Wenn der Sparkassenbus kommt
Wenn der Sparkassenbus kommt
Zahl der mobilen Filialen bundesweit rückläufig – Sonderfall in NRW
fir Frankfurt
In Zeiten des Online- und Mobile Banking muten Sparkassenbusse nahezu wie Relikte aus einer anderen Welt an. Doch sind aktuell 60 dieser fahrbaren Filialen in der Republik unterwegs, um in ländlichen Regionen die Versorgung gerade der älteren, weniger digitalaffinen Kundschaft mit Bargeld und Finanzdienstleistungen sicherzustellen. Deren Zahl sinkt freilich: So waren 2015 noch 67 Busse im Einsatz, weiß der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), der den Rückgang auf die zunehmende Verbreitung bargeldlosen Bezahlens und der Beratung über digitale Kanäle zurückführt.
Auf eine Ausnahme weist Peter Barkow, Geschäftsführer von Barkow Consulting, hin: Im Verbandsgebiet des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV) mit Sitz in Düsseldorf hat sich die Zahl der fahrbaren Vertriebseinheiten seit 2015 von sechs auf nun 17 nahezu verdreifacht, zeigt eine Analyse der Beratungsgesellschaft namens "Die Düsseldorfer Sparkassen machen mobil". Der RSGV bestätigt die Zahlen.
"Eiswagen für Geld"
Das laut Barkow "einem 'Eiswagen' für Geld und Gelddienstleistungen" ähnelnde Modell sei erdacht worden, um dem fortschreitenden Filialabbau etwas entgegenzusetzen. In der Theorie klinge das Konzept vielversprechend, entspreche aber vom Sonderfall in Nordrhein-Westfalen abgesehen nicht den Erwartungen. "Bislang hat sich das Konzept mobiler Filialen bei den Sparkassen anscheinend noch nicht durchgesetzt", sagt Barkow. "Düsseldorf ist der einzige Verbandsbereich, der einen nennenswerten Zuwachs verzeichnen kann." Damit zeige sich, dass regionale Strategien und Marktbedingungen erheblichen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg solcher Initiativen haben könnten.
Der DSGV verweist auf generell gute Erfahrungen mit den Sparkassenbussen, das Angebot werde – gerade von älteren Menschen – immer noch gerne genutzt. Die Busse, die Ortschaften in der Regel einem festen Fahrplan folgend ansteuerten, würden vor Ort oft schon erwartet. "Die Sparkassen begegnen mit diesem Angebot einer weiterhin bestehenden Nachfrage", sagt ein Sprecher des Dachverbands der Finanzgruppe.
KSK Köln weitet Nutzung aus
Jeden zehnten Sparkassenbus in Deutschland betreibt die Kreissparkasse (KSK) Köln, die dem RSGV als Mitglied angehört. Sie hat den Einsatz der rollenden Zweigstellen über die Jahre ausgedehnt. Das Geschäftsgebiet des mit einer Bilanzsumme von annähernd 30 Mrd. Euro zu den größten Sparkassen der Republik zählenden Instituts erstreckt sich über 3.650 Quadratkilometer. Es umfasst Köln sowie vier Landkreise rund um die Metropole und ist somit auch von ländlichen Regionen geprägt.
Nach der Ausmusterung der bereits bis in die frühen achtziger Jahre im Einsatz befindlichen Busse hatte die KSK vor zehn Jahren "die Renaissance der mobilen Filialen ausgerufen", erinnert sich ein Sprecher. 2013 mit vier Fahrzeugen gestartet, ist deren Zahl demnach vor fünf Jahren auf sechs Fahrzeuge ausgeweitet worden.
800 Besuche pro Woche
Die sechs Fahrzeuge machten in mehr als 50 Ortschaften wöchentlich Station und erfreuten sich einer sehr positiven Resonanz, insbesondere bei Menschen, die wenig mobil sind, sagt der KSK-Sprecher. "Im Mittel verzeichnen unsere Haltepunkte rund zehn Kundenbesuche pro Stunde oder mehr als 800 pro Woche."
Auch die flexiblen Einsatzmöglichkeiten hebt er hervor. "So konnten wir zum Beispiel nach der Flutkatastrophe von 2021 umgehend reagieren und mit der mobilen Filiale diejenigen Regionen versorgen, in denen Filialen von uns zerstört wurden." Auch bei größeren regionalen Veranstaltungen wie Stadtfesten sei der Sparkassenbus bisweilen im Einsatz.
Besonders geschätzt werde von den Kunden, dass ihnen persönliche Ansprechpartner zur Seite stünden. Bei den Anliegen handele es sich zumeist um Bargeldgeschäfte, Zahlungsaufträge oder den Abruf von Kontoauszügen. Beratungswünsche würden an die nächstgelegene Filiale übergeben. Alles in allem hat sich die mobile Filiale dem Sprecher zufolge als Baustein im Service- und Vertriebsangebot der KSK "bestens bewährt" und werde auch in Zukunft eingesetzt.