Wenn sich der Chef per LEI digital autorisiert

Blockchain bietet neue Nutzungsmöglichkeiten

Wenn sich der Chef per LEI digital autorisiert

fir Frankfurt – Neue Einsatzmöglichkeiten für den Identifikationscode Legal Entity Identifier (LEI) sind am Donnerstag bei der 10. International Financial Standards Conference (IFSC) in Frankfurt vorgestellt worden. Eine digitale, überprüfbare Identität sei eine mögliche Anwendung einer Blockchain-basierten LEI-Nutzung, sagte Christoph Schneider, Head of IT Development & Operations von der Global LEI Foundation (Gleif). In diesem Szenario wird der LEI mit Referenzdaten zu Personen verknüpft, die autorisiert sind, für das Unternehmen bestimmte Tätigkeiten zu übernehmen.Aufgabe der in Frankfurt angesiedelten Gleif ist es, global einheitliche LEI-Standards zu gewährleisten und die technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Mit dem LEI als international standardisierter Nummer zur Identifikation einer juristischen Person weisen sich Finanzmarktteilnehmer wie Unternehmen, Banken und Investmentfonds untereinander und gegenüber Aufsichtsbehörden aus.Dem von Schneider dargestellten Anwendungsfall zufolge ist es etwa möglich, die Identität eines CEO einer Firma technisch zu beweisen. In zwei Versuchen auf Blockchain-Basis hatte eine Bank einer Aufsichtsbehörde ein Dokument unter Zuhilfenahme einer LEI einzureichen und im Zuge dessen die Identität des CEO digital nachzuweisen.Die Bank wendete sich an eine LEI-Vergabestelle, die befugt ist, in bestimmten Ländern LEIs an Rechtsträger wie Firmen und Banken auszugeben, die an Finanztransaktionen beteiligt sind. In dem von Schneider skizzierten Fall lieferte die Bank aber nicht nur den LEI, sondern auch eine elektronische Legitimationsbescheinigung über den CEO, gleichsam eine von der LEI-Vergabestelle geprüfte und bestätigte digitale Identität. Damit kann der CEO beispielsweise beweisen, dass er befugt ist, das entsprechende Dokument bei der Aufsichtsbehörde einzureichen. Für Wirtschaft erschließenSchneider kann sich weitere Anwendungsgebiete für das Verfahren vorstellen, so etwa im Onboarding, also der Kundenidentifizierung im digitalen Kontoeröffnungsprozess (Know Your Customer, KYC). Gleif beabsichtige nicht, derartige Lösungen selbst auszuarbeiten, sondern hofft auf private Anbieter. “Wir wollen darstellen, was möglich ist, um es für die Wirtschaft zu erschließen”, sagte Schneider.1,5 Millionen aktive LEI existierten Ende des dritten Quartals, geht aus einer Präsentation hervor, die der stellvertretende Gleif-Vorsitzende Wolfgang König auf der Konferenz hielt. Die drei wichtigsten Märkte sind demnach die USA, Großbritannien und Deutschland. Größte LEI-Ausgabestelle ist GMEI Utility des US-Clearinghauses DTCC, gefolgt von der London Stock Exchange und dem WM Datenservice, der als Teil der WM Gruppe zur Herausgebergemeinschaft Wertpapier-Mitteilungen Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG gehört, die wiederum auch die Börsen-Zeitung herausgibt. Die WM Gruppe organisiert auch die IFSC. Der Finanzstabilitätsrat (FSB), ein internationales Gremium aus Notenbanken und Aufsichtsbehörden, hat Gleif 2014 nach eigenen Angaben gegründet, “um Risiken zu bewerten, korrigierende Maßnahmen zu ergreifen und Marktmissbrauch gegebenenfalls zu minimieren sowie die Genauigkeit von Finanzdaten zu verbessern”.