Weniger Bankgeschäft im Osten

Deutsche Institute könnten Engagement in Russland angesichts der Sanktionen weiter zurückfahren

Weniger Bankgeschäft im Osten

Seit Jahren sind die Forderungen deutscher Institute in Russland rückläufig. Die Branche zeigt sich mit Blick auf die geplanten Sanktionen daher gelassen. Einige Banken dürften ein weiterhin schrumpfendes Geschäft in Russland jedoch deutlich spüren.jsc/bn Frankfurt – Die deutsche Kreditwirtschaft hält die Folgen der Sanktionen gegen Russland für die deutsche Wirtschaft und Kreditinstitute für überschaubar. “Es wird dabei auch gewisse Auswirkungen auf unsere Wirtschaft geben, aber die sind zu akzeptieren”, erklärte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), in einer Mitteilung.Es gelte das “Entscheidungsprimat der Politik”. Die geplanten Sanktionen sehen ein Verbot längerfristiger Finanzierungen für russische Banken vor, die zu mindestens 50 % vom russischen Staat kontrolliert werden. Die Auswirkungen auf die westlichen Gläubiger seien begrenzt, so der BdB in der Mitteilung, solange die russischen Banken ihrem Schuldendienst auf bestehende Verbindlichkeiten nachkämen. Damit könne “wohl noch für einige Zeit” gerechnet werden, hieß es am Mittwoch.”Vor allem das Verbot von längerfristigen Finanzierungen für russische Banken in Staatsbesitz, das die EU und die USA erlassen, wird die externe Finanzierung der russischen Wirtschaft empfindlich treffen”, erklärte Kemmer weiter. Die möglichen Auswirkungen für die deutsche Branche seien jedoch überschaubar, wie der BdB mit Blick auf eine Statistik der Deutschen Bundesbank sagte. Demnach belaufen sich die Forderungen der hiesigen Branche in Russland inklusive Auslandstöchter auf 16,8 Mrd. Euro per Ende März, davon allein 9,2 Mrd. Euro an Banken – ein geringer Wert angesichts von Auslandsforderungen von insgesamt 2,05 Bill. Euro. Einzelne Institute, die stärker in Russland engagiert seien, könnten mittelbar von einem rückläufigen Geschäft betroffen sein, sagte ein Sprecher. Es sei jedoch noch zu früh, um belastbare Angaben zu machen. Sprecher der Deutschen Bank sowie der Commerzbank stießen ins selbe Horn.”Wir beobachten die Entwicklungen und werden, wenn erforderlich, alle Sanktionen umsetzen wie von den zuständigen Behörden angeordnet”, hieß es bei der Deutschen Bank. Einigkeit besteht in der Branche darin, dass Sanktionen das Geschäft mühsamer werden lassen, weil der Kontrollaufwand steigt. Schließlich müssen Banken dann im Einzelfall klären, ob sich Namen von Geschäftspartnern etwa im Zahlungsverkehr oder in der Handelsfinanzierung auf Listen mit Adressen finden, die zu meiden sind.Deutsche Bank und Commerzbank sind in Russland jeweils in Moskau und St. Petersburg aktiv in Sachen Firmenkundengeschäft, Handelsfinanzierungen und Zahlungsverkehr, die Commerzbank unterhält zudem eine Repräsentanz in Nowosibirsk. Allein die Commerzbank beschäftigt in Russland 140 Mitarbeiter.Die Forderungen deutscher Institute in Russland sind bereits seit Jahren rückläufig (siehe Grafik). Die Sanktionen gegen Russland könnten dazu beitragen, dass sich dieser Trend fortsetzt. Die Forderungen der staatlichen Förderbank KfW, nach Bilanzsumme das drittgrößte Kreditinstitut in Deutschland, belaufen sich in Russland konzernweit auf derzeit 2,1 Mrd. Euro. Zugesagte Mittel für Russland seien überwiegend abgesichert, hatte die KfW noch im April erklärt. Ob und wie die KfW ihr Engagement in Russland fortführen könne, erörtere die Bank derzeit mit der Bundesregierung, erklärte ein Sprecher. Er ließ offen, ob nun etwa die Kooperation mit der russischen Förderbank Vnesheconombank (VEB) auf der Kippe stehe. Über diese soll die KfW Kredite an russische Kommunen vergeben, wie die beiden Förderinstitute noch Mitte 2013 in einer Absichtserklärung festgehalten haben.