ZUR PERSON

Weltstar der Architektur

jk - Extravagant ist ein Adjektiv, das sowohl zur Person von Wolf D. Prix als auch zu seinen Arbeiten passt. Der am 13. Dezember vergangenen Jahres 70 Jahre alt gewordene Architekt des im Frankfurter Ostend entstehenden Neubaus der Europäischen...

Weltstar der Architektur

jk – Extravagant ist ein Adjektiv, das sowohl zur Person von Wolf D. Prix als auch zu seinen Arbeiten passt. Der am 13. Dezember vergangenen Jahres 70 Jahre alt gewordene Architekt des im Frankfurter Ostend entstehenden Neubaus der Europäischen Zentralbank (EZB) gründete 1968 in Wien zusammen mit zwei Kollegen das Unternehmen Coop Himmelblau – seit 1990 unter der Bezeichnung Coop Himmelb(l)au firmierend -, das heute rund 150 Mitarbeiter aus 19 Nationen beschäftigt, über Projektbüros in drei Kontinenten verfügt und Auszeichnungen gleich serienweise scheffelt.Prix, der in seiner Heimatstadt Wien, in London und Los Angeles studierte, 20 Jahre lang eine Professur an der Universität für Angewandte Kunst in Wien innehatte, verschiedene Lehrstühle und Gastprofessuren an den renommiertesten Hochschulen in Europa und den USA bekleidete, gehört zweifellos zu den Weltstars der Architektur und zu den Avantgardisten seines Metiers. Bereits als Mittdreißiger machte er mit revolutionären Ideen und ebensolchen Sprüchen von sich reden. Legendär und ungezählte Male zitiert ist eines seiner frühen Statements, das von dem in dem jungen Mann brennenden Furor zeugt: “Wir wollen eine Architektur, die leuchtet, sticht, fetzt, unter Dehnung reißt, die obszön, geil und träumerisch ist.”Tatsächlich haben Prix und sein Büro der gebauten Langeweile von Anfang an den Kampf angesagt, mit ihren Entwürfen zwar nicht immer ungeteilten Beifall geerntet, aber die Fachwelt stets zum Staunen gebracht. Beispiele sind der aus wild versprengten, rostigen Stahlplatten bestehende Ostflügel des Museums im niederländischen Groningen (1994), der scheinbar bedrohlich kippende UFA-Kinopalast in Dresden (2001) oder die Umgestaltung eines alten Gasometers in Wien zu Appartementblöcken mit dazugehörendem abgeknicktem Wohnturm. Praktisch ungeteilte Begeisterung schlug dem passionierten Zigarrenraucher Prix, der nach wie vor der kreative Kopf in seinem Unternehmen ist, bei der BMW Welt in München (2007) entgegen, deren skulpturales Dach über dem Unterbau zu schweben scheint.