26. DEUTSCHER SPARKASSENTAG

Weidmann relativiert Belastung durch Geldpolitik

Effekt von Zinsstaffelung wäre "überschaubar"

Weidmann relativiert Belastung durch Geldpolitik

bn Hamburg – Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat die Belastungen der Kreditwirtschaft infolge ultralockerer Geldpolitik relativiert. Konkret ist er auf dem 26. Sparkassentag Hoffnungen auf eine Entlastung von Instituten durch eine Staffelung der infolge negativer Zinsen gezahlten Beträge entgegengetreten.Angesichts eines generell rückläufigen Zinsüberschusses spielten die Summen, die der Bankensektor im Rahmen der Negativverzinsung an das Eurosystem zahle, “nur eine untergeordnete Rolle”, gemessen am Zinsüberschuss seien diese Zahlungen klein, erklärte er. Potenzielle Entlastungen einer Zinsstaffelung, wie sie derzeit diskutiert werde, wären daher “zwar spürbar, aber doch überschaubar”. Zudem habe die Diskussion die Erwartungen über eine geldpolitische Normalisierung zeitlich hinausgeschoben, argumentierte Weidmann. Das dürfte für sich genommen die Banken zusätzlich belasten, “so dass der Nettoeffekt auch negativ ausfallen könnte”.Gehe es um die Steigerung ihrer Profitabilität, blieben die Institute “vor allem selbst gefordert”, resümierte Weidmann, den Sparkassenpräsident Helmut Schleweis tags zuvor “ganz undiplomatisch” als “hoffentlich nächsten EZB-Präsidenten” angekündigt hatte. In der Frage der Zinsstaffelung bekräftigte er damit eine Position, die er zu Monatsbeginn bei einem Empfang anlässlich des Wechsels in der Präsidentschaft der Bundesbank-Hauptverwaltung in Hessen vertreten hatte.Wie Weidmann zugleich ausführte, trübt sich die Ertragslage der Institute sukzessive ein. Zwar sei der aktuelle Stresstest von Bundesbank und BaFin unter kleinen und mittelgroßen deutschen Banken zur Ertragslage im Niedrigzinsumfeld noch nicht beendet. Bereits in den vergangenen Jahren aber sei zu erkennen gewesen, dass der Druck auf die Zinsmargen zunehme. Der Zinsüberschuss der deutschen Banken im engeren Sinne hat sich 2017 um 7 % auf 71 Mrd. Euro verringert, wie er berichtete: “Und geringe Profitabilität kann sich eben auch zu einem Problem für die Finanzstabilität entwickeln.” Wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB) im April vorgerechnet hatte, kostet der negative Einlagenzins die Banken im gesamten Euroraum derzeit rund 7,5 Mrd. Euro jährlich.Vor allem in kleineren und mittleren Banken mache die Wohnimmobilienfinanzierung einen wichtigen Teil der Kreditvergabe aus, führte Weidmann zudem aus. Da viele Kunden das Zinsumfeld genutzt hätten, um die Zinsbindung ihrer Darlehen zu verlängern, gerade bei Wohnimmobilienkrediten, gehe in den Banken die Schere in der Zinsbindung zwischen kurzfristig fälligen Einlagen und langfristigen Krediten weiter auseinander: “Im Fall eines abrupten Zinsanstiegs würden sich die Kosten für die Refinanzierung unmittelbar erhöhen, die Zinseinnahmen stiegen aber nur allmählich.”