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Was sind nachhaltige Investments?

Definition

Was sind nachhaltige Investments?

Nachhaltige und gesellschaftlich verantwortliche Geldanlagen, auch Socially Responsible Investments (SRI) genannt, sind ein Thema, bei dem immer noch eine gewisse Unübersichtlichkeit herrscht. Immerhin erschließen sich viele institutionelle Anleger zunehmend dieses Gebiet und wissen häufig auch gut Bescheid; dies geht so weit, dass Institutionen wie zum Beispiel Kirchen genaue Anforderungen stellen, welche Anlagen sie tätigen und welche sie ausschließen. Hingegen sind Privatanleger und vielfach auch deren Berater in der Regel weniger über Nachhaltigkeit informiert. Das mag neben den Informationskosten auch daran liegen, dass es zwar Leitlinien und gewisse Branchenstandards, aber keine exakte Definition von Nachhaltigkeit und SRI gibt. In der Praxis hat zum Beispiel fast jeder nachhaltig ausgerichtete Investmentfonds seine eigenen Selektionskriterien. Daher sollten Anleger genau hinschauen, welche Titel ein bestimmter Fonds eigentlich enthält. Nachhaltige Produkte gibt es übrigens sowohl für Aktien- als auch für Renten- und Mischfonds.Um nachhaltige Anlagen zu selektieren, sind zwei Verfahren am häufigsten verbreitet, die meist kombiniert werden. Streubomben werden ausgeschlossenZum einen finden Ausschlüsse von bestimmten Investments oder Unternehmen statt. Dies sind häufig Waffen und Rüstungsgüter, Tabak, Glücksspiel, Pornografie oder Atomkraft. Ausschlüsse kommen auch bei Kinderarbeit, Fracking, Menschenrechtsverletzungen oder Banken, die mit Nahrungsmitteln spekulieren, vor. Nach Angaben des Forums Nachhaltige Geldanlagen e.V. ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Ausschluss von Streumunition und Antipersonenminen am weitesten verbreitet. Dieser werde auf Investments von 4,3 Bill. Euro angewendet (hierzu zählen sowohl selbst verwaltete Gelder als auch Fonds und Mandate). “An zweiter Stelle folgen Massenvernichtungs- bzw. ABC-Waffen, die zusätzlich für 1,8 Bill. Euro als Ausschluss definiert sind”, stellt der Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2016 fest. An dritter Stelle liegt mit 369 Mrd. Euro der Ausschluss von Spekulationen mit Nahrungsmitteln.Bei der Beurteilung von nachhaltigen Investmentfonds ist zu beachten, dass sich die Ausschlüsse mitunter deutlich unterscheiden. Während zum Beispiel der eine Fonds bestimmte Rüstungsfirmen zulässt, weil Staaten sich ja verteidigen müssen, ist Rüstung bei anderen gänzlich ausgeschlossen. Wichtige ESG-KriterienNeben Ausschlüssen selektieren nachhaltige Fonds ihre Investments vor allem über die Anwendung der ESG-Kriterien. Wobei ESG für die Bereiche Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung) besteht. Dabei wird häufig eine Best-in-Class-Strategie gewählt. Dabei werden diejenigen Unternehmen ausgewählt, die innerhalb einer Anlageklasse oder Branche die ESG-Kriterien am besten erfüllen. Dies wäre zum Beispiel derjenige Autobauer oder Chemiekonzern, der gemäß ESG-Kriterien am besten abschneidet. Ende 2015 wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz übrigens Anlagen über 1,2 Bill. Euro anhand ESG-Kriterien verwaltet.Im Rahmen der Integration der ESG-Kriterien in den Investmentprozess wird häufig auch der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens betrachtet. Dies führt dazu, dass zum Beispiel Versorgungsunternehmen, die Strom noch zum Gutteil mit umweltschädlicher Kohle produzieren, in der Regel nicht in nachhaltigen Investmentprodukten aufgenommen werden. Übrigens verpflichten sich bereits nachhaltig ausgerichtete Assetmanager wie BNP Paribas Investment Partners, den CO2-Fußabdruck ihrer Aktienfonds zu messen und zu veröffentlichen.Im Rahmen der ESG-Analyse kann zum Beispiel auch der überhöhte Einsatz von Zucker durch Lebensmittel- und Getränkefirmen ein Thema sein. So hat der global tätige Investmentmanager Schoders eine Initiative gegen den weltweit erhöhten Zuckerkonsum gestartet. Dies kann dann dazu führen, dass Firmen, die weiter Produkte anbieten, die Fettleibigkeit und Diabetes fördern, von Investments ausgeschlossen werden. Nachhaltige ThemenNachhaltige Investments schließen Anlagen in nachhaltige Themen mit ein. Hierzu zählt zum Beispiel Wasser. Investments in dieses Thema haben in den vergangenen Jahren hohe Renditen erzielt. Auf der anderen Seite hat das Thema erneuerbare Energien bei Anlegern speziell in Deutschland insbesondere bei Solarfirmen zu herben Enttäuschungen geführt. Nachhaltige Themen sind also keineswegs ein Garant für eine positive Performance.Laut dem Marktbericht Nachhaltige Geldanlage zählt auch Impact Investing zu den nachhaltigen Anlagestrategien. Solche Investitionen beinhalten neben einer finanziellen möglichst auch eine soziale oder ökologische Rendite. Beispiele dafür sind Mikrofinanzfonds, die Menschen in Schwellenländern zu Krediten verhelfen.Zu den nachhaltigen Strategien zählt auch die aktive Wahrnehmung von Aktionärsrechten über die Ausübung von Stimmrechten. Hier sind wiederum die ESG-Kriterien in der Regel die Leitlinien. Drüber hinaus ist auch der Dialog mit Unternehmen Bestandteil der nachhaltigen Geldanlage. Dabei werden Firmen aktiv auf Missstände hinsichtlich der ESG-Kriterien angesprochen. Werden Missstände nicht beseitigt oder hat ein Unternehmen keine zufriedenstellenden Antworten auf aufgeworfene Fragen oder Kontroversen, erfolgt kein Investment oder ein Verkauf der bestehenden Position.