NOTIERT IN WIESBADEN

Warme Worte statt Zinsen zum Sparkassenjubiläum

Wenn es bei den Sparkassen schon keine Zinsen mehr gibt, wollte Georg Fahrenschon die 400 Gäste doch nicht gänzlich darben lassen. Er habe wenigstens ein paar warme Worte des Verbandspräsidenten mitgebracht, sagte der Chef des Deutschen Sparkassen-...

Warme Worte statt Zinsen zum Sparkassenjubiläum

Wenn es bei den Sparkassen schon keine Zinsen mehr gibt, wollte Georg Fahrenschon die 400 Gäste doch nicht gänzlich darben lassen. Er habe wenigstens ein paar warme Worte des Verbandspräsidenten mitgebracht, sagte der Chef des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) in seinem launigen Grußwort beim Jubiläumsfestakt der Nassauischen Sparkasse (Naspa). Solche Veranstaltungen sind ja überaus lehrreich. Man erfährt nicht nur viel über die in diesem Fall 175-jährige Unternehmensgeschichte, die mit einer künstlerischen Zeitreise sehr gekonnt, angemessen und fröhlich in Szene gesetzt wurde. Lehrreich war der Festakt im Wiesbadener Kurhaus auch insofern, als man erleben konnte, dass Fahrenschon und der hessisch-thüringische Sparkassenobere Gerhard Grandke entgegen dem bisher kolportierten Eindruck ziemlich beste Freunde sind. Zunächst hätte man noch glauben können, der für die Sparkassenaufsicht zuständige hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sei zwischen die beiden Alphatiere gesetzt worden, um zur Not schlichtend einzugreifen. Doch dann stellte sich heraus, dass sich die Präsidenten auf die zuvor umstrittene Struktur eines “Innovationslabors” der Sparkassen geeinigt haben, wofür Fahrenschon dem Kollegen Grandke ausdrücklich dankte.Was wir auch noch nicht wussten: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hat eine Sparkassenvergangenheit. In den frühen siebziger Jahren sortierte er als Trainee bei der Sparkasse Gießen Belege und landete später im Wertpapierbereich. Die Börsenkurse, so erzählte der CDU-Politiker, habe die Sparkasse damals aus dem Hessischen Rundfunk (hr) erfahren. Im Übrigen hob Bouffier hervor, dass die Sparkassen “hervorragende Steuerzahler” seien, was Fahrenschon nur bestätigen konnte.Apropos hr: Die “Hessenschau” hatte tatsächlich ein (!) Verwaltungsratsmitglied der Naspa aufgetrieben, das die Kosten der Fete von angeblich 400 000 Euro “völlig überzogen” fand, und sendete während des Festakts einen kritischen Bericht. hr-Intendant Helmut Reitze ließ sich aber nicht die Stimmung verderben und feierte mit – wie der Grüne Al-Wazir, dessen Partei ebenfalls an den Kosten herumgemäkelt hatte. Was die Spaßbremsen nicht wussten: Die Veranstaltung war kein bisschen protzig.Für den Gastgeber, Naspa-Chef Stephan Ziegler, fühlte sich das 175-Jährige so einmalig an wie die totale Sonnenfinsternis im August 1999. Bei ihm, der aus Freudenstadt stammt und eine halbe Ewigkeit in Stuttgart gearbeitet hat, kommt auch nach reichlich acht Jahren in Wiesbaden immer mal der Schwabe durch, hieß er die Gäste doch “in der Landeshauptstadt Stuttgart” willkommen. Der Versprecher sorgte für große Heiterkeit. Noch viel besser kam an, dass die Naspa das Vermögen ihrer 25 Jahre alten Stiftung, die seit Gründung fast 15 Mill. Euro für 9 700 Projekte ausgeschüttet hat, anlässlich des Sparkassenjubiläums um 4 Mill. auf 25 Mill. Euro aufstockt. Damit lasse sich etwas bewegen – vor allem wenn die Zinsen mal wieder steigen sollten, so Ziegler unter dem Beifall der Festgemeinde.