"Wenig Raum für Optimismus"

Null- und Negativzinsen hinterlassen Spuren im Zahlenwerk der Helaba - Vorsteuerergebnis sinkt um 23 Prozent

"Wenig Raum für Optimismus"

Der Helaba fällt es zunehmend schwer, gegen die Zinspolitik der EZB und die Folgen der geopolitischen Entwicklungen anzuverdienen. Der Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr fiel deutlich stärker aus als bei LBBW und BayernLB. Ein Grund dafür ist der Risikovorsorgebedarf für das Schiffsportfolio.ski Frankfurt – “Wenig Raum für Optimismus” sieht der Vorstandsvorsitzende der Helaba, Herbert Hans Grüntker, beim Blick auf das von Null- und Negativzinsen sowie diversen Krisen geprägte wirtschaftliche und politische Umfeld. “Die aktuellen geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen verunsichern die Märkte und führen zu hoher Volatilität. Darüber hinaus hinterlässt die andauernde Null- bzw. Negativzinsphase Spuren in unserem Zahlenwerk”, konstatiert er im Halbjahresbericht der Landesbank. Es werde “zunehmend schwieriger, wenn nicht gar unmöglich”, die Belastungen ertragsmäßig zu kompensieren. Grüntker bekräftigt daher seine Prognose vom März, dass das Konzernergebnis im Gesamtjahr “spürbar” sinken werde.Für das erste Halbjahr steht beim Ergebnis vor Steuern ein Minus von rund 23 % auf 279 Mill. Euro zu Buche. Der deutliche Rückgang stellte sich weitestgehend im zweiten Quartal ein, denn per Ende März war das Ergebnis mit 138 (i.V. 141) Mill. Euro noch nahezu stabil geblieben. Weil das Resultat nach sechs Monaten aber immer noch leicht über dem Planwert liege, zeigt sich Grüntker zumal angesichts der Rahmenbedingungen gleichwohl zufrieden. Höherer VorsorgebedarfDie Einbuße fällt, gemessen am Vorsteuerergebnis, bei der Helaba als Nummer 4 unter den Landesbanken (nach Bilanzsumme) wesentlich stärker aus als bei den größeren “Schwestern” LBBW und BayernLB, die beide dieser Tage über ein Minus in der Größenordnung von 5 % berichtet hatten. Ein Grund für die unterschiedlichen Ausprägungen liegt in der Kreditrisikovorsorge. Während der entsprechende Aufwand bei den Instituten im Südwesten und im Süden gegen null tendiert, ist er bei der Helaba noch um fast 14 % auf 75 Mill. Euro gestiegen. Ursächlich dafür war nicht zuletzt das Segment Corporate Finance, das wegen einer nochmals spürbar erhöhten Risikovorsorge für das rund 1 Mrd. Euro schwere Schiffsportfolio mit einem Vorsteuerergebnis von – 3 (+69) Mill. Euro sogar leicht in die roten Zahlen abtauchte.Ungefähr im Trend der anderen Landesbanken hat sich auch bei der Helaba der Zinsüberschuss abgeschwächt. Das Minus von 8,5 % bei der mit Abstand wichtigsten Ertragsposition kann durch den als erfreulich bewerteten Anstieg des Provisionsergebnisses (+5,5 %) aber nicht annähernd kompensiert werden.Ansonsten zeigt die Erfolgsrechnung für die ersten sechs Monate heftige Ausschläge bei den traditionell in starkem Maße Marktschwankungen und Bewertungseffekten ausgesetzten Komponenten. So drehte das Handelsergebnis ins Minus, was die Landesbank mit der Unsicherheit rund um das britische EU-Referendum begründet, während parallel dazu das Ergebnis aus der Fair-Value-Bewertung in fast gleichem Ausmaß den Turnaround in die schwarzen Zahlen schaffte (vgl. Tabelle). Ordentliches NeugeschäftPositiv sieht Grüntker die Tatsache, dass sich das Neugeschäft auf dem guten Niveau der Vorjahre bewege. Das Abschlussvolumen im mittel- und langfristigen Kundengeschäft – ohne das wettbewerbsneutrale Fördergeschäft der WIBank – habe 8,8 (9,4) Mrd. Euro betragen. Auf Immobilienkredite entfiel mit 4,9 Mrd. Euro – ein Rückgang um 6 % – einmal mehr der Löwenanteil. Dieses Segment lieferte mit einem Vorsteuerergebnis von 180 (227) Mill. Euro wie gewohnt auch den bedeutendsten Ergebnisbeitrag. Sparkasse kann zulegenDie Helaba-Tochter Frankfurter Sparkasse konnte ihr Ergebnis trotz der Belastungen durch das Zinsniveau um immerhin 5 % auf 63 Mill. Euro steigern. Das ist mehr als das mit 50 (85) Mill. Euro ausgewiesene Ergebnis des gesamten Segments Verbund-, Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft, zu dem außer der Sparkasse der Bereich Verbundbank, die Landesbausparkasse Hessen-Thüringen sowie die Gruppe Frankfurter Bankgesellschaft gehören. Die Vermutung liegt nahe, dass die Verbundbank, deren Erträge vor Vorsorge auf 54 (71) Mill. Euro sanken, das erste Halbjahr mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen hat.Im Kapitalmarktgeschäft begleitete die Helaba sechs Schuldschein- und Anleiheemissionen kommunaler Gebietskörperschaften im Volumen von 400 Mill. Euro. Ferner war die Landesbank bei 14 Transaktionen deutscher Bundesländer und europäischer Regionen über 4,4 Mrd. Euro dabei. Für Unternehmenskunden arrangierte sie Bonds und Schuldscheine im Umfang von 13,4 Mrd. Euro.