Harte Restrukturierung beschlossen

Wefox erhält eine Gnadenfrist

Was von Wefox am Ende bleibt, das werden vor allem die zugekauften Maklergesellschaften sein. Mit Aufgabe der Entwicklung einer Tech-Plattform endet auch die Equity Story als Insuretech. Das aber war die Logik hinter den hohen Bewertungen früherer Fundingrunden.

Wefox erhält eine Gnadenfrist

Angeschlagene Wefox
erhält eine Gnadenfrist

Deutschland-Geschäft wird als Teil eines Kahlschlags verkauft

bg Frankfurt

Das angeschlagene Insuretech Wefox hat noch einmal einen Rettungsring erhalten. Altaktionäre und Gründer konnten auf einer Aufsichtsratssitzung den von ihnen präferierten Kurs eines weitgehenden Erhalts des Unternehmens sowie eine weitere Kapitalzufuhr durchsetzen. Damit ist der Verkauf des Wefox-Kerns an die britische Ardonagh vorerst vom Tisch.

Wefox ist aber noch nicht über den Berg, wurde doch eine vertiefte Restrukturierung beschlossen, die gelingen muss, um handlungsfähig zu sein. Das Zielbild ist es nun, Wefox als „führenden, technologiegestützten Versicherungsvertrieb“ zu positionieren - wobei dafür die schon lange in Umsetzung befindliche Digitalplattform zur Verfügung stehen müsste.

Aufbau der Tech-Plattform gescheitert

Das Wording aus der Mitteilung lässt allerdings darauf schließen, dass man sich inzwischen mehr als gewöhnlicher Makler mit angeschlossener Digitalisierung betrachtet und nicht als tech-getriebenes Start-up, das einen digitalen Vorsprung hat gegenüber der traditionellen Assekuranz - was einen Bewertungsaufschlag rechtfertigen würde. Die länderübergreifende Technologieplattform wird nicht mehr fertiggestellt und stellt damit eine Investitionsruine dar, was Abschreibungen nach sich ziehen dürfte. Was bleibt, sind lokale Vertriebsplattformen, also IT-Inseln. Technologiezentren in Spanien und Frankreich werden geschlossen.

Zusätzliches Funding eine Option

Altaktionäre und Gründer haben jetzt Zeit gewonnen, um mit der beschlossenen Kapitalzufuhr - die von VC-Fonds um Chrysalis gestellt wird - plus dem Verkauf von Landesgesellschaften die Profitabilität zu erreichen. Dafür kommt auch das Deutschland-Geschäft auf den Block. Niederlande, Österreich und die Schweiz sowie Italien sollen den Kern bilden. Der Verkauf von Unternehmensteilen soll dann zur weiteren Finanzierung beitragen bzw. den Cashburn reduzieren. Die Aktionäre prüfen auch weitere Kapitalmaßnahmen und bekunden, die Governance-Struktur überarbeiten zu wollen. Der Risikoträger Wefox Insurance AG gehört nicht mehr zum Kerngeschäft, muss von der Gruppe aber weiter mit Kapital versorgt werden, um die Vorgaben für die Solvenzkapitalquote zu erfüllen.

Das polnische Portfolio soll abgestoßen werden, was bei erfolgreicher Transaktion ein wenig Luft verschaffen würde.

Hartigan nur auf Sicht bestätigt

CEO Mark Hartigan wurde zumindest bis zum Jahresende im Amt bestätigt. Ihn hätten Gründer und Altaktionäre gerne abgesetzt. Im Management findet aber ein kleiner Kehraus statt. So wird der erst im Oktober als CFO gekommene Jonathan Wismer das Unternehmen in Kürze wieder verlassen.

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