Warum sich ETFs sehr gut als Kerninvestments eignen

Indexfonds ermöglichen breite Aufstellung - Niedrige Kosten und hohe Abbildungsqualität

Warum sich ETFs sehr gut als Kerninvestments eignen

Die Europäische Zentralbank wird den Leitzins dieses Jahr voraussichtlich bei 0 % belassen. Eine Situation, die seit März 2016 anhält. Damit geht die Jagd nach Rendite weiter. Auch für die Vereinigten Staaten gehen Analysten davon aus, dass die Fed ein langsameres Tempo einlegen wird. Die 10-jährige deutsche Bundesanleihe hat nach einem kurzzeitigen Höhenflug bis auf knapp 0,80 % im Februar 2018 mittlerweile wieder ein Niveau um die 0,10 % erreicht, was dem Nominalzins entspricht. Bei einer Inflationsrate von um die 2 % ist der reale Zins in den letzten Jahren durchweg negativ gewesen. Ein für alle Anleger schwer zu duldender Zustand.Was tun? Der Hinweis, dass nur die Anlage in Produktivkapital, sprich in Aktien, helfen kann, ist vor allem für Privatinvestoren schwer verdaulich und erregt oft herben Widerspruch. Doch Anleger aller Größenordnung stehen vor dem gleichen Problem: Wie investieren, um einerseits die Renditelücke zu schließen und andererseits einer möglichst breiten Allokation Genüge zu tun? Von einer weiteren Anforderung, das Risiko nach individuellem Grad der Risikopräferenz steuern zu können, nicht zu sprechen.Eine in diesem Zusammenhang weit verbreitete Anlagestrategie ist die sogenannte Core-Satellite-Strategie. Das Prinzip ist einfach und schon oft dargestellt worden: Ein Kern soll für ein langfristig stabiles Rendite-Risiko-Profil sorgen, die Satelliten steigern die Renditechancen, verbreitern den Kern um weitere Themen oder dienen einfach der Risikosteuerung im Rahmen eines vorgegebenen oder noch vorhandenen Risikobudgets. Klassisch wird als Kern eine passive Anlage unterstellt. Das kann, muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein.Denke ich an ETFs, denke ich an passiv. Dieses stark abgewandelte Zitat eines berühmten Dichters trifft auf börsengehandelte Investmentfonds in der Masse nach wie vor zu. Und das ist gut so. Denn ETFs empfehlen sich für eine Core-Satellite-Strategie im Wesentlichen aus drei Gründen. Asset Allocation, oder Vermögensaufteilung, ist nach wie vor die Königsdisziplin. An dieser Stelle soll es nicht darum gehen, dass der strategischen Top-Down Asset Allocation weiterhin die größte Bedeutung aus Sicht der Wertentwicklung zukommt. Aber die Umsetzung der Vermögensaufteilung erfordert, dass das gewählte Anlageinstrument tatsächlich das tut, was der Anleger erwartet. ETFs bilden Indizes ab und haben keine “eigene” Meinung. Damit sind ETFs die passgenaue Antwort auf die Anforderungen einer Asset Allocation. Denn entscheidet sich der Investor für ein Vehikel, das selbst aktiv gesteuert wird, kann er oder sie nicht sicher sein, dass tatsächlich die Ziele der persönlichen Anlageentscheidung erreicht werden.Vielen Anlegern, und das trifft nicht nur auf Privatanleger zu, ist es durch ETFs erst möglich, Portfolios sehr breit aufzustellen. Der “Klassiker” ist natürlich ein Anfangsinvestment in einen ETF auf den MSCI World, das dann sukzessive erweitert wird, zum Beispiel um Einzelländer, Schwellenländer oder Branchen. Zusätzlicher ErtragFür viele institutionelle Anleger halten Exchange Traded Funds beim Thema Diversifikation manchmal zunächst unbeachtete Vorteile bereit. So beobachten wir bereits seit geraumer Zeit, dass sehr rentenlastige Anlagen im Rahmen des Erlaubten um Investments in den MSCI World und MSCI Emerging Markets erweitert werden. Es geht darum, einen zusätzlichen Ertrag über den reinen Zinsertragsanteil hinaus zu erwirtschaften. Nicht selten dient dabei der – wenn auch magere – Ertrag aus Anleihen als Risikopuffer, und damit als Überzeugungshilfe vor Eingehen einer ETF-Aktienposition. Bedeutender KostenvorteilDer Kostenvorteil ist in den letzten Jahren umso bedeutender geworden, als dass der Ertrag, der mit klassischen Anlageformen zu erzielen ist, immer weiter gesunken ist. Dies sieht man sehr deutlich bei Fixed-Income-Produkten, also Anleihen.Der größte Anteil der in ETFs verwalteten Vermögen liegt aber auf der Aktienseite. Und die sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Warum also hier auf Kosten achten? Die natürliche Antwort, dass jeder nicht für Verwaltungsgebühren ausgegebene Euro der Wertentwicklung zu Gute kommt, ist ein wenig zu kurz gegriffen. Mehr noch sind es ersparte operative Kosten, die vielen Anlegern weitaus mehr helfen, und die das Anlegen an Kapitalmärkten demokratisiert haben: Mit einer Order ist es zu Bedingungen, die vorher nur institutionellen Großkunden offen standen, möglich, Portfolien sehr breit zu diversifizieren und dies nicht über hunderte von Orders tun zu müssen. Ganz zu schweigen von der Umsetzungsgeschwindigkeit. Persönlich definierte StrategieDie oben beschriebene Strategie ist weit verbreitete Praxis und wird immer mehr auch von Privatanlegern genutzt – zum Beispiel bei Sparplänen. Über eine geschickte Nutzung oftmals kostenfreier Sparplanangebote lässt sich auf der Kostenseite der ein oder andere Euro sparen. Werden darüber hinaus auch die Möglichkeiten genutzt, zu unterschiedlichen Intervallen anzulegen, ergibt sich schnell eine persönlich definierte Core-Satellite-Strategie, die all den oben beschriebenen Anforderungen Rechnung trägt und dem langfristigen Vermögensaufbau nachhaltig dient. Damit sind die Vorteile eines solchen Ansatzes aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Auf eigene Stärken besinnenDie Investmentlandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Galt im letzten Jahrtausend meist das Postulat, alles aus einer Hand anbieten zu wollen und vor allem auch zu können, so führt heute fast nur noch eine vom Anleger erkannte und gewürdigte Spezialisierung zum Erfolg. Das Motto lautet: “Eigene Stärken aktiv nutzen”… und müsste mit dem Nachsatz “für alles andere gibt es ETFs” fortgeführt werden.Die Idee dahinter: Nur wenn sich Vermögensverwalter fragen, wo ihre individuellen Stärken liegen, ist es möglich, sich einerseits vom Wettbewerb zu unterscheiden und sich andererseits gegenüber den aus dem Boden schießenden Robo-Advisors zu behaupten. Natürlich wäre es zu einfach, die Risiken eines rein auf Stärken fußenden Ansatzes auszublenden. Denn was passiert, wenn das Feld der eigenen Expertise nicht läuft, also nicht “performed”? Ein gutes Beispiel dafür sind immer wieder Value-Ansätze, die sehr schwere Zeiten hinter sich haben.Dennoch zeigen unsere Erfahrungen, dass es sinnvoll ist, auf die eigene Expertise zu bauen und das Umfeld breit gestreut über Exchange Traded Funds abzubilden. Denn so bleibt mehr Zeit, sich auf die Kernkompetenz zu fokussieren und dem Kunden dennoch ein breit diversifiziertes Portfolio zu bieten. Dies kann manche Fehlentscheidung abfedern, die aus einer zu einem bestimmten Zeitpunkt falschen “Bottom-up”-Allokation resultieren kann.Ein weiterer Vorteil eines Core-Satellite-Ansatzes eröffnet sich institutionellen Investoren. Auch hier geht es darum, Kernkompetenzen zu erkennen und in den Mittelpunkt zu stellen, also den “Core” zu definieren. Die Satelliten sind dann entweder Fremdmanager mit besonderer Expertise oder Exchange Traded Funds, die den Restbereich abdecken. FazitCore Satellite sind adäquate Strategien, erfordern aber auch Mut. Letztendlich laufen die Überlegungen auf vier Grundfragen hinaus: 1. Was sind die eigenen Stärken, 2. Ist die Streuung der Anlagen breit genug, 3. Welche Kosten können in welchem Umfang durch eine überproportionale Wertentwicklung kompensiert, und besser noch, übertroffen werden und 4. Wie kann sich der Geldverwalter vom Wettbewerb unterscheiden?Durch eine Kombination von niedrigen Kosten, hoher Abbildungsqualität und einem naturgegebenen Diversifikationspotenzial sind Exchange Traded Funds ein sehr geeignetes Instrument, um passgenau und schnell Core-Satellite-Ansätze umzusetzen.—-Thomas Meyer zu Drewer, Geschäftsführer ComStage ETFs