Wenig Stress mit faulen Krediten
Der Wiesbadener Volksbank kommt in der Corona-Pandemie ihr Schwerpunkt in der Immobilienfinanzierung zugute. Da sie zugleich auch kaum Engagements in den gebeutelten Wirtschaftszweigen aufweist, muss sie keine Welle an faulen Krediten befürchten, wenn die staatlichen Maßnahmen auslaufen.sto Frankfurt – Die Wiesbadener Volksbank rechnet trotz des erneuten Corona-Lockdowns mit lediglich moderaten Auswirkungen auf den Kreditbestand. “Wir kalkulieren für das laufende Jahr damit, dass es 10 % mehr Kreditausfälle als im Vorjahr geben wird”, sagte Vorstandsvorsitzender Matthias Hildner am Donnerstag bei der Bilanz-Pressekonferenz seines Hauses. Die Nummer 26 in der Rangliste der Kreditgenossen (per Ende 2019) befindet sich indes auch in einer komfortablen Ausgangssituation: Mehr als 80 % des Kreditgeschäfts besteht aus Immobilienfinanzierungen, und die von der Pandemie betroffenen Branchen wie Gastronomie oder Einzelhandel sind nur geringfügig im Kreditbuch zu finden.”Wir sind vom Typus her eher eine Hypothekenbank”, erläuterte Hildner. Das von ihm geführte Institut vergibt vor allem Kredite für Wohnungen und Häuser, deren Wachstum durch die Pandemie eher noch getrieben worden ist. Denn durch den Lockdown ist die Nachfrage von Privatkunden nach eigenen Immobilien noch einmal gestiegen. An Gastronomen oder an Einzelhändler, die wie die Hoteliers unter den Schließungen leiden, seien nur sehr kleine Kredite ausgereicht worden. Insofern rechnet Hildner im Vergleich zu den Vorjahren nur mit einer überschaubaren Zunahme an Kreditausfällen. “Wir haben zudem die Absicht, unseren Kunden, die in Probleme geraten, Liquiditätsüberbrückung zu gewähren, um keine Kreditausfälle zu provozieren.” Stabiles BewertungsergebnisFür das vergangene Jahr erhöhte die Genossenschaftsbank die Risikovorsorge im Vergleich zu 2019 leicht auf 6,2 Mill. Euro. Auch im eigenen Wertpapierbestand gab es keine negativen Auswirkungen für das Bewertungsergebnis, das sich somit auf – 6,2 Mill. Euro quasi auf Vorjahresniveau belief (siehe Tabelle).Angesichts der Lage zeigte sich der Chef der Wiesbadener Volksbank “sehr zufrieden” mit der Ergebnisentwicklung des Vorjahres. Der Jahresüberschuss war ähnlich wie in der Vergangenheit um rund 5 % rückläufig und erreichte 12,6 Mill. Euro. Einen ähnlichen Rückgang von 5 bis 10 % erwartet er für das laufende Jahr. In erster Linie zeigten sich im zurückliegenden Jahr Bremsspuren im Zinsüberschuss, bedingt durch die niedrigen Zinsen. Er ging um etwa 3 % auf 84,7 Mill. Euro zurück. Die negative Wirkung der Null- bis Negativzinsen wurde erneut durch kräftiges Wachstum des Kreditbestands abgefedert. Dieser wuchs von 3,65 auf 3,84 Mrd. Euro.Die Einlagen legten weniger stark zu von 3,74 auf 3,87 Mrd. Euro. Das Wachstum fand ausschließlich im Bereich der liquiden Sichteinlagen statt. “Darin spiegelt sich auch das Bedürfnis der Anleger wider, angesichts der Pandemie verstärkt Rücklagen für Unvorhergesehenes zu bilden”, so Hildner. Auch machten sich im Zustrom an Neugeldern die aktuell fehlenden Konsummöglichkeiten bemerkbar. Da zugleich Firmenkunden größere Beträge abzogen, um dem Negativzins von 0,5 % bei der Wiesbadener Volksbank zu entkommen, blieb es bei einem eher moderaten Einlagenwachstum.Im Provisionsgeschäft gab es zwar bei der Vermittlung von Wertpapieren, Finanzprodukten und Immobilien gute Wachstumsraten, die aber durch den pandemiebedingten Rückgang im Zahlungsverkehr (weniger Kreditkarteneinsätze bei Reisen oder in Restaurants) übertroffen wurden. Insofern schwächte sich der Provisionsüberschuss minimal auf 27,8 Mill. Euro ab. Die Kosten stiegen leicht auf 65,3 Mill. Euro. Tariferhöhungen, Mehraufwand für die Regulatorik sowie höhere IT-Investitionen waren dafür hauptsächlich verantwortlich. Einen Dividendenvorschlag für die Vertreterversammlung hat der Vorstand bislang noch nicht gemacht. Nach den Vorgaben der Bankenaufsicht waren für 2019 statt der ursprünglich geplanten 6 % nur 3 % Dividende ausgeschüttet worden. Für 2020 werde die Höhe wohl ähnlich sein, so Hildner.Mit Blick auf die Fusionsverhandlungen mit der VR Bank Untertaunus (vgl. BZ vom 30.10.2020) sagte Hildner, dass der Umfang des Personalabbaus noch nicht feststehe. Ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag soll langfristig durch den Zusammenschluss eingespart werden.