Wells Fargo verschärft Sparprogramm

US-Retailbank will in drei Jahren bis zu 26 500 Stellen abbauen - Einsparungsziele bleiben unverändert

Wells Fargo verschärft Sparprogramm

Die US-Retailbank Wells Fargo streicht in den nächsten drei Jahren bis zu ein Zehntel ihrer Arbeitsplätze. Das bereits früher kommunizierte Ziel, bis Ende nächsten Jahres 4 Mrd. Dollar einzusparen, bleibt unverändert. Das schürt unter Analysten die Sorge vor einer Ertragsflaute nach diversen Vertriebsskandalen.sp New York – Die US-Retailbank Wells Fargo will in den nächsten drei Jahren bis zu 10 % ihrer derzeit rund 265 000 Mitarbeiter abbauen. Das teilte CEO Tim Sloan den Angestellten in einem sogenannten Townhall Meeting mit. “Das beinhaltet eine Verstärkung unseres Risikomanagements, eine Vereinfachung der Operations, die Nutzung von digitaler Automatisierung, den Abschied aus Segmenten außerhalb unseres Kerngeschäfts und das fortgesetzte Bemühen, eine effizientere Firma zu werden”, erklärte Sloan zu den Sparplänen. Erst am Mittwoch hatten Gerüchte über Gespräche des Boards mit Gary Cohn, der ehemaligen Nummer 2 von Goldman Sachs, als möglichem Nachfolger für Sloan die Runde gemacht und den Druck auf den CEO erhöht (vgl. BZ vom 21. September).Wells Fargo verfolgt bereits seit längerem ein Sparprogramm, das den Aufwand bis Ende nächsten Jahres um 4 Mrd. Dollar reduzieren soll. Der jetzt verkündete Stellenabbau, der zu einem großen Teil im Zuge der natürlichen Fluktuation erfolgen soll, sei in den bisher kommunizierten Sparzielen für die Jahre 2018, 2019 und 2020 bereits enthalten, erklärte ein Sprecher der Bank. Das werteten Analysten als Hinweis auf ein anhaltend schwieriges Geschäftsumfeld. “Es verrät einiges über ihre Ertragssituation”, erklärte Charles Peabody von Portales Partners. “Wenn sie nicht schon mitten in Ertragsschwierigkeiten drin stecken, dann antizipieren sie sie aber bereits”, vermutet der Analyst.Die Aktie reagierte kaum auf die Ankündigung; im laufenden Jahr hat sie bisher rund 8 % eingebüßt. Seit Sloan vor zwei Jahren den langjährigen Bankchef John Stumpf nach Bekanntwerden unlauterer Vertriebspraktiken an der Spitze der Bank abgelöst hat, ist der Wert des drittgrößten US-Instituts an der Börse um knapp ein Viertel gestiegen. Damit liegt Wells Fargo deutlich hinter dem Branchenprimus J.P. Morgan und Bank of America, der Nummer 2 in den USA, die im gleichen Zeitraum um 75 % und 95 % geklettert sind. Der KBW Bank Index, der die Entwicklung von zwei Dutzend Branchentiteln abbildet, hat in den vergangenen zwei Jahren etwa doppelt so stark wie Wells Fargo zugelegt. CEO unter DruckMarktbeobachter und Branchen-Insider spekulieren deshalb schon länger über den baldigen Abschied von Sloan. Als Veteran der Bank, der seit mehr als 30 Jahren für das Institut arbeitet und neben dem ehemaligen CEO Stumpf als COO sekundierte, während sich in weiten Teilen der Bank fragwürdige Vertriebspraktiken etablierten, steht er seit Beginn seiner Amtszeit in der Kritik.Das Board von Wells Fargo stellte sich in der vergangenen Woche geschlossen hinter Sloan. Berichte über Gespräche mit möglichen Nachfolgern seien falsch, hieß es ausdrücklich. Berkshire Hathaway, der größte Aktionär von Wells Fargo, lässt bislang ebenfalls nichts auf Sloan kommen. Warren Buffett, der Berkshire kontrolliert, hat ihm mehrfach sein Vertrauen ausgesprochen.”Wir bauen Wells Fargo weiter um, so dass wir den Kunden das liefern können, was sie wollen”, erklärte Sloan die geplanten Stellenstreichungen. Irgendwann wird er auch an die Investoren liefern müssen.