlich in die Renditelosigkeit.Ein Zustand, mit dem sich immer weniger Profianleger abfinden wollen. Das belegt auch eine aktuelle Studie von Union Investment zu den Anlagepräferenzen institutioneller Investoren in Deutschland. Zwar zeigt die Umfrage unter 104 Großanlegern – darunter rund ein Drittel Stiftungen, Versorgungswerke und Pensionskassen -, dass die Verlustvermeidung immer noch im Vordergrund steht. Allerdings sank der Anteil der Befragten, denen dies außerordentlich oder sehr wichtig ist, von 92% auf 82%.Erheblich an Bedeutung gewonnen hat hingegen der Aspekt, eine bestimmte Mindestrendite nicht zu unterschreiten. 64% der Studienteilnehmer ist dies außerordentlich oder sehr wichtig. Im Vorjahr waren es nur 55%. Diese Entwicklung zeigt, dass der Renditedruck bei institutionellen Investoren erheblich gestiegen ist. Sie sind trotz steigender regulatorischer Anforderungen zunehmend bereit, kontrolliert Risiken einzugehen. Dabei kommen sie nicht umhin, ihr Investmentspektrum zu erweitern.Einen cleveren, zu Unrecht oft unbeachteten Ausweg bieten Wandelanleihen, auch Convertibles genannt. Ihre Eigenschaften passen sehr gut zu der risikobewussten Anlegergruppe der Stiftungen und Pensionskassen. Im Unterschied zu herkömmlichen Unternehmensanleihen wird bei diesen verzinslichen Schuldverschreibungen dem Investor das Recht eingeräumt, das Papier in einem festgelegten Verhältnis zum vordefinierten Kurs, dem Wandlungspreis, in Aktien des Emittenten umzuwandeln. Somit ist eine Kauf-Option integriert. Damit verfügen Convertibles über zwei Ertragsquellen: den Kupon der Anleihe sowie mögliche Kursgewinne der Aktie.Des Weiteren wird häufig über Dividendenschutz-Klauseln der Investor für entgangene Dividenden ab einer bestimmten Höhe entschädigt. Übersteigt der Börsenkurs der Aktie den Wandlungspreis, so gewinnt die Option und damit die Wandelanleihe an Wert. Der Anleger kann den Convertible in Aktien tauschen oder einfach verkaufen. Liegt der am Markt gehandelte Aktienkurs hingegen unter dem Wandlungspreis, so bietet eine Wandlung keinen Ertrag. Der Investor verbleibt in der Anleihe und vereinnahmt die Kuponzahlungen. Zudem erhält er – wie bei einer traditionellen Anleihe – nach Ablauf der Laufzeit seine Investition zurück.Eine Wandelanleihe stellt somit eine Kombination aus Unternehmensanleihe und einer Kauf-Option auf eine Aktie mit sehr interessanten Eigenschaften dar. Durch den Anleihecharakter wird relative Ertragssicherheit erzielt, das Instrument beinhaltet also einen Bond-Floor. Gleichzeitig eröffnet die Kauf-Option auf die Aktie die Möglichkeit einer unbegrenzten Partizipation an Kurssteigerungen. Durch diese Verknüpfung wird ein asymmetrisches Gewinn- und Verlustprofil erreicht. Wandelanleihen profitieren stärker von steigenden Aktienkursen, als sie im umgekehrten Fall verlieren. Der Hauptvorteil einer Wandelanleihe liegt aber in ihrer konvexen Wertentwicklung begründet. Wie stark die Wandelanleihe auf den Aktienkurs reagiert, wird durch die Aktiensensitivität, das Delta, gemessen, das zwischen 0% und 100% schwanken kann. Die Konvexität eines Convertible ist in der Regel bei einem Delta zwischen 40% und 60% am höchsten.Der Kurs einer Wandelanleihe wird durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt, für deren Bewertung es versierter Spezialisten bedarf. Neben Aktienkurs, Emittenten-Bonität und Laufzeit üben auch Aktienvolatilität, Zinsniveau und -struktur einen Einfluss aus. Außerdem müssen die Ausgestaltung des Papiers, Bewertung und Liquidität berücksichtigt werden. Bei Union Investment verwaltet ein sechsköpfiges Team aus erfahrenen Experten ein Anlagevermögen von mehr als 3 Mrd. Euro. Damit zählt Union Investment zu den führenden europäischen Asset Managern auf dem Gebiet weltweiter Wandelanleihen.Insgesamt beläuft sich das Volumen ausstehender Convertibles auf rund 480 Mrd. US-Dollar. In den letzten drei Jahren wurden im Durchschnitt Papiere mit einem Gesamtvolumen in Höhe von rund 80 Mrd. US-Dollar per anno emittiert. Für 2013 gehen Schätzungen von einem Primärmarkt in Höhe von 100 Mrd. US-Dollar aus. Das Gros stammt aus den USA, gefolgt von Europa und Asien (inklusive Japan). Der Markt bietet somit ausreichend Raum für erfolgreiche Einzeltitelselektion und eine ausgefeilte Portfolio-Diversifikation.Union Investment verzeichnete in den vergangenen drei bis fünf Jahren bei Pensionsfonds und Stiftungen einen deutlichen Trend zum Investmentvehikel Wandelanleihen aufgrund seiner attraktiven Risikoeigenschaften im Gegensatz zu direkten Aktienengagements. Das äußerte sich in Mandatsanfragen, aber auch in konkreten Zuflüssen. Besonders im aktuellen Niedrigzinsumfeld steigt die Bereitschaft seitens der Investoren, sich mit dieser erklärungsbedürftigen Assetklasse auseinanderzusetzen.Trotz aller Vorteile sind Wandelanleihen aber nicht frei von Risiken. Vor allem ihre Bewertung ist aufgrund der Vielzahl von Einflussfaktoren mit Unwägbarkeiten behaftet. Zudem bestehen in Krisensituationen Liquiditätsrisiken. Um dennoch immer handlungsfähig zu bleiben, setzt die Convertibles-Gruppe von Union Investment bei der Ausführung von Handelsaufträgen auf ein globales Händlernetz, jeweils inklusive lokaler Broker. Die nachfolgende Überprüfung der Portfolien durch eine unabhängige, von Abteilungen außerhalb des Portfoliomanagements vorgenommene Performance-Analyse und Risikokontrolle rundet den Prozess ab.Für eine Anlage in Wandelanleihen sprechen viele Gründe. Durch ihr asymmetrisches Ertragsprofil erlauben sie die Partizipation an den Chancen am Aktienmarkt, ohne die vollen Verlustrisiken in Kauf nehmen zu müssen – ein großer Vorteil im aktuell schwankungsanfälligen Umfeld. Dies gilt umso mehr, als die Anlageklasse bei steigender Volatilität an den Aktienmärkten über die integrierten Kauf-Optionen profitieren kann. Im Vergleich zu anderen Assetklassen sind die risikoadjustierten Renditen zudem hoch. Hinzu kommt die tendenziell negative Korrelation zu klassischen Renten, wodurch das Zinsänderungsrisiko vermindert wird. Im Kontext einer Asset Allocation und einer intakten Aktienmarktstory bleibt das Umfeld für Wandelanleihen günstig.—–Carl C. Fox, Leiter Convertibles, Union Investment