ZAHLUNGSVERKEHR

Weg vom Dollar-Hegemon

Politische Konflikte, die sich auf diplomatischen Kanälen nicht lösen lassen, werden von den USA immer häufiger unilateral über Wirtschaftssanktionen eskaliert, die dem Gegenpart die Luft abschnüren. Wer stark genug ist, wehrt sich wie die EU mit...

Weg vom Dollar-Hegemon

Politische Konflikte, die sich auf diplomatischen Kanälen nicht lösen lassen, werden von den USA immer häufiger unilateral über Wirtschaftssanktionen eskaliert, die dem Gegenpart die Luft abschnüren. Wer stark genug ist, wehrt sich wie die EU mit Gegensanktionen oder aber er weicht dem Zugriff der USA auf Dollar-Kapitalmarktrefinanzierung und Zahlungsverkehr aus, indem er wie China Schwellenländer-Geschäfte wie mit dem Iran neuerdings in Renminbi abrechnet. Auch Russland und die Türkei wollen sich aus dem Dollarraum rausbewegen und suchen nach Alternativen, die sie unabhängig vom globalen Korrespondenzbankensystem Swift machen.Dieses hat seinen Sitz in Belgien und ist als Genossenschaft unabhängig/überparteilich, kann sich aber dem Zugriff des Dollar-Hegemons nicht entziehen. Swift wurde bereits von den USA angewiesen, iranische Banken bis Anfang November vom System abzuschneiden – unter Androhung von Zwangsmaßnahmen gegen Swift-Board-Mitglieder bei Zuwiderhandlung.Dieses übergriffige Verhalten verlangt nach strukturellen Gegenmaßnahmen, was beim Berliner Außenministerium Pläne reifen ließ, sich unabhängig von Swift aufzustellen und ein Zahlungssystem abseits des Dollar zu schaffen. Das sind aus technologischer Sicht keine Blütenträume, denn die den EU-Zahlungsverkehr organisierenden Zentralbanken verfügen über grundlegende Infrastrukturen (Target/Sepa) bis hin zu neuerdings rund um die Uhr arbeitenden Echtzeit-Settlement-Systemen (RTGS), die nur noch eines Frontend mit Währungskonverter plus Interbanken-Vereinbarungen bedürfen, um den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr ersatzweise abzuwickeln.Allerdings hapert es (noch) am politischen Willen, einen solchen Affront der USA in den transatlantischen Beziehungen auch durchzuziehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Payment-Pläne ihres Außenministers Heiko Maas nicht verdammen und betont, Europa müsse sein Schicksal stärker selbst in die Hand nehmen. Aber aufgrund des Swift-Abkommens zur Terrorfinanzierung braucht man den Schulterschluss mit den USA – jetzt ist also nicht die Zeit, sich von diesem gemeinsamen Standard zu lösen.Der Dollar indes läuft wegen seiner Politisierung Gefahr, immer weniger als Handelswährung eingesetzt zu werden. Diese Fragmentierung des Kapitalmarktes schwächt die USA perspektivisch und eröffnet Raum für Alternativen, allen voran Euro und Yuan.